Nahverkehr Busse sind deutlich leerer

Trier · Nahverkehr in der Region leidet noch immer an der Corona-Krise. Viele Fahrgäste fehlen, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben.

 In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt die  Maskenpflicht. Und Mitfahrer dürfen nur hinten einsteigen.

In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt die  Maskenpflicht. Und Mitfahrer dürfen nur hinten einsteigen.

Foto: Roland Morgen

Es ist nicht nur die Tatsache, dass während des Corona-Lockdowns im März und April weniger Menschen mit Bus und Bahn gefahren sind, die dazu geführt hat, dass den Verkehrsunternehmen Einnahmen fehlen. Auch weil bis vor ein paar Tagen Fahrgäste nur die hinteren Türen für den Buseinstieg nutzen konnten, hat zu dem deutlichen Minus geführt, unter dem die meisten Unternehmen in der Region leiden. Die Busfahrer durften, weil sie am Steuer nicht geschützt waren, keine Fahrkarten mehr verkaufen. Und sie konnten nicht kontrollieren, ob jeder, der einsteigt, ein Ticket hat. Dadurch, so sind sich die Unternehmen sicher, wurden viele Schwarzfahrer transportiert.

Laut Verkehrsverbund Region Trier (VRT) sind mittlerweile alle Fahrerkabinen mit einem Spuckschutz ausgestattet, so dass wieder flächendeckend Fahrkarten im Bus verkauft und kontrolliert werden können. Allerdings scheint derzeit noch ungeklärt, wer die Kosten für die Umrüstung der Busse übernimmt. Zwischen 1000 und 1500 Euro pro Bus soll die Umrüstung, für die dann noch eine Tüv-Zulassung notwendig ist, kosten. Ob die im vergangene Woche von der Bundesregierung beschlossenen Konjunkturpaket vorgesehenen 2,5 Milliarden Euro für den Öffentlichen Nahverkehr in Deutschland ausreichen werden, um die coronabedingten Ausfälle der Branche bundesweit auszugleichen, bezweifeln Experten. Viele befürchten, dass ein Großteil des Geldes in die bundeseigene Bahn fließen wird und die Nahverkehrsunternehmen in den Bundesländern weitestgehend leer ausgehen werden.

Derzeit stünden die Landkreise und kreisfreien Städte als Aufgabenträger für den Nahverkehr „enorm unter Druck“, sagt der Trier-Saarburger Landrat und Vize der rheinland-pfälzischen CDU, Günther Schartz.

„Obwohl das Fahrgastaufkommen eingebrochen ist, wird das Angebot weitestgehend in gewohntem Maße aufrechterhalten. Dazu kommen weitere Kosten auf Grund von Sicherheitsvorkehrungen.“ Das Land müsse daher Klarheit bei der Finanzierung schaffen.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat beschlossen, den Nahverkehr zur Pflichtaufgabe zu machen. Das bedeutet, dass die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet sind, über den Schülerverkehr hinaus ein Angebot an Linienverkehren zu machen. Unklar ist aber noch, ob das Land dafür den Kommunen mehr Geld zur Verfügung stellen wird.

Um die Verluste wegen der Corona-Krise abzufedern, hat das Land den Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen. Sie konnten von den Hilfspaketen der Landesregierung profitieren. Außerdem hat das Land den Verkehrsunternehmen vorzeitig die Ausgleichszahlungen für die stark rabattierten Schülertickets überwiesen. Normalerweise erfolgt die Zahlung, mit dem das Land die Preisdifferenz der Schülerfahrkarten zu den normalen Tickets ausgleicht, erst im November.

Aber auch die vier Landkreise und die Stadt Trier haben die Verkehrsunternehmen unterstützt. Obwohl während des Lockdowns die Schulen geschlossen waren und die Schüler deswegen nicht Busse und Bahnen nutzten, haben die Kommunen trotzdem die Kosten für die Schülertickets und die Beförderung der Kindergartenkinder vollständig übernommen. Damit hätte den Verkehrsunternehmen rund 50 Prozent der Fahrgeldeinnahmen gesichert werden können, teilt ein Sprecher des VRT mit.

Doch all das dürfte nicht ausreichen, um die drohenden Millionen-Verluste der Unternehmen innerhalb des VRT auszugleichen. „Die Lage ist ernst“, sagt ein Branchenkenner unserer Zeitung. Er geht davon aus, dass in den nächsten Monaten viele Unternehmen möglicherweise die Pleite droht. Es dauere sehr lange, bis die Busse wieder vollbesetzt fahren würden, so der Experte. Auch bei den Stadtwerken Trier rechnet man nicht damit, in diesem Jahr auch nur annähernd auf das Niveau des vergangenen Jahres zu kommen.

Aufs Jahr gesehen sei davon auszugehen, dass die Zahl der Fahrgäste und damit die Einnahmen weiterhin „unter dem Erwartungswert“ bleibe, heißt es auch beim VRT. Auf die derzeit laufenden Ausschreibungen und Vergaben für die neuen Linienbündel, mit denen das Nahverkehrsangebot vor allen auf dem Land deutlich ausgebaut werden soll, hätten die Einnahmeverluste keine Auswirkungen. Ob das auch für die Ticketpreise gilt, dazu konnte der VRT-Sprecher noch nichts sagen. Die für kommendes Jahr geltenden Preise für die Fahrkarten würden erst im September festgelegt. Erst zu Jahresbeginn wurden Tickets im Bereich des VRT zum Teil deutlich teurer.

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