Vom Wasser und von Hoffnung geprägt

Am 26. Januar erfolgt der erste Spatenstich für den Kestener Hochwasserdamm. Ortsbürgermeister Valentin Zimmer ist seit 1991 einer der Hauptakteure bei der Diskussion um Hochwasserschutz.

 Ausnahmezustand durch Hochwasser: Das erleben die Kestener regelmäßig. TV-Foto: Archiv/Nora John

Ausnahmezustand durch Hochwasser: Das erleben die Kestener regelmäßig. TV-Foto: Archiv/Nora John

 Unschöne Erinnerung: Valentin Zimmer zeigt, wie hoch das Wasser 1993 in seinem Wohnzimmer stand. TV-Foto: Clemens Beckmann

Unschöne Erinnerung: Valentin Zimmer zeigt, wie hoch das Wasser 1993 in seinem Wohnzimmer stand. TV-Foto: Clemens Beckmann

Kesten. Als Valentin Zimmer 1991 zum Ortsbürgermeister von Kesten gewählt wurde, wusste er, dass er in diesem Amt regelmäßig mit den Fluten der Mosel konfrontiert sein wird. Dass er es sogar mit einem Jahrhundertereignis zu tun haben würde, ahnte er nicht.

Ende Dezember 1993 war fast der gesamte Ort überflutet. Selbst für die Hochwasser gewohnten Kestener erreichte die Flut eine neue Dimension. Viele Bürger, auch Valentin Zimmer, verloren einen Teil ihres Hab und Gutes, weil das Wasser höher stieg, als es jeder lebende Moselanrainer bis dahin erlebt hatte.

Wenige Wochen später entbrannte die Diskussion um einen Schutzdamm. Zimmer erinnert sich an eine Gemeinderatssitzung im Februar 1994. "Wenn Kesten bestehen bleiben soll, muss was geschehen. Sonst laufen die Leute weg", wiederholt er einen markanten Satz von damals. Es war der Tag, an dem beschlossen wurde, einen Damm zu beantragen.

Seither ist viel Zeit vergangen. Immer wieder gab es Unmut. Bürger organisierten sich und protestierten gegen den ihrer Meinung nach schleppenden Fortgang der Planungen.

Es zogen auch Leute weg. Viele von ihnen fanden im auf der Höhe gelegenen Nachbarort Monzel eine neue Heimat und gründeten "Neu-Kesten". Die Einwohnerzahl ist von ehemals 530 auf circa 380 gesunken.

Schließlich erfolgte der Beschluss, dass ein 1100 Meter langer Damm gebaut wird, der den Ort zumindest vor einem mittleren Hochwasser schützt. Einer Flut wie 1993 oder Anfang 1995 wird er allerdings nicht standhalten. Ihn für ein solches Ereignis herzustellen, würde den finanziellen Rahmen sprengen. Immerhin sind für das Bauwerk, für das am kommenden Montag der erste Spatenstich erfolgt, 15 Millionen Euro eingeplant. Das Land zahlt den Löwenanteil, die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues trägt zehn Prozent der Kosten.

Valentin Zimmer war lange Zeit guter Hoffnung, dass er die Einweihung des Dammes noch in seiner Amtszeit erlebt. Doch das wird nicht der Fall sein. Der Damm wird voraussichtlich im Frühjahr 2010 fertig, Valentin Zimmer (Jahrgang 1940) wird bei der Kommunalwahl im Juni 2009 aber nicht mehr kandidieren. "Ich gehe auf die 70 zu", erläutert er den Beweggrund.

Warum hat er sich das überhaupt so lange angetan? Der Damm hat Schuld. Zimmer: "Ich wollte das durchziehen." Zumindest einige Monate wird er das Projekt, das durch aufwendige Arbeiten an den Ortsstraßen und am Kanal ergänzt wird, noch als Bürgermeister begleiten. "Wenn die Arbeiten beendet sind, wird Kesten wieder aufblühen", glaubt er.

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