Offenbar Lohndumping am Nürburgring

Nürburg/Krefeld · Beim Nürburgring-Neubau hat eine groß angelegte Razzia stattgefunden. Der Vorwurf: Die mazedonische Firma zahle ihren Mitarbeitern zu wenig Lohn.

 Baustelle Nürburgring.

Baustelle Nürburgring.

Foto: Archiv

Es war ein großer Schlag gegen eine mazedonische Baufirma, den 170 Beamte von Zoll und Polizei heute morgen in Oberhausen, Hamm und auch am Nürburgring durchführten. Durchsucht wurden Geschäftsräume, die Privatwohnung des Geschäftsführers in Oberhausen und die Wohnunterkünfte der Arbeitnehmer der Werkvertragsfirma. An der Großbaustelle in Nürburg seien 45 Mitarbeiter beschäftigt, in Deutschland insgesamt über 100, sagte Alwin Bogan, Pressesprecher beim Hauptzollamt Krefeld, dem Trierischen Volksfreund. Dieses hatte die Leitung bei der großangelegten Razzia, da der Anfangsverdacht gegen die Firma bei einer Kontrolle einer Großbaustelle im Kreis Neuss entstand.

"Es besteht der Verdacht, dass die Firma in großem Stil ihren Arbeitern die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne vorenthält, Beiträge zur Zusatzversicherungskasse nicht zahlt und gegen Aufzeichnungs- und Anzeigepflichten verstößt", so Bogan. „Die mazedonische Firma hat ihren Arbeitern nur rund 5,50 Euro pro Stunde gezahlt. Der Mindestlohn für diese Arbeit hätte aber 12,50 Euro betragen“, erklärt er. „Damit hat die Firma ihren Arbeitern pro Stunde sieben Euro vorenthalten. Bei einer Arbeitszeit von rund 200 Stunden im Monat erhalten die Arbeiter somit 1.400 Euro weniger Lohn, als ihnen zustände. Bei mehr als 100 Arbeitnehmer, die für die Firma auf deutschen Baustellen arbeiten, sind das mehr als 150.000 Euro pro Monat.“

Die eingesetzten Beamten befragten heute 115 Arbeiter der mazedonischen Werksvertragsfirma und stellten Beweismaterial sicher. „Wir konnten Firmenkonten zur Sicherung der erwarteten Geldbuße pfänden. Die Auswertung der Unterlagen wird allerdings Monate dauern“, erklärte Bogan. Der Firma droht ein Bußgeld bis zu 500.000 Euro.

Werkvertragsfirmen kommen durch bilaterale Regierungsverträge zu ihren Aufträgen. Dabei sucht ein Generalunternehmen nach Firmen, die die Aufträge durchführen. Auch wenn es sich um ausländische Unternehmen handelt, müssen sich diese an die deutsche Gesetzgebung halten, erklärt Bogan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort