Paukenschlag beim FDP-Kreisparteitag: Gilles verzichtet

Trier · Karl-Josef Gilles, bisher stellvertretender Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Trier, ist völlig überraschend bei seiner Wiederwahl gescheitert. Nach einem Abstimmungspatt verzichtete er auf einen zweiten Versuch. Kreisvorsitzender Thomas Egger wurde mit 27:4 Stimmen im Amt bestätigt.

 Kein Stellvertreter mehr im FDP-Kreisverband: Karl-Josef Gilles.

Kein Stellvertreter mehr im FDP-Kreisverband: Karl-Josef Gilles.

Foto: Marcus Hormes

(cus) 16 Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Das Ergebnis der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des FDP-Kreisverbands Trier löst ungläubiges Staunen vieler Mitglieder aus. Mit diesem Paukenschlag war beim Parteitag gestern Abend im Hotel Deutscher Hof nicht zu rechnen.

Zur Wahl stand kein Geringerer als Partei-Urgestein Karl-Josef Gilles. Der 59-Jährige schließt sofort einen zweiten Wahlgang aus: „Ich habe keine Lust, wie andere drei Mal anzutreten, bis ich gewählt bin“, spielt Gilles auf einen solchen Fall beim Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen an.

„Ich habe das erwartet. Mein Sohn Joachim wurde ebenso vorgewarnt, nicht mehr anzutreten“, berichtet Karl-Josef Gilles. Es sei typisch für die FDP, dass nach einer Konsolidierung Gegner in den eigenen Reihen gesucht und attackiert würden: „Ich weiß nicht, warum ich so abgestraft wurde.“

Bei der jüngsten Stadtratswahl habe er mit Abstand das zweitbeste Ergebnis erzielt. Was die Schlappe bei den eigenen Mitgliedern für seine Arbeit in der Ratsfraktion bedeute, müsse er überdenken.

Der wenige Minuten zuvor wiedergewählte Kreisvorsitzende Thomas Egger schweigt dazu – ein dreiköpfiges Präsidium mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Auler an der Spitze leitet den Parteitag. Egger selbst ist nicht ohne Blessuren davon gekommen: Neben 27 Ja-Stimmen schlagen vier Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen zu Buche.

Auch nach zehnminütiger Pause bleibt Gilles bei seinem Verzicht. Silke Reinert wird wie geplant stellvertretende Vorsitzende (26 Ja, sechs Nein, drei Enthaltungen). Die 35-Jährige ist bisher Schatzmeisterin gewesen und neu im Stadtrat. Weiterer stellvertretender Vorsitzender wird der 24-Jährige Tobias Schneider (22 Ja, neun Nein, vier Enthaltungen). Schatzmeister Thomas Alt und Pressereferent Oliver Müller-Hammerschmidt komplettieren den geschäftsführenden Vorstand. Die neuen Beisitzer heißen Wolfgang Schaab, Hartmut Rudat, Felix Brandt, Philipp Czap, Thorsten Kläs, Holger Alisch.

Meinung
Die Stunde der Heckenschützen

Karl-Josef Gilles war es gewohnt, bei internen Wahlen einige Nein-Stimmen zu kassieren. Er bezieht Stellung und mag damit hin und wieder anecken. Auch der erneut stark vertretende Parteinachwuchs könnte seine Muskeln spielen gelassen haben. Eine weitere Theorie besagt, manche Nein-Wähler hätten eine Deckungsgleichheit zwischen Fraktion und Vorstand verhindern wollen.
Wie dem auch sei: Wenn es Argumente gibt, hätten Gilles' Gegner sie offen ansprechen sollen. Oder einen Gegenkandidaten ins Rennen schicken sollen. Der feige Angriff aus dem Hinterhalt ist schlechter Stil und damit ein Schuss ins eigene Knie. Die Partei hat Glück, dass Gilles es wohl nicht über sein Parteiherz bringen wird, aus der Ratsfraktion auszutreten.
m.hormes@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort