Unternehmer, Politiker, Richter

WITTLICH. Der Wirtschaftskreis Wittlicher Tal begeht heute feierlich sein zehnjähriges Bestehen. Ein Mann hat ihm über viele Jahre seinen Stempel aufgedrückt: Bernard Clemens, Gründer der Firma Maschinenfabrik und Fahrzeugbau Clemens.

Wenn er aus seinem Leben erzählt, scheint es fast, als habe er nur gearbeitet. Nachdem Bernhard Clemens sein Verkaufstalent einmal entdeckt hatte, war er als Geschäftsmann nicht mehr zu bremsen. Er exportierte den Namen Clemens und seine Ideen in viele Weinbauländer der Welt. Wenn er deutsche Wirtschaftsdelegationen begleitete, reiste er weit: nach Ungarn und in die ehemalige Tschechoslowakei, bis China, Argentinien, Chile oder Japan zum Beispiel. Für seine zahllosen ehrenamtlichen Tätigkeiten im wirtschaftlichen, politischen, aber auch kirchlichen Bereich erhielt er 1992 das Bundesverdienstkreuz."Nur noch in beratender Funktion"

Immerhin, so gesteht der 1921 in Zemmer geborene Clemens, gönne er sich auch hin und wieder "ein kleines bisschen Luxus". Dazu gehöre, dass er nicht mehr in aller Herrgottsfrühe in die Firma muss. "Ich bin nur noch in beratender Funktion tätig", sagt der innovative Seniorchef, dessen älteste Söhne den Betrieb inzwischen führen: Bernd als Geschäftsführer, Thomas im Export für Europa und Übersee. Als Bernard Clemens 1948 aus dem Krieg zurück kam, tat er sich zur Firmengründung mit seinen Brüdern Nikolaus und Matthias zusammen. Im Jahr 1968 verlegte der Betrieb seinen Standort von Zemmer nach Wittlich. In mehr als 55 Jahren Firmengeschichte ist vieles geschehen, eines jedoch blieb immer gleich: "Wir haben immer Nischenprodukte entwickelt und hergestellt", sagt Clemens. Womit die Firma stets genau den Nerv der im Weinbau Beschäftigten traf. Im Jahr 1955 zum Beispiel: Da baute die Firma den ersten Sitzpflug für Weinberge in Steillagen. Oder 1964, als sie den ersten Stockräumer für die Unkrautbekämpfung zwischen den Stöcken entwickelten, eine große Erleichterung für die Winzer. Seit 1970 eroberte Clemens sich den nächsten Markt, die Kellereitechnik: Etikettiergeräte, Weintanks, Flaschenreiniger, heute vollautomatisch mit immensen Stückzahlen in der Stunde im Einsatz. "Mein Hobby ist noch immer die Mechanisierung des Steilhangs", sagt Clemens, der in all den Jahren mehr als 400 junge Menschen ausbildete. Zur Zeit beschäftigt die Firma 20 Azubis. Auch für Clemens sind die Zeiten rauer geworden. Schwer sei es, in seiner Nische wirklich top zu bleiben, verrät der Senior, dessen Augen immer über den Wittlicher Tellerrand hinaus blickten. Um die Interessen der hiesigen, meist mittelständischen Betriebe gebündelt formulieren zu können, mobilisierte er 1994 an die 30 Unternehmer-Persönlichkeiten und gründete den Wirtschaftskreis Wittlicher Tal, dessen Vorsitzender er bis 2002 bleiben sollte. Inzwischen sitzen mehr als 80 Selbstständige mit im Boot, und Wittlich hat sich als aufstrebender Wirtschaftsstandort zwischen Koblenz und Trier fest etabliert.20 Jahre beim Trierer Landgericht

Um Kommunikation geht es auch im Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, der einerseits jungen Menschen den Weg in die Berufswelt erleichtern, andererseits den Unternehmern dabei helfen soll, die richtige Persönlichkeit für ihre Bedürfnisse zu finden. Denn auch diese Suche gestalte sich zunehmend schwieriger, sagt Bernard Clemens. Man könnte die Liste der Aktivitäten des sechsfachen Großvaters beliebig verlängern: Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU war er, 20 Jahre lang Handelsrichter beim Trierer Landgericht, 15 Jahre lang Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer, acht Jahre deren Vizepräsident, mehr als 20 Jahre Vorstandsvorsitzender einer Raiffeisenbank, Mitglied im Verwaltungsrat in Zemmer und Wittlich und vieles mehr. Eine Legislaturperiode lang brachte er seine kostbare Zeit auch im Kreistag ein.

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