Obduktion bestätigt Selbsttötung mit Rasierklinge

Wittlich (red/sey) · Der 37-Jährige Ludwigshafener, der am Dienstag im Justizvollzugskrankenhaus Wittlich verblutet aufgefunden worden war, hat sich mit einer Rasierklinge selbst getötet. Das bestätigte die Obduktion, deren Ergebnis die Staatsanwaltschaft am Mittwoch bekanntgab.

 Die JVA Wittlich

Die JVA Wittlich

Foto: Friedemann Vetter
 Mit solch einem Einwegrasierer hat sich der Gefangene die Halsschlagader aufgeschnitten.

Mit solch einem Einwegrasierer hat sich der Gefangene die Halsschlagader aufgeschnitten.

Foto: Harald Jansen

Wie die Staatsanwaltschaft Trier nach der Obduktion am Mittwoch erklärte, verblutete der Mann nach einer Halsschnittverletzung, die er sich mit einer Rasierklinge selbst zugefügt hatte. Die Rasierklinge habe zulässigerweise einem im selben Krankenzimmer untergebrachten Mitgefangenen gehört. Dieser hatte die Klinge in seiner Nachttischschublade aufbewahrt. Den Verlust stellte er fest, nachdem er von dem Fund einer solchen Klinge im Kopfbereich des toten Mithäftlings erfahren hatte.

Die Ermittlungen werden laut Staatsanwaltschaft im Rahmen eines sogenannten „Todesermittlungsverfahren” geführt. Ziel sei die lückenlose Aufklärung aller zum Ableben des Untersuchungsgefangenen führenden Umstände. Bislang hätten sich Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Mitgefangenen oder Bediensteten des Justizvollzugskrankenhauses nicht ergeben, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos mit.

Drei Tage, nachdem er seine beiden vier und zwölf Jahre alten Kinder erdrosselt und seine 33-jährige Ehefrau lebensgefährlich verletzt hatte, war der mutmaßliche Täter am Dienstagmorgen in einem Krankenzimmer der JVA Wittlich verblutet.

Trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsmaßnahmen habe er nicht mehr gerettet werden können, sagte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Horst Roos. Es gebe keinerlei Hinweise, dass Justizbedienstete einen Fehler gemacht hätten. Laut JVA-Chef Kohlhaas war der 37-Jährige in Wittlich nicht als suizidgefährdet eingestuft. Sicherheitshalber habe man ihn dennoch in einem Mehrbett-Krankenzimmer untergebracht, das sich der Ludwigshafener mit drei Häftlingen teilte.

Einer der Mithäftlinge war es auch, der um kurz nach 6 Uhr den Wachdienst alarmiert hatte. Ein Justizbediensteter war noch wenige Minuten zuvor im Zimmer gewesen – ohne etwas Außergewöhnliches zu bemerken. Kurz darauf muss sich der 37-Jährige die Halsschlagader durchtrennt haben. Offenbar mit der Klinge des Einwegrasierers, die der Ludwigshafener zuvor einem Mitgefangenen entwendet habe, vermutet Triers Chef-Staatsanwalt Roos. Laut Anstaltsleiter Franz Kohlhaas gehören Einwegrasierer zur Grundausstattung der Häftlinge.

Der 37-Jährige hatte am Samstagmorgen nach dem Familiendrama selbst die Polizei alarmiert. Er wurde Stunden später mit Schnittverletzungen in der Nähe des Ludwigshafener Reihenhauses der Familie gefunden und am Sonntag nach Wittlich verlegt. Das Motiv der Tat ist noch unklar. Das Wittlicher Gefängnis-Krankenhaus ist zuständig für alle rheinland-pfälzischen und saarländischen Gefangenen – Männer und Frauen. Ein Neubau mit 45 Betten soll Mitte 2009 eröffnet werden.

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