Kriminalität Nach Amokfahrt in Trier: Trierer Polizei richtet 50-köpfige Soko ein - So sieht der Stand der Ermittlungen aus

Trier · Einsatzleiter Erich Wolff (62) gab die Order, den Täter notfalls auch mit Waffengewalt zu stoppen. Inzwischen haben sich 400 Zeugen gemeldet. Die Aufarbeitung wird Monate dauern.

 Erich Wolff. Foto: Rolf Seydewitz

Erich Wolff. Foto: Rolf Seydewitz

Foto: TV/Rolf Seydewitz

Zur vollständigen Aufklärung und Aufarbeitung der Amokfahrt mit fünf Toten und vielen Verletzten hat die Trierer Polizei eine Sonderkommission eingerichtet. Die 50-köpfige Soko mit dem Namen Fußgängerzone kümmere sich beispielsweise um die Vernehmung der inzwischen etwa 400 Zeugen oder die Videoauswertung, sagte Kriminaldirektor Erich Wolff unserer Zeitung.

Der 62-jährige Polizist hatte am Tag der Amokfahrt die Einsatzleitung, gab den Kollegen vor Ort die Order, den Täter notfalls auch mit Waffengewalt zu stoppen. Das war aber nicht nötig. Der Tatverdächtige, ein 51-jähriger Mann aus Trier-Zewen, konnte neben seinem Fahrzeug überwältigt und festgenommen werden.

Bei der Amokfahrt am 1. Dezember war der Beschuldigte mit einem Geländewagen im Zickzackkurs und mit bis zu 80 Stundenkilometern durch die Fußgängerzone gerast. Dabei starben fünf Menschen, darunter ein neun Wochen altes Baby und der 45-jährige Vater des kleinen Mädchens. 24 Passanten wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Nach Aussagen des Trierer Oberbürgermeisters Wolfram Leibe schweben gut zwei Wochen nach der Amokfahrt noch zwei Menschen in Lebensgefahr. Ein weiteres, schwerstverletztes Opfer sei inzwischen aus dem Koma erwacht.

Über das Motiv des Amokfahrers ist bislang nichts bekannt. Politische oder religiöse Hintergründe schließen die Ermittler bislang aus. Es gibt auch keinerlei Hinweise auf mögliche Mitwisser oder -täter.

Der strafrechtlich in der Vergangenheit nicht in Erscheinung getretene 51-Jährige sitzt wegen mehrfachen Mordes in Untersuchungshaft und wird von den Ermittlern weiter vernommen. Er soll zum Zeitpunkt der Tat betrunken gewesen sein. Der Mainzer Justizminister Herbert Mertin sprach unlängst im Rechtsausschuss von einem Blutalkoholwert von 1,12 Promille. Vor Mitte nächsten Jahres dürfte kaum mit einer Anklage des Mannes und einem Prozess zu rechnen sein.

Einsatzleiter Erich Wolff spricht von einer „sinnlosen, brutalen und unfassbaren“ Tat. Zugleich lobt der Trierer Kriminaldirektor die Zusammenarbeit der eingesetzten Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen. Insgesamt waren an die 900 Frauen und Männer im Einsatz.

Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß.  Nach Angaben der Stadt haben mehr als 8000 Menschen rund 700 000 Euro gespendet. Das Geld soll nach den Worten von Oberbürgermeister Wolfram Leibe verwendet werden, falls „Lücken“ bleiben bei der gesetzlichen Opferentschädigung oder bei anderen finanziellen Engpässen. „Wir überlegen zudem, eine Stiftung zu gründen, um wirklich langfristig Unterstützung geben zu können“, so Leibe.

Die mit Kerzen und Blumen gesäumten Gedenkorte an der Porta Nigra, dem Hauptmarkt und den anderen Plätzen in der Fußgängerzone, an denen Menschen gestorben sind, sollen vorerst bestehen bleiben. Einen Termin für eine offizielle Gedenkfeier gibt es noch nicht.

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