Produktion: Mietverträge verhindern Einstieg von Gastronom
Trier · Die Nikolaus-Koch-Stiftung hat bestätigt, dass eine Konkurrenzschutzklausel verhindert, dass ein kommerzieller Gastronom bei der Produktion einsteigt und so den Verbleib des überschuldeten Vereins im Palais Walderdorff sichern könnte. Heute verabschiedet sich der Verein mit einer „Trauer-Party“.
Morituri te salutant übersetzt: Die Todgeweihten grüßen dich ist die Einladung zur zumindest voraussichtlich letzten Fete in der produktion am heutigen Samstag unterschrieben. Mit der Trauerfeier verabschiedet sich der mit mehr als 300.000 Euro überschuldete Verein aus seinen Räumlichkeiten im Palais Walderdorff. Der Mietvertrag ist zwar bereits zum 1. Mai ausgelaufen. Die Abschiedsfete wurde uns aber noch gewährt, sagt Vereinsvorsitzender Peter Stablo. Am Montag muss er den Schlüssel zu Kulturcafé und Partykeller abgeben.
Seine desaströse Finanzlage ist dem Verein erst im vergangenen November aufgegangen. Ein mit der Stadt besprochener Sanierungsplan sah vor, dass der Trierer Gastronom Matthias Sonnen einsteigt, um den Getränkeverkauf zu übernehmen. Denn neben dem rapiden Besucherrückgang seit Eröffnung der Großraumdisco A1 in Trier-West haben ein mehr als großzügiger Personaleinsatz, überdurchschnittliche Löhne und wohl auch zu lasche Kontrollen der Ein- und Ausgänge in die Getränkekasse den Schuldenberg auf mehr als 300.000 Euro anwachsen lassen.
Nicht durch die Ausweitung des kommerziellen Party-Angebots, sondern alleine durch die Professionalisierung des Getränkeverkaufs und die Verschlankung des Kostenapparats könnte die produktion kostendeckend und gewinnbringend arbeiten, ist sich Willi Rausch, Sprecher des Gastronomen Sonnen, sicher.
Sonnen, der unter anderem das New Mintons am Stockplatz betreibt, wollte zudem eine Bürgschaft für die Miete übernehmen. Laut Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink hätte die Stadt den Sanierungsplan auch unterstützt. Aber Vertragsklauseln verhindern offenbar, dass zwei gleichgeartete Betriebe im Palais Walderdorff unterkommen können. Diese Konkurrenzschutzklausel müssen wir als Vermieterin gegenüber unseren Mietern einhalten, erklärt Ulrike Dickel, Geschäftsführerin der Nikolaus-Koch-Stiftung, der der Gebäudekomplex gehört.
Mieter der bisherigen Räumlichkeiten der produktion ist die Stadt, deren Untermieter wiederum ist der Verein. Der Konkurrenzschutz, den die Stiftung laut eigenem Bekunden einhalten muss, würde offenbar durch den Einstieg eines kommerziellen Gastronomen bei der produktion verletzt. Die Klausel bezieht sich laut Stiftung auf die benachbarte Diskothek Toni. Deren Betreiber Ralf Laux will sich zur Situation bislang nicht öffentlich äußern.
MeinungHemd ist näher als Hose
Von Christiane Wolff
Die Zeiten sind seit Eröffnung des A1 schwierig geworden für die Trierer Club-Szene. Nicht nur in der produktion gingen die Gästezahlen und damit die Einnahmen zurück, seit die Großraumdisko das Partyvolk aus der City nach Trier-West lotst. Ein Konkurrent weniger zumal die produktion sich durch eklatante Miss-Wirtschaft selbst ins Aus befördert hat dürfte den anderen Club-Betreibern zumindest aus geschäftlicher Sicht nicht die Tränen in die Augen treiben.
Dass der direkte Nachbar nicht auf den Konkurrenzschutz verzichtet, den die Nikolaus-Koch-Stiftung ihm gewährt, ist verständlich. Welcher Geschäftsmann hilft Mitanbietern schon tatkräftig dabei, sich in nächster Nähe anzusiedeln? Trotzdem: Für die Mitarbeiter der produktion ist es mehr als schade, dass sie ihren Sanierungsplan nicht umsetzen können. Geht der Betrieb nicht weiter, können die Gläubiger ihre Hoffnung auf Bezahlung begraben. Und der Stadt geht ein wichtiger weicher Standortfaktor nämlich ein großer Teil ihrer Jugendkultur verloren.