Von der Kelter zum "Kaisersaal"

VELDENZ. (urs) In nur drei Jahren hat Altbürgermeister Kurt Kruft aus einer ehemaligen Kelterhalle eine Art Kaisersaal gemacht, der nicht zuletzt an die große Vergangenheit der Grafschaft Veldenz erinnert.

Ob Kaiser Wilhelm II, sein österreichischer Amtskollege Franz Joseph I oder Reichskanzler Otto von Bismarck - in der ehemaligen Kelter von Kurt Kruft sind sie alle einträchtig vereint. Es sind vor allem diese historischen Bilder, die dem Besucher beim Betreten des mehr als 100 Quadratmeter großen Saales ins Auge fallen. Und mit dreien von diesen hatte der ungewöhnliche Sammeldrang des Altbürgermeisters auch seinen Anfang genommen. "Die lagen bei uns in der Schublade und ich hab mir sie dann irgendwann einmal unter den Nagel gerissen," erklärt Kruft. Sein Bruder hätte daran kein Interesse gehabt. Eines der drei Bilder zeigt die Kaiser Wilhelm II und Franz Joseph I von Österreich inmitten von Männern wie Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Reichskanzler Bernhard von Bülow oder General Erich Ludendorff. Dazu der Satz: "Noch nie ward Deutschland bezwungen, wenn es einig war". Zwei andere Bilder hatte der Urgroßvater von seiner Wanderschaft als Schlosser mitgebracht. Darauf sei dargestellt, wie sehr sich die Zeit zwischen Weggang und Heimkehr gewandelt hatte. Das wichtigste Bild in seiner Sammlung ist ihm jedoch eines mit dem Wappen der Wittelsbacher aus der Zeit zwischen 1835 bis 1918. Kommt doch mit diesem die Bedeutung des Löwen der Grafen von Veldenz auf weiß-blauem Rautenfeld so richtig zur Geltung. Ohne die Veldenzer Anna gäbe es das Haus der Wittelsbacher nicht mehr, hätte mal ein Heraldiker zu ihm gesagt. "In den Spitzenzeiten gehörten ja 150 Dörfer und Städte zu Veldenz", erklärt der Altbürgermeister stolz. Inzwischen haben sich zu den Bildern, Landkarten und Postkarten auch ganz andere "Schätze" gesellt. Wie das antike Vertiko, das Kruft schon als Jugendlicher bewundert hatte, und Jahre später bei einer Haushaltsauflösung erwerben konnte. Oder die alte Bahnhofswaage. "Hier wird vor dem Essen jeder gewogen", erläutert der Pensions- und Weinguts-Betreiber scherzhaft. Wie er in den Besitz der Waage kam, ist eine eigene kleine Geschichte. Denn eigentlich hatte das gute Stück seinem Schwager gehört, der einen Bahnhof gekauft hatte. Doch irgendwann hätte dieser sie ihm geschenkt: "Nachdem ich lange genug geleiert habe", so Kruft. Nicht ganz so historisch ist die Musikbox mit alten Schlagern der 50er und 60er Jahre. Doch um so gefragter ist sie bei seinen Gästen.Gemütliche Atmosphäre dank Brennholz

Gut 90 Personen können bequem in dem Privat-Saal essen, der schon manchem Dorf als Gemeindesaal dienen könnte. Dass der Raum 1988 als Kelter gebaut worden war, ist ihm heute längst nicht mehr anzusehen. Denn als er nur wenige Jahre später durch den Kauf eines Aussiedlerhofes übrig war, bot es sich förmlich an, vor drei Jahren den 60-ten Geburtstag von Kurt und Ilse Kruft darin zu feiern. Viele Arbeitsstunden hat der Altbürgermeister inzwischen in den Saal investiert. Von den finanziellen Anschaffungen, die er beispielsweise auf Antikmärkten tätigte, ganz zu schweigen. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dass der Raum heute solch eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlt, hat Kruft unter anderem damit erreicht, dass er den Innenraum mit Dachbrettern verkleidete, die er eigentlich hätte verbrennen sollen.

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