Vergessenes Versteck im Veldenzer Wald

Nach den Vorstellungen des Veldenzer Altbürgermeisters Kurt Kruft sollte ein gegen Kriegsende als Versteck genutzter Schieferstollen auf Gemeindegrund Besuchern zugänglich gemacht werden.

 Bei einer Exkursion unter Tage haben der Veldenzer Altbürgermeister Kurt Kruft (hinten, Zweiter von rechts), sein Bruder Heinz (links) und dessen Sohn Bernd (rechts) mit Bergbauingenieur Erich Plesken und Erntehelfer Jaroslaw Jarek (vorne) den Stollen erkundet, in dem sich kurz vor Kriegsende junge Männer versteckt haben sollen. Foto: privat/TV-Repro: Ursula Schmieder

Bei einer Exkursion unter Tage haben der Veldenzer Altbürgermeister Kurt Kruft (hinten, Zweiter von rechts), sein Bruder Heinz (links) und dessen Sohn Bernd (rechts) mit Bergbauingenieur Erich Plesken und Erntehelfer Jaroslaw Jarek (vorne) den Stollen erkundet, in dem sich kurz vor Kriegsende junge Männer versteckt haben sollen. Foto: privat/TV-Repro: Ursula Schmieder

Veldenz. (urs) Durch den Kauf eines Waldgrundstückes hat Kurt Kruft, Altbürgermeister von Veldenz, zufällig von einer Begebenheit kurz vor Kriegsende erfahren. In einem Stollen in der Nähe seines Grundstückes sollen sich wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner eine Handvoll Männer versteckt haben. Die zum Volksturm Abkommandierten versuchten, dort ihrem Schicksal zu entgehen. Doch beinahe wäre ihr Versteck entdeckt worden, wie Kruft von einem aus Veldenz stammenden Mann erfahren hat. Der heute in Neuwied lebende Erhard Weber habe ihm erzählt, dass es Krufts Großvater Wilhelm zu danken sei, dass es nicht dazu kam. Laut Weber hatte sein Onkel, ein Polizist, die Männer im Ort abends gewarnt. Wer nicht freiwillig nach Morbach aufbreche, den müssten sie dort hinbringen. Außerdem habe sein Onkel seinen Nachbarn Willi Kruft gebeten, die Jugendlichen des Jahrgangs 1930 im Stollen zu verstecken. Als die Flüchtlinge sich dort in Sicherheit wähnten, sei jedoch Feldpolizei oberhalb des Stollens aufgetaucht. Willi Kruft habe daraufhin überlegen reagiert. Er habe die beiden Soldaten zu Schnaps und Wein eingeladen und mit ihnen über seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg geplaudert.

Stollen könnte zum Besucherbergwerk werden



Inzwischen hat sich Kruft mit Verwandten und einem ihm bekannten Bergbauingenieur auf Spurensuche begeben. Erich Plesken aus Herten (Nordrhein-Westfalen) hatte in Veldenz eigentlich lediglich seinen Urlaub verbringen wollen. Die Erkundung des betreffenden Stollens, zu dem der obere von insgesamt fünf Eingängen führt, hat er aber wohl gern übernommen. Laut Kurt Kruft zeichnet Plesken nämlich auch verantwortlich für ein österreichisches Besucherbergwerk. "Er war ganz begeistert", berichtet der Altbürgermeister von der "mit Beleuchtung und Fachführung" gewagten Expedition in das Innere des auf Gemeindegrund befindlichen Stollens. Etwa 60 Meter sei es geradeaus gegangen. Danach habe sich der Stollen, der wie die anderen vier dem Schieferabbau diente, geweitet. Und zwar so, dass sein Bruder gemeint habe, dass darin "ein Leiterwagen drehen" könnte. Insgesamt weise der Stollen etwa acht Räume auf, die aber teils nur kriechend zu erreichen seien. An der Decke seien zudem Pfeile erkennbar, die den Weg hinaus zeigten.

Seit dem Ausflug unter Tage lässt den Altbürgermeister eine Überlegung kaum mehr los: "Mein Wunsch wäre, diesen Stollen als Besucherbergwerk frei zu legen. Die Geschichte von dem Stollenversteck könnte dann an authentischem Ort erzählt werden." Auch Zeitzeuge Werner Sonne, 1929 in Veldenz geboren, weiß von dem Stollen. Mit vier oder fünf Männern hatte er sich als 15-Jähriger dort eigentlich verstecken wollen, sich dann aber für einen Unterschlupf unter freiem Himmel entschieden. "Wir hatten den Stollen vorher sauber gemacht und wollten da rein", berichtet er. Doch letztlich war es ihnen dann dort einfach zu eng, weshalb sie in einem darüber gelegenen Tannenwald mit meterhohen Bäumen campierten. Dem Volkssturm entging die Gruppe aber auch dort. Drei, vier Tage später seien die Amerikaner schon da gewesen, erinnert sich Sonne.

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