Flugzeugabsturz Nach dem Bericht zum F-16-Absturz bleiben noch immer Fragen offen

Zemmer-Rodt · Es sehe noch immer aus wie auf einem Schlachtfeld, sagt Thomas Grünhäuser. Er ist Revierförster für Kordel-Zemmer. Zu seinem Revier gehört der Wald bei Zemmer-Rodt (Trier-Saarburg), in dem am 8. Oktober vergangenen Jahres der US-Kampfjet abgestürzt ist, der nur eine Minute zuvor auf der Air Base Spangdahlem gestartet war.

 Mit solchen Boxen haben die Verantwortlichen  versucht, die Bevölkerung in dem Absturzgebiet zu informieren. Wanderer sollten dort Fundteile abgeben.

Mit solchen Boxen haben die Verantwortlichen  versucht, die Bevölkerung in dem Absturzgebiet zu informieren. Wanderer sollten dort Fundteile abgeben.

Foto: Bernd Wientjes

Über 1000 Bäume seien dadurch zerstört worden, sagt der Förster. Noch immer lägen auf der gesamten Fläche verstreut Teile der zerschellten F 16 herum. Grünhäuser schätzt die Kosten für das Aufforsten und die Räumung der Waldfläche auf rund 30 000 Euro. Seiner Einschätzung nach dauert es 50 bis 60 Jahre, bis der Wald annähernd wieder so aussehe, wie vor dem Absturz.

Trotz der nun erfolgten Entwarnung durch die Kreisverwaltung, dass Boden und Grundwasser rund um die Unglücksstelle nicht verunreinigt sind (der TV berichtete) besteht der Förster auf eine weitere Untersuchung. Er könne keinen Waldarbeiter ruhigen Gewissens in das Gebiet schicken, um die umgeknickten Bäume und das auf der gesamten Fläche herumliegende Holz heraus zu transportieren, solange er nicht wisse, ob doch noch Rückstände aus der abgestürzten Maschine vorhanden sind. „Das ist arbeitsrechtlich nicht zu verantworten“, sagt Grünhäuser. Erst wenn endgültig nachgewiesen sei, dass das Holz nicht verunreinigt sei, könne mit den Aufräumarbeiten und der Entsorgung der Bäume begonnen werden.

Zwar steht in dem am Dienstag veröffentlichten Abschlussbericht zu dem Absturz, dass Kerosin und Öl aus der abgestürzten Maschine rückstandslos verbrannt sind und daher nicht im Boden nachzuweisen sind. Nichts findet sich in dem 31-seitigen Bericht aber über das hochgiftige Hydrazin. Dieses befindet sich bei F-16-Kampfjets in einem Extra-Tank und soll beim Ausfall des Triebwerks die Maschine manövrierfähig halten. Ursache für den Absturz war ein Stromausfall und damit verbunden der Ausfall sämtlicher Geräte in dem Jet. Warum dann das mit Hydrazin betriebene Notaggregat nicht automatisch angesprungen ist, wird in dem Bericht nicht thematisiert.

Da der Jet nach etwas mehr als einer Minute nach dem Start abgestürzt ist und es laut Abschlussbericht keinen Triebwerkschaden gegeben hat, spricht also vieles dafür, dass der Tank mit der als krebserregend geltenden Chemikalie beim Absturz noch komplett gefüllt war. In einem von der Bundeswehr in Auftrag gegebenen Gutachten war die Rede davon, dass der Hydrazin-Tank beim Aufprall vollständig verbrannt sei. Lediglich geringe Rückstände des Stoffes wurden in den Proben, die ein paar Tage nach dem Absturz genommen wurden, nachgewiesen. Die Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung geht davon aus, dass das mit Hydrazin betriebene Hilfsaggregat in der F 16 nicht funktioniert hat und die Chemikalie nun im Erd­bo­den und Grund­was­ser ist. Warum das Notaggregat nicht angesprungen ist, ist nicht die einzige ungeklärte Frage bei dem Absturz. Auch wie es überhaupt zu einem Stromausfall kommen konnte, wird in dem Abschlussbericht nicht abschließend geklärt. Der SWR zitiert den Flugexperten Karl Schwarz, der die Ursache als „eher ungewöhnlich“ bezeichnet. „Neben dem Generator, der normalerweise den Strom liefert, gibt es noch den Notstromgenerator. Im Extremfall gibt es immer noch die Batterie. Warum jetzt hier ausgerechnet die Instrumente ausgefallen sind, das finde ich schon sehr außergewöhnlich“, sagte Schwarz dem Sender.

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