Kultur Ganz nah beim Kardinal

Bernkastel-Kues · Bei der zweiten „Langen Cusanus-Nacht“ herrscht an vielen Orten des Stifts und im Cusanus-Geburtshaus Betrieb. Besonders beliebt ist ein Besuch in der Bibliothek.

Eine von ganz vielen Aktionen: Stefan Kritten (rechts) führt Besucher der langen Cusanusnacht durch die einmalige und wertvolle Bibliothek des Hauses.

Eine von ganz vielen Aktionen: Stefan Kritten (rechts) führt Besucher der langen Cusanusnacht durch die einmalige und wertvolle Bibliothek des Hauses.

Foto: Ursula Schmieder

Erst ein Blick auf die wichtigsten Etappen im Leben des Nikolaus von Kues (1401 bis 1464): Marco Brösch, Bibliothekar des Cusanusstiftes, konzentriert sich in seinem Vortrag auf das Wesentliche. Im Raum nebenan erwarten Besucher Original-Handschriften. Präsentiert unter Glas vermitteln sie Eindrücke von der Leistung des „Cusanus“ als Gelehrter und Kardinal. An einem Tisch in einer Ecke des Raums können die ersten 50 bis 60 Besucher ihre Geschicklichkeit beim Cusanus-Kugelspiel testen.

Währenddessen schließen sich andere bereits einer ersten Führung in die Bibliothek des Cusanusstiftes an. Rektor Leo Hofmann weist in seiner Begrüßung auf den „unschätzbaren Wert“ der Handschriftensammlung hin.

Von 316 Werken aus dem neunten bis 18. Jahrhundert stammen etwa 270 aus dem Privatbesitz von Cusanus. Darunter Werke der Theologie und Philosophie, Astronomie und Medizin. Daneben birgt die Bibliothek wertvolle Drucke, tausende Bücher, Urkunden und Akten. „Die Bibliothek ist eine der größten Privatgelehrten-Sammlungen, die sich erhalten hat“, betonte Bibliothekar Marco Brösch.

Um sich von all dem auch nur einen groben Überblick zu verschaffen, ist die zweite lange Cusanus-Nacht nicht lang genug. Denn von 18 bis 24 Uhr halten weitere Häuser offen. Im Cusanus-Geburtshaus referierten Viki Ranff und Tom Müller vom Cusanus-Institut Trier. Ihre Fachgebiete Theologie und Astronomie führen selbst noch um 22 Uhr etwa ein Dutzend interessierte Besucher ins Geburtshaus mit seinen eigenen Ausstellungen.

Kurz zuvor erklingt in der Stiftskapelle Lautenmusik des 16. Jahrhunderts und dazu im Wechsel Texte von Cusanus und Else Lasker-Schüler. Es gibt Führungen zum „Herz des Stifters“ und auch die Vinothek und die Multimediale Ausstellung des Weinkulturellen Zentrums des DRK Sozialwerks Bernkastel-Wittlich  sind geöffnet.

Die Besucher sind begeistert von dem gemeinsamen Angebot des Cusanusstifts, in dem Ehrenamtliche wie Stefan Kritten und Marita Blahak engagiert sind, des Cusanus-Geburtshauses, der Vinothek und des Cusanus Instituts Trier.

„Das ist eine tolle Veranstaltung“ mit ganz besonderer Atmosphäre, lobte Simone Kropp aus Kues. Anne Diewald und ihre Tochter, die extra vom Rhein an die Mosel gekommen sind und in Bernkastel-Kues übernachten, sehen ihre Erwartungen erfüllt. Vor allem die Bibliothek finden sie „ganz spannend“.

Von ihr ist auch Anne, eine 17-Jährige von der Mosel, beeindruckt. Sie begrüßt die gesamte Veranstaltung: „Mir gefällt das alles gut.“ Für Hubertus Bollig aus Mülheim könnte es die lange Museums-Nacht „ruhig häufiger geben“. Allein schon das Ambiente mit dem beleuchteten Kreuzgang sei etwas Besonderes. Und selbstverständlich die Bibliothek, die er zuletzt als Schüler besuchte und daher größer in Erinnerung hatte.

Im Cusanus-Geburtshaus freut sich Leiter Gerhard Kluth über mehrere Familien, die sich die Ausstellung mit ihren Kindern ansehen. Dennoch bleiben die Besucherzahlen insgesamt unter den Erwartungen. Nach mehr als 300 Besuchern  bei der Vorjahres-Premiere waren es dieses Mal geschätzte 200. Allerdings findet parallel das Abschlusskonzert „50 Jahre Musikschule Kreis Bernkastel-Wittlich“ in der Mosellandhalle statt.

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