Angst, Krieg und Zerstörung: Ein Rückblick auf das Jahr 1941

Irrhausen/Arzfeld · Still und friedlich endet das Jahr 2011. Noch vor 70 Jahren war das ganz anders. Das Jahr 1941 war geprägt von Krieg, Zerstörung und Angst, wie Ereignisse aus Irrhausen und seinen Nachbarorten zeigen.

Irrhausen/Arzfeld. Am 27.2.1941 trat Pfarrer Nikolaus Lewen seinen Dienst in Irrhausen an. Von Anfang an hatte er es schwer, wurden ihm seitens der Nazis Knüppel zwischen die Beine geworfen. Viele Schmähungen, Beleidigungen und Bedrohungen hatte er auszuhalten, und mit ihm alle Einwohner, die ihm beistehen wollten oder den "Segnungen des Dritten Reiches" kritisch gegenüberstanden.
DORF GESCHICHTE(N)


So wurden die Markus- und Bittprozessionen in Irrhausen untersagt und auf Protest vieler Gläubigen zwar wieder gestattet, aber nur auf schlechteren Seitenwegen. Die Fronleichnamsprozession wurde ebenfalls verboten.
Die Straßen sollten frei bleiben für Militärfahrzeuge. Zudem seien, so die Nazis, viele kirchliche Feiertage nicht gut für die "Aufbauarbeit des deutschen Arbeiters" und die "kriegsbedingte Arbeitslage". Deswegen wurden die Feste Christi Himmelfahrt, Peter und Paul, Mariä Empfängnis und Dreikönig durch Verfügung der Behörde auf den folgenden Sonntag verlegt.
Die Borromäus-Bücherei der Pfarrei durfte ab Anfang April 1941 nur mehr rein religiöse Bücher verleihen. Es wurde angeordnet, alle anderen Bücher sofort in Kisten zu packen, nach Üttfeld zu bringen und dort in einem Raum abzustellen, der unter Kontrolle der "Geheimen Staatspolizei" (Gestapo) stand. In Irrhausen blieben nur sechs rein religiöse Bücher zurück.
Alle Schulkinder und Pfarrangehörige mussten Bekleidungsstücke abliefern, Wolle spenden oder Strümpfe und Handschuhe stricken, die an die Soldaten an der Ostfront gingen, die besonders unter der Kälte zu leiden hatten. Messdiener wurden verprügelt und zu Gottesdienstzeiten verpflichtende HJ-Übungsstunden angeordnet.
Mehrmals wurde Ortspfarrer Lewen anonym angezeigt. Auch Pfarrer Ries aus Arzfeld. Der Vorwurf: Er habe an zwei Schulmädchen unsittliche Handlungen vorgenommen. Die Mädchen bestritten dies. Daraufhin erfolgte die Anzeige, er habe verbotenen Umgang mit Kriegsgefangenen gehabt, weil er einem gefangenen französischen Priester erlaubte, in der Kirche zu Arzfeld eine Messe zu zelebrieren.
Als Pfarrer Ries in einem Brief an einen Arzfelder Frontsoldaten seine Befürchtung äußerte, der Krieg könne ungünstig ausgehen, wurde er verhaftet und kam ins KZ Dachau, wo er 1945 ums Leben kam.

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