Über den Tellerrand schauen

Vor 150 Jahren wurde in Wittlich der Verband der evangelischen Diaspora-Pfarrer im Rheinland gegründet. Zu seinem Jubiläum kehrte der Verband zu seinen Wurzeln in der Eifel zurück und traf sich in Wittlich zu seiner Jahrestagung. Dabei ging es nicht nur um den Rückblick auf die lange Geschichte, sondern auch um die aktuelle Situation von evangelischen Gemeinden in einem überwiegend katholisch geprägten Umfeld.

 Zurück am Gründungsort: Der Vorsitzende des Verbands der evangelischen Diaspora-Pfarrer im Rheinland, Pfarrer Hartmut Ohlendorf (links), informiert über die aktuelle Situation der evangelischen Gemeinden. TV-Foto: Dieter Junker

Zurück am Gründungsort: Der Vorsitzende des Verbands der evangelischen Diaspora-Pfarrer im Rheinland, Pfarrer Hartmut Ohlendorf (links), informiert über die aktuelle Situation der evangelischen Gemeinden. TV-Foto: Dieter Junker

Wittlich. Im 150. Jahr seines Bestehens hat der Verband der evangelischen Diaspora-Pfarrer im Rheinland mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Kirchengemeinden in der Diaspora werden größer, die Belastung der Pfarrer immer umfangreicher.

Gleichzeitig werden die Mitglieder im Verband älter, immer weniger jüngere Pfarrer aus Diaspora-Gemeinden sind bereit, mitzuarbeiten. Und das Inter esse der rheinischen Landeskirche an der Arbeit des Verbandes ist gering.

"Leider nahm kein Vertreter der Kirchenleitung an unserer Jubiläumstagung in Wittlich teil", bedauerte Hartmut Ohlendorf. Der Neuwieder Pfarrer ist seit rund zehn Jahren Vorsitzender des Verbandes. Und er fügt hinzu: "Wir müssen sehen, dass sich das Verhältnis zur Landeskirche in Düsseldorf in den nächsten Jahren wieder verbessert." Doch auch in den eigenen Gemeinden schwindet das Interesse an der Verbandsarbeit. "Angesichts von Sparmaßnahmen vor Ort überlegen viele Presbyterien, ob es noch sinnvoll ist, in unserem Verband zu bleiben", betonte Ohlendorf auf der Jahrestagung. Derzeit sind rund 120 Diaspora-Gemeinden aus der evangelischen Kirche im Rheinland, die vom Niederrhein bis nach Saarbrücken reicht, Mitglied des Verbandes. "Hier müssen wir innerhalb der Kirche noch viel Überzeugungsarbeit leisten", sagt der Vorsitzende.

Denn dass die Arbeit des Verbandes wichtig ist, daran besteht für die Diaspora-Pfarrer kein Zweifel. "Mal über den Tellerrand schauen, Erfahrungen austauschen und zu sehen, wie andere Diaspora-Gemeinden mit ihrer Situation umgehen, das tut gut", betont Thomas Werner, evangelischer Pfarrer in Zell an der Mosel und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes. Denn die Arbeit in einer ländlichen Region mit vielen Dörfern und langen Wegen ist seiner Ansicht nach mit der in einer Großstadt oder in einem rein evangelischen Umfeld nicht zu vergleichen.

Um wieder mehr Interesse an der Verbandsarbeit zu erreichen, wollen die Diaspora-Pfarrer gezielt jüngere Amtskollegen für eine Mitarbeit gewinnen, aber auch Presbyter einladen und ihnen die Arbeit des Verbandes näher bringen. Pfarrer Ohlenfeld: "Wir brauchen mehr Mitstreiter." Extra Der Verband evangelischer Diaspora-Pfarrer im Rheinland wurde 1859 in Wittlich auf Initiative der Inneren Mission gegründet, damals als "Rheinische Diaspora-Prediger-Konferenz". Zunächst vor allem von Pfarrern aus der Eifel getragen, schlossen sich rasch Theologen auch aus anderen Regionen bis hin nach Hohenzollern-Sigmaringen und Elsaß-Lothringen dem Verein an. Er ist heute einer der letzten Verbände dieser Art in Deutschland und versteht sich als Sprachrohr der Diasporagemeinden in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Dem Verband gehören neben den rund 120 Kirchengemeinden weitere 120 Einzelmitglieder an. Hartmut Ohlendorf: "Die Gründer hier in Wittlich konnten damals noch nicht ahnen, dass sich aus diesen Anfängen einmal einer der ältesten Verbände innerhalb der rheinischen Kirche entwickeln würde." (dju)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort