Vom Gasthof zum Missionshaus

Wittlich-Wengerohr · Mit dem Bau des Missionshauses St. Paul in Wengerohr schuf die Gesellschaft des Göttlichen Wortes vor neun Jahrzehnten eine "heilige Niederlassung" der Steyler Missionare, die bis ins Jahr 2007 von der Ordensgemeinschaft genutzt wurde. Derzeit wird das markante Klostergebäude umgebaut und saniert.

 Das alte Missionshaus der Steyler Missionare diente einst als Restaurant und beherbergt heute wieder eine Gastwirtschaft. TV-Foto: Markus Philipps

Das alte Missionshaus der Steyler Missionare diente einst als Restaurant und beherbergt heute wieder eine Gastwirtschaft. TV-Foto: Markus Philipps

Foto: (m_kreis )

Wittlich-Wengerohr. Die wechselvolle Geschichte des Klosters St. Paul beginnt am Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Gemarkung Dorf im Distrikt "Amtsbüsch". Dort betrieb der Kaufmann und ehemalige Lindenwirt Peter Weber um 1907 bis 1921 eine gut besuchte Sommerwirtschaft, die "Volkspark" genannt wurde.
Als die Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyler Orden) nach dem Ersten Weltkrieg eine Niederlassung in der Eifel-Mosel-Hunsrückregion plante, stand Webers Gastwirtschaft mitsamt seinem 54 Morgen großen Grundbesitz zum Verkauf. In Anbetracht der Größe und der günstigen Verkehrslage nahe der früheren Eisenbahnlinie Wengerohr-Daun entschied sich die Missionsgesellschaft im Herbst 1921 für den Erwerb des Weber'schen Anwesens im Wittlicher Tal. Nachdem der Trierer Bischof Michael Felix Korum die Neugründung des Wengerohrer Klosters am 30. November desselben Jahres genehmigte, begannen zunächst Umbau- und Renovierungsarbeiten am ehemaligen Gasthaus "Volkspark".
Am 27. März 1922 konnten der erste Pater und drei Missionsbrüder das neu eingerichtete Missionshaus beziehen. Doch schon wenige Jahre später erwies sich das zierliche Gebäude als zu kleinräumig für die Erfordernisse der Missionsarbeit.

Heimat geschichte(N)


Daher projektierte man den Bau eines neuen, großen Missionshauses samt Schule, das Missionare heranbilden und in alle Welt senden sollte, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Im März 1925 erfolgte der erste Spatenstich. Das Wittlicher Tageblatt vom 12. Mai 1925 berichtete über die Grundsteinlegung: "Für unsern Ort und die Umgebung war heute ein besonderer Tag, galt es doch, die Grundsteinlegung zu dem von der Steyler Genossenschaft in Angriff genommenen Missionshause vorzunehmen. (...) Die in dem Grundstein eingelassene Urkunde (...) lautet in der Übersetzung wie folgt: ,Im Jubeljahre 1925, dem fünfzigsten seit der Gründung der Gesellschaft des Göttlichen Wortes, als Papst Pius XI. das Schifflein Petri lenkte, Franz Rudolf Bornewasser, Bischof von Trier, Wilhelm Gier, General Superior der Gesellschaft des Göttlichen Wortes und Hindenburg deutscher Reichspräsident war, als Landrat Bender an der Spitze des Kreises Wittlich stand und Dr. Bewerungen Bürgermeister von Bausendorf war, wurde dieser Grundstein zum Hause St. Paul, das zur Heranbildung von Schülern für die ausländischen Missionen der Genossenschaft des Göttlichen Wortes bestimmt ist, am 10. Mai gelegt von Hochwürden Herrn Severin Reuter, Pfarrer und Definitor in Bausendorf, als Vertreter des Hochwürden Herrn Franz Kaufmann, Pfarrer in Bombogen.' (...)"
Nach etwa anderthalb Jahren Bauzeit wurde das mit einem runden Glockenturm versehene Klostergebäude fertiggestellt. Die ersten Missionsschüler konnten im Haus aufgenommen und unterrichtet werden. In den folgenden Jahren war die Einrichtung stets mit 90 Schülern vollbesetzt.
Im Jahre 1939 wurden die Schule und das zugehörige Internat jedoch vorläufig von den Nationalsozialisten aufgelöst. Zudem diente das Missionshaus im Verlauf des Zweiten Weltkrieges als Lazarett. Seinerzeit wurde in dem Kloster auch die chirurgische Abteilung des Wittlicher Krankenhaus eingerichtet, das von Kriegseinwirkungen betroffen war.
Seine ursprüngliche Aufgabe als Steyler Missionsschule und Internat nahm St. Paul erst in den Jahren 1946 bis 1948 wieder auf. Der Schulbetrieb des Missionshauses blieb bis 1968 bestehen; das Internat hingegen wurde noch bis 1980 weitergeführt. Danach erfolgte ein Umbau des Klosters in ein Exerzitien- und Tagungshaus. Ab September 1980 wurde in St. Paul zudem das Noviziat der deutschen Provinzen des Steyler Ordens untergebracht. Personelle und finanzielle Schwierigkeiten sowie abnehmende Zahlen an Novizen und Interessenten bewirkten aber, dass der Orden die Niederlassung St. Paul aufgab. Nach Schließung der Bildungsstätte im Jahre 2004 erfolgten die Auflösung des Klosters im Jahre 2007 und ein Verkauf des Anwesens an die Kloster Machern AG. Zwei Jahre später übernahm die Immobiliengesellschaft St. Paul das denkmalgeschützte Klostergebäude, das derzeit umfassend saniert wird. phi

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