Nürburgring: Beck in Bedrängnis

Mainz. · Nach der geplatzten Privat-Finanzierung für das Projekt „Nürburgring 2009“ zeichnet sich immer stärker ab, dass die Landesregierung offenbar Betrügern aufgesessen ist. Der angebliche, von Ministerpräsident Kurt Beck benannte Großinvestor Pierre DuPont V. weist jegliches Engagement zurück.

(fcg) Nach Auskunft von Regierungssprecher Walter Schumacher lag der Landesregierung ein eingescannter und per Mail eingegangener Brief des vermeintlichen Investors aus den USA vor. Die Mail sei vom Schweizer Kaufmann Urs Barandun gekommen, der als Geldbeschaffer beim angestrebten Verkauf der Ring-Immobilien fungierte. Barandun habe auch einen Scheck über „eine zweistellige Millionensumme“ vorgelegt. Weil dessen Werthaltigkeit bezweifelt wurde, hatte Beck das Geschäft gestoppt, Finanzminister Ingolf Deubel war am Dienstag zurückgetreten. Die Staatsanwaltschaft Koblenz soll die Vorfälle prüfen.

Der US-Industrielle Pierre DuPont V. stellt nun klar, er habe nie etwas mit dem Geldbeschaffer Barandun oder dem Nürburgring zu tun gehabt. Nach TV-Informationen hat der ominöse Schweizer, der Ende vergangenen Jahres in Dubai in U-Haft gesessen haben soll, mittlerweile Einreiseverbot in Dubai. Im Internet wird empfohlen, mit Barandun nur gegen Vorlage von bankgarantierten Bar-Sicherheiten zu arbeiten.

Derweil gerät neben dem Schweizer auch der als Immobilienkäufer am Ring vorgesehene Finanzdienstleister Michael Merten mit seiner Firma Pinebeck ins Zwielicht. Bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ist eine Anzeige wegen Geldwäsche-Verdachts eingegangen, bestätigt Sprecher Alexander Badle. „Wir können noch nicht sagen, ob ein Zusammenhang mit der Nürburgring GmbH besteht. Wir prüfen das.“

Im Zuge der Nürburgring-Affäre gerät der Ministerpräsident zunehmend in Bedrängnis. Kurt Beck musste sich am Freitag im Landtag scharfe Kritik anhören. „Die Verantwortung für das Finanzabenteuer tragen Sie. Sie ganz alleine“, sagte CDU-Chef Christian Baldauf. Union und FDP wollen die Vorfälle in einem Untersuchungs-Ausschuss aufarbeiten. FDP-Fraktionschef Herbert Mertin prangerte das „hohe betriebswirtschaftliche Risiko“ der Millionen-Investition in der Eifel an. Dort ist am Donnerstag das neue Freizeit- und Geschäftszentrum eröffnet worden. Mertin sagte, es könne nicht sein, dass dem gestrauchelten Minister Deubel „alles in die Schuhe geschoben wird“.

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