Meinung Der Hahn ist tot - Ryanair lässt den Hunsrückflughafen ausbluten

Es ist eine Hiobsbotschaft, die Ryanair am Abend verkündet hat: Die Iren ziehen sich fast komplett aus dem Hunsrück zurück und verlagern weitere Flüge von dort nach Frankfurt. Damit ist der Hahn, der seit einem Jahr der chinesischen HNA gehört, so gut wie tot. Zwar brummt derzeit das Frachtgeschäft, doch ohne nennenswerte Passagierflüge ist der ohnehin defizitäre Flughafen nicht überlebensfähig. Er versinkt in der Bedeutungslosigkeit.

Ohne nennenswerte Passagierflüge ist der Hahn nicht überlebensfähig.
Foto: TV/klaus kimmling

Offensichlich steckt mehr hinter der angekündigten Streckenstreichung und der Reduzierung von stationierten Flugzeugen. Zwar führt Ryanair immer wieder die seit sieben Jahren geltende Luftverkehrsabgabe ins Feld, wenn es darum geht, wieder einmal eine Verbindung vom Hunsrück aus zu kappen. Doch hindert die Iren genau diese Abgabe nicht daran, 100 Kilometer weiter, in Frankfurt weiter zu wachsen und nach zusätzlichen (größeren) Flughäfen in Deutschland Ausschau zu halten. Frankfurt und andere Airports sind für Ryanair wesentlich attraktiver als der weit abgelegene Hunsrückflughafen.

Möglicherweise sind Differenzen mit dem neuen Flughafenbetreibern mit ein Grund für die überraschende Ankündigung. Warum sonst werden bereits seit Wochen buchbare Verbindungen einfach verlegt oder gestrichen? Auf dem Hahn scheint die Hütte zu brennen. Und zwar lichterloh.

Zumal HNA sich noch immer in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Das undurchsichtige chinesische Konsortium, das unter dem Schutz der Regierung stehen soll, hat seine Beteiligung an der Deutschen Bank reduziert. Es steht zu befürchten, dass der Hahn, dessen rheinland-pfälzische Anteile die Chinesen für 15 Millionen Euro gekauft haben, in absehbarer Zeit ganz oder teilweise abgestoßen wird. Zumal mit der Ankündigung von Ryanair klar ist, dass mit dem Hunsrück-Flughafen kein Geld zu verdienen ist.

b.wientjes@volksfreund.de

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