Internet Nicht jeder Freund muss alles sehen

Trier · So kann man sich bei Facebook & Co. davor schützen, dass Fotos „geklaut“ werden. Nutzer sollten sich genau überlegen, was sie über sich öffentlich machen.

 Zwei Frauen nutzen am Strand ihr Smartphone. Verbraucherschützer raten, sich ganz genau zu überlegen, wem man auf Facebook was zeigt.

Zwei Frauen nutzen am Strand ihr Smartphone. Verbraucherschützer raten, sich ganz genau zu überlegen, wem man auf Facebook was zeigt.

Foto: picture alliance/dpa/Clara Margais

Die Facebook-Seite von Maria Müller (Name geändert) ähnelt, von dem was auf ihr zu sehen ist, denen vieler junger Frauen in ihrem Alter. Einmal postet die 19-Jährige ein Selfie, das sie im Dirndl zeigt. Ein anderes Mal ein Foto, auf dem sie die Zunge herausstreckt oder eines, wo sie einen Kussmund macht.

Alles in allem harmlose Fotos, wie sie eben Jugendliche ständig auf Seiten wie Facebook oder In-
stagram posten. Um sich zu präsentieren und darzustellen. Freizügige, anstößige Fotos sind auf der Facebook-Seite der 19-Jährigen nicht zu finden. Daher ärgert sie sich, dass ausgerechnet ihre Bilder auf einer Seite gelandet sind, auf der pornografische Amateurfotos- und -Videos gezeigt werden. „Eine Bekannte rief mich an und teilte mir mit, dass sich Bilder von mir auf einer Pornoseite befinden“, schildert die junge Eifelerin, wie sie vor gut zwei Wochen zum Opfer geworden ist. Ihr sei schlecht geworden, als sie den Internetlink zu der Seite, den eine Freundin ihr geschickt hatte, geöffnet habe. Als sie dann später gelesen hat, was unter ihre Fotos auf dieser Seite geschrieben worden ist, war sie völlig geschockt. Anzügliche Sprüche auf unterstem Gossenniveau.

Sie ist sich keiner Schuld bewusst, weiß nicht, wie sie hätte verhindern können, dass ein Bekannter von ihr, der ihr eine Freundschaftsanfrage über Facebook geschickt habe, die sie auch bestätigt habe, offenbar ihre Bilder und die von anderen jungen Frauen missbräuchlich verwendet hat.

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät jedoch generell zur Vorsicht bei der Nutzung von sozialen Medien wie Facebook oder Instagram. Bei der Bestätigung von Kontaktanfragen sei Aufmerksamkeit gefragt. Kriminelle sammelten Freunde über die sozialen Netzwerke, um diesen Personen mit den gewonnenen Informationen zu schaden, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Und weiter: „Erhält man zweifelhafte Anfragen, sollte man sich außerhalb sozialer Netzwerke nach der Vertrauenswürdigkeit dieser Anfrage erkundigen.“

Die Internetseite youngdata.de, ein spezielles Angebot des rheinland-pfälzischen Landesdatenschutzbeauftragten, rät den jungen Nutzern von Facebook & Co., die Privatsphäre auf den Seiten zu schützen. „Nicht jeder in deiner Freundesliste muss alles über dich wissen. Du kannst einstellen, wer deine Statusmeldungen und Fotos sehen kann“, heißt es auf youngdata.de. Wenn zum Beispiel jemand 100 Freunde bei Facebook habe und sein Profil so eingestellt hat, dass nur diese Freunde Beiträge und Fotos sehen könnten, sehen diese Freunde nicht nur die Inhalte, sie könnten sie auch weiter verbreiten.

„Nicht jeder in deiner Freundesliste muss alles über dich wissen. Du kannst einstellen, wer deine Statusmeldungen und Fotos sehen kann.“ Die beste Privatsphäreneinstellung nutze nichts, „wenn Du 1000 Freundschaftsanfragen akzeptierst“, so die Datenschützer. Mit sogenannten Listen, könne man einstellen, wer was sehen darf, etwa Familie, Klasse oder Vereine.

Man solle sich, bevor man etwa Fotos postet, immer fragen: Würde ich diese meinen Eltern, meinen Lehrern oder einem fremden Spaziergänger zeigen? Könnte jemand meine Angaben zu meinem Nachteil verwenden?

Und falls es dann doch passiert, wie im Fall der 19-Jährigen, dann leiden die Opfer nicht selten unter dieser Form des Mobbings, dem sogenannten Cyber-Mobbing. Immer wieder gebe es Fälle, die das Opfer seelisch und körperlich schwer verletzen oder gar in den Selbstmord trieben, heißt es auf youngdata.de. „Wenn man bedenkt, wie schnell sich peinliche Bilder und Inhalte im Internet verbreiten und wie groß das Publikum ist, kann man den Druck nachvollziehen.“ Man dürfe auch nicht vergessen, so die Datenschützer, alles was im Internet veröffentlicht werde, werde gespeichert und könne in vielen Jahren noch gefunden und gelesen werden. „Für beleidigende und verletzende Inhalte gilt das leider auch. Es kann kein Gras darüber wachsen.“

Die 19-Jährige, deren harmlos anmutende Facebook-Fotos auf einer Pornoseite hochgeladen sind, hofft, dass sie ihre Bilder auf der Seite mittlerweile alle gelöscht hat. Die Polizei rät allen anderen Betroffenen, die Opfer des 28-Jährigen geworden sind, der im Verdacht steht die Fotos missbräuchlich verwendet zu haben, das auch zu tun: „Sie sollten die Fotos vom Seitenbetreiber löschen lassen. Dies ist problemlos über ein Kontaktformular der Seite möglich“, sagt Polizeisprecher Uwe Konz. Maria Müller dürfte allen anderen weit über 80 Opfern damit aus der Seele sprechen, wenn sie sagt: „Ich hoffe, der Spuk hat bald ein Ende“.

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