Pflege in Not: Heime schlagen Alarm

Trier · Die katholischen Pflegeheime schlagen Alarm: Das Personal sei überlastet, immer weniger Pfleger müssten immer mehr Bewohner betreuen. Mit einem landesweiten Aktionstag wollen am Montag die Einrichtungen auf den Notstand hinweisen.

(wie) „Pflege ohne Zeitdruck“, so stellt sich Birgit Alt-Resch den idealen Alltag in einem Pflegeheim vor. Dass das nichts mit der Realität zu tun hat, weiß die Leiterin des Pflegeheimes St. Irminen in Trier nur zu gut. 56 Vollzeitstellen für Pflegekräfte stehen auf dem Stellenplan ihrer Einrichtung, in der 168 Bewohner leben. Zwischen 28 und 40 Bewohner werden in verschiedenen Wohngruppen von zwei bis drei Pflegern betreut, auf einen Pfleger kommen also bis zu 15 Personen, um die er sich kümmern muss.

Zeit, um auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner einzugehen oder sich mal mit ihnen zu unterhalten, bleibe da nicht mehr, sagt Birgit Alt-Resch. Hinzu komme, dass die Pflegebedürftigkeit zunehme. Über die Hälfte der Bewohner des Heimes St. Irminen leiden an Demenz, die Betroffenen müssen also intensiver betreut werden, etwa beim Anziehen oder Essen – das kostet Zeit, Zeit, die dann wieder für andere Bewohner fehle, sagt die Heimleiterin.

Das katholische Pflegeheim St. Irminen ist kein Einzelfall. Die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte steigt in allen Einrichtungen. Die Personalkosten machen mehr als Zweidrittel der gesamten Ausgaben eines Heimes aus.

Um zu sparen, wird in vielen Heimen Personal abgebaut. Auch in ihrem Heim sei die Zahl der Pflegekräfte in den vergangenen Jahren zurückgegangen, sagt Birgit Alt-Resch. Folge: Viele Pfleger sind am Ende ihrer Kräfte, werden krank, fallen länger aus. Die verbleibenden Kollegen müssen einspringen, und sind irgendwann selbst überlastet.

Es werde immer schwerer, gutes Personal zu finden, sagt die Heimleiterin, die seit 21 Jahren in der Pflege arbeitet. Zwischen 1800 und 2500 Euro brutto verdient eine Pflegekraft im Monat – für einen Dreischichten-Job.

Die katholischen Pflegeheime schlagen daher Alarm. Unter dem Motto „Jetzt schlägt's 13“ machen über 100 Einrichtungen in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen heute am 13. Juli mit einem Aktionstag auf die aus ihrer Sicht katastrophale Pflegesituation aufmerksam.

In der Region beteiligen sich 13 kirchliche Heime, Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker werden den Alltag der Bewohner erleben und sich ein Bild von der Arbeit der Pflegekräfte machen. Veranstalter des Aktionstags sind die Caritas-Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe und der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland.

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