Kriminalität Nach Durchsuchung in Kordel – Über 1000 Waffen sichergestellt

Trier/Kordel · Das Ausmaß des Fundes ist größer als bisher bekannt. Die Registrierung der Gewehre und Pistolen dauert noch Wochen. Der Besitzer soll ein sogenannter Reichsbürger sein.

 Symbolfoto

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Foto: dpa/Matthias Balk

Es dürfte sich um den größten Waffenfund in der Region handeln: Weit über 1000 Gewehre, Pistolen, Sportwaffen, täuschend echt aussehende Deko-Waffen, große Mengen an Munition, Schwarzpulver, Sprengstoff und Feuerwerkskörper wurden bei einem Waffenhändler in Kordel (Kreis Trier-Saarburg) sichergestellt.

Ende 2018 hatte das Oberverwaltungsgericht in Koblenz dem Mann und seinem Vater die Eignung zum Waffenbesitz abgesprochen. Beide gehören offensichtlich zur Reichsbürger-Bewegung, die die staatliche Ordnung in Deutschland verneint. Laut Landesregierung dürfen Extremisten, wozu letztlich auch Reichsbürger zählen, keine Waffen besitzen.

Mitte März wurde das Urteil dann vollstreckt. Polizei, Mitarbeiter der Kreisverwaltung Trier-Saarburg und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord durchsuchten die Wohnung, Geschäftsräume und Lagerstätten des Mannes (der TV berichtete). Mehr als 50 Einsatzkräfte und eine Spezialeinheit der Polizei waren damals daran beteiligt. Tagelang wurden körbeweise Waffen und Munition herausgetragen. Zum Abtransport in einen speziell gesicherten Bunker waren mehrere LKW-Ladungen notwendig.

Doch noch immer ist die genaue Anzahl der sichergestellten Waffen, der Waffenteile, der Munition und des Sprengstoffes nicht exakt festgestellt. Seit Wochen sind Mitarbeiter der zuständigen Waffenbehörde der Kreisverwaltung Trier-Saarburg gemeinsam mit Experten einer auf Waffen spezialisierten Firma in dem Bunker dabei, alles zu sichten und zu registrieren. Bis voraussichtlich Ende Mai werde das noch dauern, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung auf Anfrage unserer Zeitung.

Doch bereits jetzt zeige sich, dass der Fund weitaus größer sei, als bisher angenommen. Er sprach von einer „niedrigen dreistelligen Zahl“ an sogenannten Kurzwaffen. Geprüft werden müsse nun, ob der Mann für alle Waffen tatsächlich auch eine Besitzerlaubnis gehabt habe. Diese Erlaubnis wurde ihm mit dem Urteil des Koblenzer Oberlandesgerichts entzogen.

Neben den Waffen wurde laut dem Behördensprecher auch eine „erhebliche Menge“ an Munition und leeren Patronenhülsen sichergestellt. Es sei völlig unklar, was der 60-Jährige damit machen wollte. Zwar habe er sich bei der Herausgabe der Waffen und der Munition nicht quergestellt, doch von sich aus habe er nicht auf etwaige Lagerräume hingewiesen, heißt es. So sollen die Behörden erst durch den Hinweis eines Försters auf einen bis dahin unbekannten Bunker in Fell (Kreis Trier-Saarburg) gestoßen sein, in dem der Mann unter anderem Pyrotechnik in größeren Mengen gelagert haben soll. Munition soll dieser auch in Bunkern in Kordel und Mötsch (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gelagert haben.

In einer ehemaligen Hühnerfarm soll er „bis unters Dach“, wie ein Augenzeuge berichtet, Silvesterknaller, sogenannte Knallerbsen, gelagert haben.

Bislang ist das Ganze kein Fall für die Staatsanwaltschaft. Es liege kein strafrechtliches Ermittlungsverfahren zugrunde, teilte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen unserer Zeitung mit.

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