Wo Moselpatrizier die Promis verwöhnten

Das Schorlemer Haus prägt mit seiner prächtigen Barockfassade immer noch das moselseitige Ortsbild von Zeltingen. Das dazugehörige ehemalige Kelterhaus in der Burgstraße wird heute vielfältig kulturell genutzt.

 Das historische Anwesen umfasst das Barockhaus am Moselufer und das Kelterhaus in der Burgstraße (im Hintergund zu sehen).TV-Foto: Marita Blahak

Das historische Anwesen umfasst das Barockhaus am Moselufer und das Kelterhaus in der Burgstraße (im Hintergund zu sehen).TV-Foto: Marita Blahak

Zeltingen-Rachtig. (mbl) Feste feiern und Konzerte erleben - dazu stehen heute der Rosenburgsaal und das Weinforum im "Kelterhaus Schorlemer" zur Verfügung. Chronist Hubert Kappes aus Zeltingen lässt in seinem Bericht im Kreisjahrbuch 1999 das alte Gutshaus aus dessen "Leben" erzählen.

"Das ehemalige Gutshaus des Weingutes Freiherr von Schorlemer ist Sinnbild alter Weinkultur, ein Winzer- und Wohnhaus der Moselpatrizier, die sich einmal dem Weinbau und dem Ort verpflichtet fühlten".

Johann Jakob Pazen und Maria Leucius ließen 1758 das Barockhaus erbauen. Angesehene und hochgestellte Persönlichkeiten waren im Hause zu Gast. Man pflegte den Umgang mit der Geistlichkeit und dem Wein adel.

Die jüngste Tochter der Erbauer, Catharina Josefine heiratete 1820 mit 19 Jahren den Johannes Baptist Graach aus Trier, in deren Besitz das Haus dann überging.

Johann Baptist ist auch der Erbauer des Kelterhauses in der Burgstraße. Über dem Portal des Kelterhauses prangt bis heute das Wappen mit den Insignien der Familie.

Der nächste Besitzer des Schorlemer Hauses, Eduard Puricelli, der auch das Gärhaus neben dem Kelterhaus in der Burgstraße erbauen ließ, übergab Haus und Hof an seine Tochter Maria und deren Gatten, den Freiherrn Clemens von Schorlemer-Alst. Lange Zeit wohnten nur die Weingutsverwalter im Hause. Die Puricellis und Schorlemers residierten öfter im Schloss Lieser.

Doch nicht nur fröhliche Menschen gingen hier ein und aus, auch viel unruhige Zeiten hat das Anwesen erlebt. In den Kriegsjahren diente das Kelterhaus als Unterkunft für Truppenteile. "So im Zweiten Weltkrieg für eine Kompanie mit Pferdefuhrwerken, die vom Polenfeldzug in Richtung Frankreich unterwegs waren", berichtet Kappes weiter.

Anschließend wurde das Kelterhaus in ein Schlachthaus umfunktioniert. "Es hatte weiterhin viele Aufgaben zu erfüllen: als Lagerraum für Getreide, Heu und Stroh, für Spritzmittel und Arbeitsgeräte, für Kelter und Traubenbütten", weiß Kappes zu erzählen.

Seit 1963 wurde das Barockhaus von der Familie Clemens Freiherr von Schorlemer bewohnt. Der riesige Kreuzgewölbekeller mit dem historischen Kelter- und Gärhaus wurde verkauft und fristete ungenutzt lange Zeit ein trauriges Dasein.

Die Gemeinde Zeltingen-Rachtig als neuer Besitzer machte aus dem historischen wirtschaftlichen Gebäude ein kulturelles Bürgerhaus, das "Kelterhaus Schorlemer".

Auf zwei Ebenen laden der Rosenburgsaal mit großer Bühne im Obergeschoss und das Weinforum im Erdgeschoss zu vielfältigen Veranstaltungen ein.

Hier haben in rustikalem Ambiente die Zeltinger Weintage ihr Zuhause gefunden. Hier lädt seit vielen Jahren der zauberhafte Weihnachtsmarkt mit einem attraktiven Angebot und vielfältigem Programm zu besinnlichen Wochenenden ein.

Das Barockhaus am Moselufer wird weiterhin als Wohnraum genutzt: im Erdgeschoss ist es vermietet, das Obergeschoss bewohnt die Familie Schorlemer.

"So haben wir gemeinsam, das Kelterhaus wie auch der Weinkeller, unsere Geschichte und ein Stück Ortsgeschichte miterlebt und mitgestaltet und damit bisher auf unsere Art zur Kultur beigetragen", gibt Kappes dem historischen Anwesen das letzte Wort.

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