Vom Hochsitz in den Gartenstuhl

MUSWEILER. 24 Jahre lang war er der Bürgermeister. Nun ist Roman Hebler der erste und einzige Ehrenbürger seines Heimatortes.

Mobil ist er noch immer, der erste Ehrenbürger von Musweiler. Zum 80. Geburtstag beschenkte ihn die Gemeinde mit dieser hohen Ehre - bisher einzigartig in Musweiler. "Wir waren ein sehr gutes Team." Damals noch zu fünft im Gemeinderat, bewältigten Roman Hebler und seine Mannschaft alle anstehenden Aufgaben gemeinsam. Klar, er war der Bürgermeister, und das von 1969 bis 1993. Doch in den Vordergrund drängt er sich ungern. Dennoch genoss er es, als die Dorfjugend speziell für ihn ein Theaterstück aufführte: Gegeben wurde ein Stück, das davon erzählt, wie die Musweilerer zu ihrem Beinamen "Domherren" kamen.Bei Heblers Amtsantritt hatte Musweiler Schulden

"Um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert schrieb die Trierer Dombauverwaltung eine Anleihe zur Finanzierung von Baumaßnahmen am Dom aus", berichtete Hebler. 1200 Thaler liehen die Bauern damals aus - und bestanden auf der vereinbarten 20-jährigen Laufzeit mit entsprechend rentabler Verzinsung. Per Gerichtsbeschluss setzten sie sich durch und tragen bis heute erhobenen Hauptes diesen ehrenvollen Titel. Als Hebler das Bürgermeisteramt 1969 übernahm, hatte Musweiler Schulden, die Straße von Großlittgen her war viel zu schmal, die Flurbereinigung stand an, und noch begegneten sich die abends von der Weide heimkehrenden Rinder mitten im Ort. "Wissen Sie, was da manchmal los war?", erinnert er sich lachend. Dann legte der Rat los: Er ließ die Dorfstraßen pflastern, die Straßenbeleuchtung erneuern, die Zufahrt erweitern, die Kanalisation erbauen. Nicht nur die Ratsmitglieder zogen stets an einem Strang, auch in Verbandsbürgermeister Walter Densborn fand Hebler einen zuverlässigen Mitstreiter für seine Pläne. Rückblickend sagt er: "Wichtiger als alles andere war mir jedoch der Zusammenhalt der Menschen im Dorf." Hebler inszenierte Mai- und andere Dorffeste, bei denen regelmäßig Gelder für einen Pater in Südamerika abfielen, der in Himmerod beheimatet war, er setzte den alten Brunnen wieder in Gang, er war auch Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaft. Die Pacht war fast Musweilers einzige Einnahmequelle und daher nicht zu unterschätzen. Freude hat es ihm all die Jahre auf dem Hochsitz gemacht, "weil wir alle untereinander befreundet waren". Besonders wichtig war ihm die menschliche Komponente - sowohl bei der kirchlichen Mitarbeit als auch im Beruf. Begonnen hat die berufliche Karriere des 1924 in Platten geborenen Hebler als Maurer. Später fand er als Bauingenieur eine Anstellung bei einer Tiefbaufirma mit Sitz in Hamburg. Pipelines, Flugplätze, Schiffshebewerke hat er gebaut, bevor er 1962, in dem Jahr seiner Heirat, endgültig in Musweiler sesshaft wurde und eine Anstellung im Straßenneubauamt annahm. Auch bei der A 48/A 1 hatte er "die Finger im Spiel". Seit 1984 ist er im Ruhestand, der in seinem Fall eher von Unruhe gekennzeichnet ist: Gemüse isst er ausschließlich aus dem eigenen Garten, Kürbisse und das Obst für den farbenprächtigen Aufgesetzten zieht er selbst, und im Sommer erfrischt er sich nach wie vor im Swimmingpool hinter dem Haus. So lässt es sich gut leben - und Freunde willkommen heißen, die die Gastfreundschaft des großzügigen Ehrenbürgers gerne genießen.

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