Vom Feilen und Lackieren

WITTLICH. Lernen für die Zukunft: 450 Schülerinnen haben sich in der Region Trier am fünften Girls’ Day vor Ort über technische Berufe informiert. Zwölf von ihnen kamen dazu ins Überbetriebliche Ausbildungszentrum nach Wittlich.

Schönheit ist ein Handwerk, das Frauen meist perfekt beherrschen. Aber mit schwerer körperlicher Arbeit haben Make-Up, Schuhe kaufen oder eine Nagelfeile nicht wirklich was zu tun. Im Gegensatz zu handwerklichen oder technischen Berufen. Dass es trotzdem zumindest einige kleine Zusammenhänge zwischen Handwerk und der Schönheitspflege gibt, zeigte der Rundgang durch das Überbetriebliche Ausbildungszentrum (ÜAZ) in Wittlich während des fünften Girls' Day. Denn auch hier ging es ums Feilen und Lackieren, um Schuhe und das Fönen von Haaren. Mit dem Schuhlöffel in die Schreinerei

Allerdings war das Feilen im ÜAZ für die Mädchen etwas anstrengender als die tägliche Maniküre. In der Metallwerkstatt des Ausbildungszentrums durften die Schülerinnen, die zwischen 13 und 16 Jahre alt sind, einen Metallblock mit der Feile bearbeiten. Ein seltener Anblick, denn Metallberufe werden in der Realität wegen der körperlichen Anstrengung kaum von Mädchen ausgeübt. Einen Raum weiter konnten die zwölf Mädchen von den Realschulen in Speicher, Wittlich und Bernkastel-Kues sowie vom Auguste-Viktoria-Gymnasium in Trier dann sehen, dass man mit Lacken auch andere Oberflächen als Fuß- oder Fingernägel bearbeiten kann. Lehrling Patrick Buchmann machte es vor und lackierte eine zuvor bearbeitete Kunststoffplatte in strahlendem Weiß. Bei Thomas Künzer, der die Azubis der Kunststofftechnik im ÜAZ betreut, konnten sich die Mädchen selbst aus einem Stück Plastik einen Schuhlöffel formen - mit einem Heißluftfön. "Aus dem Fön kommt gleich zirka 300 Grad warme Luft raus. Damit würden die Haare ruckzuck trocknen", sagte Künzer. In seinem Bereich habe er bisher bereits einige weibliche Auszubildende gehabt. "Oft ist es so, dass die in den Prüfungen immer gut abgeschnitten haben", sagte Künzer. Für die Ausbildung ist es wichtig, in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathe und Physik gute Noten zu haben. Und in Englisch, sagt Künzer: "Ein Teil der Prüfung ist auf Englisch." Die Anforderungen finden nicht bei allen Mädchen Zustimmung. "Englisch oder Deutsch ist ja kein Problem. Aber Mathe und Physik..." kommt da aus der Gruppe. Als es darum geht, besagten Schuhlöffel zu formen, waren die Schülerinnen aber wieder begeistert am Werk. Mit dem Löffel im Gepäck, ging es dann noch in die Schreinerei und zur den Mechatronikern. Am Schluss des Rundgangs hatte Gleichstellungsbeauftragte Ute Braun, die den Girls' Day im ÜAZ gemeinsam mit Volker Löwenberg vom Ausbildungszentrum organisiert hatte, noch ein Bewerbertraining mit Internetrecherche vorgesehen. Werden sich die Mädels nach dem Schnuppertag auch für technische Berufe bewerben? "Ich habe zwar noch keine Ahnung, was ich genau machen will, aber eher nichts in diesem Bereich", sagte Natascha Mathei. Ihre Freundin Susanne Braun fand den Tag zwar auch interessant, will aber "mehr was mit Kindern machen". Dann steht jetzt eben wieder das Feilen und Lackieren der Fingernägel auf dem Programm. Aber was soll's, Schönheit ist schließlich auch ein Handwerk.

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