"Wir versuchen im Interesse der Frauen Politik positiv zu beeinflussen", beschreibt Jutta Merrem ein dringendes Anliegen des politisch neutralen Verbandes. Die Altricherin ist seit 1998 Geschäftsführerin des Landfrauenverbandes Kreis Bernkastel-Wittlich. Ein Beispiel für Bestrebungen in dieser Richtung dürfte die von der langjährigen Verbandsvorsitzenden Christa Klaß geleitete Unterschriftenaktion mit den Landfrauen des Kreises Daun sein. Dank des Einsatzes zum Erhalt der Kinderstation im Kreiskrankenhaus blieb diese bis heute bestehen. Doch erschöpfen sich die Aktivitäten des Kreisverbandes bei weitem nicht im politischen Engagement. Die Verbesserung der Möglichkeiten von Frauen und Familien im ländlichen Raum sowie die Förderung von Chancen und Qualifikationen sind die erklärten Ziele der Landfrauen. Weiterbildungsangebote im beruflichen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich sollen dies ermöglichen. Der Verband bietet daher neben Fachvorträgen und Seminaren auch praktische Kurse, Ausstellungen und Lehrfahrten an. Und zwar für alle interessierten Frauen und nicht nur für die eigenen Mitglieder. Und davon gibt es inzwischen schon viele. Annähernd 2800 Frauen sind heute im Kreisverband organisiert. Wovon schätzungsweise höchstens 15 Prozent aktive Bäuerinnen oder Winzerinnen sind. Das rege Interesse von Frauen aller Berufssparten belegt, dass der Verband sich zu einer bedeutenden Organisation von Frauen für Frauen gemausert hat. Einer der Schlüssel für den Erfolg ist mit Sicherheit das vielseitige, aktuelle und qualifizierte Weiterbildungsangebot. "Wenn man gute Weiterbildungsarbeit machen will, hat das auch seinen Preis", begründet Edith Baumgart die für das kommende Jahr anvisierte Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von derzeit noch 9,20 Euro auf voraussichtlich 15 Euro. Die letzte Erhöhung sei bereits 1998 gewesen. Dennoch - allzu hoch gegriffen hat der Verband mit dem künftigen Beitrag nicht: "Wir wollen mit anderer Leute Mitgliedsbeiträgen keine Gewinne erwirtschaften", betont die erste Kreisvorsitzende der Landfrauen. Dazu erklärt Klara Borsch, die zweite Vorsitzende: "Von dem Geld werden die Kursleiterinnen bezahlt, aber alle Arbeiten drum herum sind ehrenamtlich." Motivation: Engagement für den ländlichen Raum

Und dazu zählt der Einsatz von Vorstand und Ortsvertreterinnen ebenso wie der des Fahrten-Ausschusses, der sich um die Organisation und Koordination von Fahrten kümmert. Was die Ehrenamtlichen motiviert und auch eint, ist das Engagement für den ländlichen Raum. "Wir sind auf alles ansprechbar, wo wir mithelfen können", versichert Ursel Becker, die stellvertretende Kreisvorsitzende. Beim Landfrauenforum am Samstag, 29. März, werden die Landfrauen in der Morbacher Baldenauhalle zwischen 10 Uhr und 17 Uhr Einblick in die Palette ihrer Angebote gewähren. Auf dem Programm stehen Workshops von orientalischem Tanz über eine Internet-Shopping-Tour bis zur Specksteingestaltung. Zur Geschichte: Anfang der 50er Jahre kamen Bäuerinnen aus dem Altkreis Bernkastel erstmals zusammen, um zu lernen und sich weiterzubilden. Auf Einmach- und Backvorführungen folgten Kurse über das ordnungsgemäße Verpacken von Gefriergut. Im Laufe der Jahre verlagerte sich das Angebot von Arbeitserleichterung zu Erschließung neuer Einnahmequellen wie beispielsweise Selbstvermarktung. Rhetorik-Seminare und Computerkurse kamen hinzu. Den ersten gemeinsamen Vorstand wählten die ursprünglichen Abteilungen Hauswirtschaft in Wittlich und Morbach 1977. Nachdem der jährliche große Landfrauentag in den vergangenen Jahren in der Dreyshalle in Dreis stattfand, sind ab 2003 Mitgliederversammlungen der elf Regionen des Kreisverbandes im Zwei-Jahres-Turnus in Morbach vorgesehen. Die Landfrauen haben sich inzwischen zu einem der größten Frauenverbände im Kreis gemausert.