"Ziemlich viel Wallung"

HETZERATH. In Hetzerath schlagen die Wellen derzeit hoch: Weil sich einige Anwohner durch LKW im Ort belästigt fühlen, hatten sie im Juni ihre Autos so geparkt, dass für Lastwagen kein Durchkommen war. Auf der anderen Seite sehen einige Gewerbetreibende das Ganze als übertrieben an und verweisen darauf, dass die Brummis eine wichtige Einnahmequelle sind.

 Die Enge spaltet die Bürger: Rund 200 schwere LKW quälen sich täglich durch die Ortsdurchfahrt von Hetzerath. Foto: Gernot Ludwig

Die Enge spaltet die Bürger: Rund 200 schwere LKW quälen sich täglich durch die Ortsdurchfahrt von Hetzerath. Foto: Gernot Ludwig

"Wir leben vom Durchgangsverkehr, und da sind viele LKW dabei", sagt Christine Hennig. Ihr gehört eine Bäckerei in Hetzerath. Ähnlich argumentiert Jürgen Thiesen, Eigentümer der Aral-Tankstelle: "Wir leben vom Verkehr, viele LKW-Fahrer umliegender Firmen tanken bei uns." Thiesen gehört zu denen, die den Aufruhr um die Lastkraftwagen nicht verstehen. "Die Sache ist seit der LKW-Maut Anfang des Jahres hochgekocht. Da ist der Verkehr tatsächlich gestiegen, aber das hat sich seit Juni schon wieder etwas beruhigt." Er glaubt auch nicht, dass alle Einwohner gegen die LKW sind. "Das sind eine handvoll Leute, und die machen ziemlich viel Wallung."

Drohbrief mit Beweisfoto

Das bekam auch das Transportunternehmen Wey aus Rivenich zu spüren. Deren LKW fahren regelmäßig durch Hetzerath. Ab und zu parken die Fahrer am Straßenrand, um in einer Bäckerei oder Metzgerei einzukaufen. Als Reaktion bekam der Unternehmer ein Beweisfoto mit einen anonymen Brief zugeschickt: "Es ist eine Frechheit, was Sie sich in unserem Ort erlauben", schrieb der Verfasser, beschimpfte Wey als Mautpreller und drohte im Wiederholungsfall mit Anzeige. "Hier wird eine Diskussion aufgebaut, die aus den Fugen gerät", kommentiert Firmeninhaber Günter Wey junior die Geschehnisse. "Wir fahren ja nicht durch Hetzerath, um die Einwohner zu ärgern. Unsere LKW fahren durch den Ort, seit es den Betrieb gibt, weil es der kürzeste Weg ist, wenn wir nach Trier, Luxemburg oder auf die Autobahn wollen."

Die alternative Strecke würde über Salmtal zur Autobahn führen. "Das wäre ein Umweg von fünf Kilometern, der einen Mehrverbrauch von 2,25 Liter Diesel mit sich bringt", sagt er. "Multipliziere ich die 2,25 Liter mit einem durchschnittlichen Preis von 1,10 Euro, komme ich auf 2,47 Euro. Zusammen mit den Mautkosten ergibt das 3,72 Euro Fahrtkosten. Und weil die LKW noch mal zurück fahren müssen, verdoppelt sich die Zahl auf 7,45 Euro." Bei 40 Fahrten pro Tag kommt er somit auf 298 Euro. Bei 20 Arbeitstagen ergeben sich Mehrkosten von rund 6000 Euro im Monat, erklärt Wey. "Wenn wir die von der Bundesregierung versprochene Steuerentlastung bekommen, fahren unsere LKW auch einen Umweg zur Autobahn."

"Keine konstruktive Kritik mehr möglich"

"In Hetzerath werden die LKW von umliegenden Firmen mit Mautprellern in einen Topf geworfen", beschreibt Birgit Pesth die Lage. Sie betreibt eine Apotheke und ist stellvertretende Vorsitzende des Hetzerather Gewerbevereins. Der hatte eine Plakat-Aktion in den Betrieben gestartet, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Ziel- und Quellverkehr, also die Brummis der Firmen aus der Umgebung, für die Geschäftswelt von Bedeutung sind. "Das Ganze hat nichts gebracht, weil keine konstruktive Diskussion mehr möglich ist", sagt Pesth. Diese Erfahrung hat auch eine Geschäftsfrau machen müssen, die nicht genannt werden will. "Die Geschäftsleute sind die Buhmänner. Wenn ich mit Leuten diskutiere, kommen sie nicht mehr zu mir kaufen. Ich sage nichts mehr dazu."

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