Ungewöhnlichste Kurve der Mittelmosel

Die Andeler freuen sich. Seit es an einem Ortseingang eine künstlich angelegte Kurve gibt, sind die Autos langsamer unterwegs. Große Fahrzeuge haben allerdings Probleme. Eine Verbreiterung der Fahrbahn wird es aber nicht geben.

 Für Lastwagenfahrer ist es kaum möglich, auf der eigenen Spur zu bleiben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Für Lastwagenfahrer ist es kaum möglich, auf der eigenen Spur zu bleiben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Andel. Der Bernkastel-Kueser Stadtteil Andel präsentiert sich seit einiger Zeit in neuem Licht. Die durch den Ort führende B 53 sowie die Straßen im alten Ortskern wurden saniert, die Wasserleitungen in diesem Bereich erneuert und erstmals ein Abwasserkanal verlegt.

Und noch etwas ist neu. Hinter dem Ortseingang aus Richtung Mülheim wartet eine künstlich angelegte Kurve, die, was den Radius betrifft, an der Mittelmosel einmalig sein dürfte.

Diese Schikane zwingt die Verkehrsteilnehmer, ihre Geschwindigkeit drastisch zu drosseln. Auf der ursprünglich geraden Strecke wurde vorher immer gerast. Besonders nachts sei dies so gewesen, berichten die Anwohner Manfred Bohn und Birgit Roß. "Viele Autofahrer waren mit Tempo 80 oder 90 unterwegs", sagt Ortsvorsteher Rolf Kröhner.

Daher waren die Andeler froh, mit ihrem Wunsch auf Verkehrsberuhigung beim Landesbetrieb Mobilität Straße (LBM) auf offene Ohren zu stoßen. Die Schikane erfülle auch ihren Zweck. "Es ist viel besser geworden", sagt Manfred Bohn.

Allerdings, so Ortsvorsteher Kröhner, sei auf den Plänen nicht ersichtlich gewesen, wie scharf die Kurve wirklich ist. "Zwei Lastwagen kommen da nicht aneinander vorbei", sagt er. Das sei aber so gewollt, erläutert LBM-Fachgruppenleiter Klaus Wagner. "Bei der Abwägung zwischen Komfort und Sicherheit haben wir uns zugunsten der Sicherheit für eine gewisse Behinderung entschieden", erläutert er.

Für eine bessere Sicherheit seien mittlerweile die Bordsteine mit Reflektoren ausgestattet, Leitpfosten aufgestellt und ein Mittelstreifen angelegt worden. Gerade der lange Zeit fehlende Mittelstreifen habe vielen Verkehrsteilnehmern die Orientierung erschwert, berichtet Rolf Kröhner.

Vier Unfälle mit drei Verletzten haben Beamte der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues seit 2008 dort aufgenommen. Zweimal waren Motorradfahrer betroffen, einmal streifte ein Lastwagen ein Auto, einmal verunglückte ein alkoholisierter Autofahrer.

Nicht zu jedem Unfall werde aber die Polizei gerufen, sagen die Anwohner. "Es quietscht sehr oft", sagt Birgit Roß. Von einer Unfallhäufigkeit könne bei mehreren Tausend Fahrzeugen am Tag aber nicht gesprochen werden, sagt Klaus Herrmann, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. "Ob die Kurve optimal gestaltet ist, weiß ich aber auch nicht", sagt er.

Etwa 100 Mal am Tag, so Fahrdienstleiter Georg Becker, sind Busse der Moselbahn auf dieser Strecke unterwegs. Das Unternehmen hat wenige Hundert Meter entfernt einen Betriebshof. "Man muss vorausschauend fahren und gegebenenfalls warten", sagt Becker. Einmal habe es eine Begegnung zwischen einem Bus und einem Lastwagen gegeben, weil die Fahrer diese Vorausschau nicht walten ließen. Bei beiden Fahrzeugen seien aber nur die Außenspiegel abgerissen worden.

Gibt es einen Weg, um den Begegnungsverkehr zu entschärfen? Rolf Kröhner kann sich vorstellen, dass der sehr hohe Bordstein etwas abgefräst wird. Lastwagen- und Busfahrer könnten dann ausweichen.

Der LBM sieht dagegen auch in Absprache mit der Polizei keinen Bedarf für eine Verbreiterung der Fahrbahn. "Wenn wir etwas ändern, machen wir den Verkehr wieder schneller. Damit tun wir den Andelern keinen Gefallen", sagt Klaus Wagner.

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