Todesflug: Hubschrauber zerreißt Hochspannungsleitung und stürzt ab

Lieser · Bei einem Hubschrauberabsturz im Moselort Lieser ist gestern Morgen ein 26-jähriger Pilot aus Baden-Württemberg ums Leben gekommen. Er flog in zwei 110.000-Volt-Leitungen.

 Hubschrauberabsturz in den Weinbergen von Lieser. Der Pilot kam dabei ums Leben.

Hubschrauberabsturz in den Weinbergen von Lieser. Der Pilot kam dabei ums Leben.

Foto: Klaus Kimmling

Er war erst 26 Jahre alt, und das Fliegen war seit seinem 14. Lebensjahr seine große Leidenschaft - die ihn am Ende das Leben kostete. Gestern Morgen um 9 Uhr stürzte der Pilot aus Baden-Württemberg mit einem Spritzhubschrauber in einem Weinberg in der Lage Paulinsberg in Lieser ab und flog in zwei Hochspannungsleitungen. Er starb an der Unfallstelle.
Die Polizei Bernkastel-Kues geht davon aus, dass der junge Mann, der schon seit Jahren auch an der Mosel flog und als sehr guter Pilot bekannt war, wegen der tiefstehenden Sonne in Flugrichtung die Stromleitungen nicht sehen konnte. Der Rotorkopf der Maschine blieb in den Leitungen hängen und wurde abgerissen, der Pilot stürzte in der Kabine etwa 20 Meter in die Tiefe.
Tausende Haushalte von Bernkastel-Kues über Wintrich und Morbach bis nach Blankenrath - allein 40 Dörfer im Hunsrück - waren zeitweise ohne Strom. Nach Auskunft von RWE war der Hunsrück um 9.30 Uhr wieder mit Strom versorgt. Erst um 14 Uhr gab es in Bernkastel-Kues flächendeckend wieder Strom.
Während die Stromleitungen in sogenannten Landeanflugszonen in unmittelbarer Nähe von Flughäfen mit rot-weißen Signalbällen mit Radarreflektoren ausgestattet sind, war dies an der Unfallstelle nicht der Fall. Es sei, so RWE, nicht möglich, das gesamte Netz in Deutschland damit auszustatten. Erst Ende Mai war ein Spritzhubschrauber am Moselkraftwerk Detzem an einer 110.000-Volt-Freileitung hängen geblieben; der Pilot konnte die Maschine aber sicher landen. Laut Polizei war der gestrige Absturz der dritte Vorfall im Raum Bernkastel-Kues in 20 Jahren, bei dem eine Starkstromleitung gekappt wurde.
Der Hubschrauber war auf dem Flughafen Hahn stationiert. Agrarpiloten fliegen besonders tief, um die Pflanzenschutzmittel zielgenau zu verteilen. Das Luftfahrtbundesamt untersucht die Unfallstelle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort