Viel Gefühl für Pfeifen

ZELTINGEN-RACHTIG. Die Rachtiger sprechen schon von einem geschichtlichen Ereignis: Am 6. März wird die neue Orgel geweiht. Derzeit wird aber noch mit Hochdruck daran gearbeitet.

 Friedbert Weimbs (Zweiter von Links) und Christoph Morschhäuser (rechts) bearbeiten eine Pfeife. Egon Kappes (links) und Josef Thiesen schauen interessiert zu.Foto: Clemens Beckmann

Friedbert Weimbs (Zweiter von Links) und Christoph Morschhäuser (rechts) bearbeiten eine Pfeife. Egon Kappes (links) und Josef Thiesen schauen interessiert zu.Foto: Clemens Beckmann

Nicht nur im Fußball gibt es eine Winterpause. Auch Orgelbaumeister Friedbert Weimbs aus Hellenthal (Eifel) hatte ein kurze Pause eingelegt, um sich dann wieder mit Hochdruck in die Arbeiten für die neue Orgel in der Rachtiger Marienkirche zu stürzen. Die Orgelweihe ist für den 6. März angesetzt. Natürlich hat die Orgel längst ihren vorgesehenen Platz eingenommen. Das Richtfest war am 3. Oktober vergangenen Jahres. Seither haben es Friedbert Weimbs und der Auszubildende Christoph Morschhäuser in erster Linie mit Pfeifen zu tun - genauer gesagt mit 1654 Pfeifen. Einige erreichen eine Länge von 2,60 Metern, andere sind so groß wie ein normaler Nagel. Weimbs muss jede von ihnen aufschneiden und bearbeiten, um den Klang zu bekommen, den er will. Leicht vorstellbar, dass die Proben an dem Gesamtwerk, das sich jeden Tag mehr vervollständigt, breiten Raum einnehmen. "Diese Arbeiten geben der Orgel ihren Charakter", sagt Weimbs. Genauso aufwändig wie das Werk des Baumeisters ist die Arbeit des Orgel-Fördervereins. Die Planungen für ein neues Kircheninstrument laufen bereits seit vielen Jahren. "400 000 Mark waren damals eingeplant", sagt Vorsitzender Egon Kappes, "mittlerweile sind wir bei 400 000 Euro." Die Steigerung komme nicht zustande, weil hier lustig Geld aus dem Fenster geworfen würde. Es habe sich, so Kappes, im Laufe der Zeit gezeigt, dass Arbeiten nötig geworden seien, an die im Vorfeld niemand gedacht hatte. So wurde unter anderem die Empore erweitert, damit der Kirchenchor endlich als eine kompakte Gruppe auftreten kann. Es muss aber niemand Angst haben, dass Gelder ausgegeben wurden, die nun für andere Projekte fehlen. Es wird darauf hinauslaufen, dass die Summe, die schließlich bezahlt werden muss, durch eine Vielzahl von ehrenamtlichen Aktivitäten und Spenden eingenommen wird. Ein herausragendes Beispiel: Durch den Verkauf des "Rachtiger Kochbuchs" kamen 35 000 Euro zusammen. Es gab große und kleine Aktionen. Sie aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Für Egon Kappes sind sie Ausdruck eines riesigen Engagements, das sich längst nicht nur auf Rachtig beschränkt.Der Organist freut sich auf die neue Orgel

Um die Dimensionen der Kosten zu begreifen, muss man sich die Größe der Orgel anschauen. "Die ist nämlich gar nicht so groß", klärt Egon Kappes auf. So weist die Orgel in der Briktius-Kirche in Kues mehr als 2220 Pfeifen auf und verfügt über 37 Register (Rachtig 27). Friedbert Weimbs hat schon viele Orgeln gebaut. "Die Rachtiger Orgel ist aber etwas Besonderes", sagt er. Das Gehäuse datiert auf das Jahr 1739. Von der König-Orgel - um eine solche handelte es sich wahrscheinlich - gab es nur zwei in der Region. Balthasar König war der Orgelbauer des Bistums Aachen. Einer freut sich besonders auf das neue Instrument: Organist Josef Thiesen. "Es bietet einen neuen Klang", sagt er. Thiesen wird die Orgel also ganz neu kennen lernen und sich intensiv mit ihr beschäftigen.

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