Freizeit Mit Wohnmobil und Rennrad von Erden zur Tour de France

Erden · Herbert Weber bricht nächste Woche mit Wohnmobil und Rennrad zu seiner 20. Tour de France auf.

 Das große Transparent für Kurve 20 in L’Alpe d’Huez ist fertig und wird vom Fernsehen in die Welt übertragen, übersetzt: „Immer bei der Tour de France Herbert/Erden, Mosel/Deutschland.“

Das große Transparent für Kurve 20 in L’Alpe d’Huez ist fertig und wird vom Fernsehen in die Welt übertragen, übersetzt: „Immer bei der Tour de France Herbert/Erden, Mosel/Deutschland.“

Foto: TV/Picasa

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, der Zeitplan steht. Das große Transparent mit der Aufschrift „Toujours Tour de France: Herbert, Erden Moselle“ ist rechtzeitig fertig geworden. Am 11. Juli macht sich Herbert Weber aus dem kleinen Moselort Erden in seinem Wohnmobil zu seiner 20. Tour de France auf. Natürlich mit dem eigenen Rennrad im Gepäck. Und mit etwas Glück wird die Weinbau-Gemeinde Erden im Rahmen der Fernseh-Übertragungen auf einer der Hochgebirgs-Etappen wieder via Bildschirm in alle Welt übertragen.

Es ist wie ein Ritual. Alle Jahre wieder. „Im Laden und im Dorf fragen mich die Leute: Herbert, fährst Du wieder auf die Tour in diesem Jahr?“ Aus Chémery, der Partnerschaftsgemeinde von Erden in der Nähe von Blois an der Loire sind die ersten Mails schon längst eingetroffen, ob Herbert mit seinem Wohnmobil wieder seinen Platz auf dem Campinggelände braucht. Freunde von der Eifel bis nach Japan, die er im Laufe dieser beiden Jahrzehnte kennen gelernt hat, melden sich.

„Die da kommen bestimmt, die da auch. Und hier die sind jedes Jahr da.“ Im Gartenstuhl der Veranda, direkt neben dem Schild „Lieblingsplatz“, blättert er in seinem ganz privaten Tour-Magazin: Bilder, Visitenkarten, Mail-Verbindungen, Whats-Apps, Telefonnummern, Auszüge von Straßenkarten, Geschäfte, Tankstellen. Mit Bedacht, aber innerer Freude und Begeisterung zeigt er die Zeugen seiner Radsport-Vergangenheit in Frankreich. Und findet schließlich noch ein gemeinsames Bild von ihm und dem Interviewpartner: „Das war 1999 am Aufstieg zum Galibier.“

Der Radsport ist Lebenselixier für den mittlerweile 73-Jährigen. „Aber nur noch bis nächsten Monat“, sagt er verschmitzt lächelnd. Die Gründung des Radsportclubs Erden ging auf seine Initiative zurück. Von Anfang bis Ende war er dessen Vorsitzender. 27 Jahre lang. 2016 hat der Verein sich aufgelöst. „Man findet ja niemanden, der noch im Verein was machen will. Ehrenamt ist nicht mehr gefragt.“

Die Familie Weber ist eine Institution in Erden. Der kleine, liebevoll dekorierte Laden, den die Ehefrau betreibt, beherbergt auch die Post. „Seit 1896, seit Urgroßvaters Zeiten von der Seite meiner Frau her.“

Die Mühe, die sich die Webers mit der Dekoration von Laden und Ladenauslage gemacht haben, war umsonst. Den Rahmen eines Fahrrads vor der Tür hatte seine Frau extra für die Fußball-WM mit selbst gestrickter schwarz-rot-goldener Wolle-Dekoration überzogen. Und eine große Nachbildung des WM-Pokals in die Auslagen gestellt. „Den haben wir jetzt natürlich rausgenommen.“ Die Leistung und das Resultat der Kicker-Bemühungen will Weber nicht kommentieren. Lieber bringt er selbst Leistung.

18 Tage ist er dieses Jahr in Frankreich unterwegs mit seinem Wohnmobil. Vom 18. bis 29. Juli. Zuerst Chémery, wo er den französischen Nationalfeiertag am 14. Juli mit französischen Freunden feiern wird. Dann geht es in die Alpen, zu den Tour-Klassikern: In L’Alpe d’Huez („Kurve 20, da stehe ich immer“) ist er schon vier Tage vor Ankunft der Tour-Karawane: „Sonst kriegst du da keinen Platz mehr“. Von L‘Alpe d’Huez aus folgt er der Tour bis zum Col du Tourmalet.

Dass er sein Rad mitnimmt im Wohnmobil, das er 1994 gegen seinen roten VW-Bus eintauschte, ist Ehrensache. „Ich will ja nicht nur Auto fahren und rumstehen, sondern selbst Rad fahren.“ So wie am vergangenen Sonntag. „Ich war eigentlich nur nach Gillenfeld zum Kaffee trinken. Dann ging es doch ein bisschen weiter. Als ich wieder heimkam, hatte ich plötzlich 101 Kilometer mehr auf dem Tacho.“

Über seine Unternehmungen, sein Engagement und das seiner Frau im Dorf, will er nicht viel Aufhebens machen. Das Radfahren, das Reisen, das Kennenlernen von Menschen aus der ganzen Welt, die so denken und handeln wie er selbst, verscheuchen die Jahre. Nicht nur körperlich.Die Frage nach seinem Jahrespensum im Sattel beantwortet er mit entwaffnender Ehrlichkeit: „Nicht mehr so viel. Höchstens noch 5000 oder 6000 Kilometer. Früher waren es auch mal 10 000 Kilometer und mehr.“

So sehr er sich auch auf seine 20. Tour de France freut, eines ist für ihn Ehrensache. Zumal der Tag auf die Ankunft der Tour in Paris führt. Und dort will Herbert sowieso nicht hin. Also bekräftigt er: „Zur Erdener Kirmes bin ich wieder daheim.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort