Kriminalität Mord an Triererin: Angeklagter will zu Vorwürfen schweigen

Trier · Vor dem Trierer Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 32-jährigen Mann aus Äthiopien begonnen. Der Angeklagte soll eine 63-jährige Triererin getötet und ausgeraubt haben. Das hohe Sicherheitsaufgebot im Gericht hat aber mit dem Fall nichts zu tun.

Prozess um Mord an Triererin: Angeklagter will zu Vorwürfen schweigen
Foto: dpa/Oliver Berg

Die Sicherheitsvorkehrungen im Trierer Landgericht sind an diesem Morgen so scharf, als würde in einem Terrorprozess verhandelt und mit einem Anschlag gerechnet. Überall auf den Gängen patroullieren uniformierte Justizbedienstete und Polizisten in schusssicheren Westen, Zivilbeamte sind daran zu erkennen, dass sie einen „Knopf“ im Ohr haben und jeden mit strengem Blick mustern. Und Polizeihunde sieht man im Trierer Justizgebäude auch eher selten. Das Aufgebot an Sicherheitskräften dient weniger dem an diesem Vormittag beginnenden Mordprozess, als einem ebenfalls an diesem Morgen beginnenden Drogenprozess, der mit Clankriminalität in Verbindung gebracht wird, wie zu hören ist.

Oberstaatsanwalt Eric Samel, der bei der Behörde unter anderem für sogenannte OK-Sachen (Organisierte Kriminalität) zuständig ist, steht seit Wochen unter Personenschutz. Der 47-Jährige vertritt an diesem Morgen in gleich zwei „dicken“ Fällen die Anklage. Bevor sich Samel der Drogenprozess widmet, geht es ein paar Türen weiter um den ein halbes Jahr zurückliegenden Mord an einer 63-jährigen Triererin. Weil in dem Verfahren zum Prozessauftakt nur die Anklage verlesen wird, ist die Sache schnell wieder über die Bühne.

Bevor der Oberstaatsanwalt den Sitzungsaal betritt, wird der Raum von den Sicherheitsleuten gründlich untersucht. Erst danach darf der Angeklagte aus der Zelle im Justizgebäude geholt werden. Der 32-jährige Äthiopier ist an Händen und Füßen gefesselt, als er – begleitet von vier Justizbediensteten – in den Sitzungssaal geführt wird.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, an einem Abend Mitte Januar nahe der Obdachlosenunterkunft bei der Römerbrücke die 63-jährige Frau bewusstlos geschlagen und dann ausgeraubt zu haben. Zuvor sollen die beiden gemeinsam getrunken haben und sich auch nähergekommen sein.

Die Triererin starb später in der Nacht an ihren schweren Schädelverletzungen und Unterkühlung. Eine DNA-Spur brachte die Ermittler auf die Spur des Angeklagten.

Der im März 2015 als Flüchtling nach Deutschland eingereiste und zunächst im Rhein-Hunsrück-Kreis lebende Mann ist bereits wegen Körperverletzungsdelikten, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Hausfriedensbruchs und Diebstahls vorbestraft. Der Grund, warum der genetische Fingerabdruck des Mannes in der polizeilichen Datenbank gespeichert ist.

Der Mord an der Triererin ist nicht das einzige Gewaltverbrechen, das dem eine Woche nach der Tat festgenommenen Mann jetzt von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wird. Der Vater eines unehelichen Sohnes soll Ende November auch eine Frau im Trierer Palastgarten überfallen haben. Ein geplanter Handtaschenraub scheiterte an der Gegenwehr des Opfers, das durch Fußtritte ins Gesicht und auf den Kopf bei dem Überfall verletzt wurde. Wegen dieses Überfalls hat die Staatsanwaltschaft den Tatverdächtigen wegen versuchten schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Der Prozess ist an diesem Donnerstagvormittag rasch vorüber, weil ein Sachverständiger fehlt. Er wird am Dienstag fortgesetzt. Der Angeklagte werde sich dann zu seinem Lebenslauf äußern, aber vorerst nicht zu den Tatvorwürfen, sagt seine Pflichtverteidigerin Martha Schwiering.

Für den Mordprozess sind insgesamt sieben Verhandlungstage terminiert. Bleibt es dabei, fällt Ende August das Urteil.

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