Antrittsbesuch in Eifel: Präsident spricht vor Landwirten

Prüm · Joachim Rukwied, der neue Präsident des Deutschen Bauernverbands, hat seine Kollegen in der Eifel besucht. In der Prümer Karolingerhalle kritisierte er die Agrarreformen der EU - und forderte mehr Wertschätzung für Landwirte.

Prüm. "Es war im Jahr 1983", erinnert sich Landwirt Hermann Schwalen. Als Azubi nahm der Leidenborner in jenem Jahr zum ersten Mal an einer Versammlung des Kreisbauernverbands teil. "Die Themen damals: Zuschüsse, Lebensmittelskandale und das Ansehen der Bauern."
Gestern, fast genau 30 Jahre später, besucht Joachim Rukwied, neuer Präsident des Deutschen Bauernverbands, die Landwirte in der Eifel. In der Prümer Karolingerhalle steht er 200 seiner Kollegen Rede und Antwort und hält eine Grundsatzrede. Die Themen: Zuschüsse, Lebensmittelskandale und das Ansehen der Bauern.
"Jedes Jahr müssen wir uns auf neue Verordnungen und Anträge einstellen", sagt Landwirt Schwalen. Und Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm, ergänzt: "Die Politik würde gut daran tun, sich etwas zurückzuhalten." Denn mit jeder neuen Verordnung und jeder neuen Auflage würde die Motivation der Landwirte schrumpfen. "Dabei werden genau diejenigen von der Landwirtschaft abgehalten, die prädestiniert sind, das zu tun: Bauern mit Herzblut, die kleine Höfe bewirtschaften wollen", sagt Horper, dessen Kreisverband 2600 Mitglieder hat und 1700 aktive Landwirte vertritt.
Unzufriedenheit über Reformen


Auch der neue Bauernpräsident ist mit den neuerlichen Reformwerken aus Brüssel nicht gänzlich zufrieden. "Es ist erfreulich, dass die gemeinsame Agrarpolitik nach wie vor auf einer soliden Finanzbasis steht", erklärt Rukwied. Aber es werden Entscheidungen getroffen, die die Landwirtschaft empfindlich schwächen würden. Insbesondere die Beibehaltung der "Greening"-Vorschläge seien kritisch zu sehen (siehe Extra). Europa öffne seine Märkte immer weiter, sagte der 52-Jährige, der im Sommer des vergangenen Jahres das Präsidentenamt übernahm. "Das bedeutet für die Landwirte vor allem eines: noch mehr Wettbewerb."
Rukwied kritisierte zudem, dass der Agrarsektor in Deutschland nicht ernst genommen würde. In den USA sei die Landwirtschaft essenzieller Teil der Wirtschaft, Märkte würden eigens für den Export geschaffen. "Die Amerikaner wollen etwas für ihre Bauern rausholen - wir in Deutschland fühlen uns immer wie Bittsteller", sagt der Heilbronner. Er forderte für sich und seine Kollegen mehr Anerkennung - auch gesellschaftlich.
Rukwied sieht dabei aber auch die Landwirte selbst in der Pflicht. "Wir müssen mehr kommunizieren", forderte er im Hinblick auf die Lebensmittelskandale der vergangenen Wochen und Monate. "Wenn ich als Bauer mit biologischem Anbau werbe, dann muss ich das auch konsequent umsetzen." Denn andernfalls gerate die gesamte Branche in Misskredit.
Dafür erntete er auch bei den versammelten Bauern Applaus "Die Skandale werden von einigen wenigen Kriminellen verursacht. Keiner von uns findet das in Ordnung", sagt Landwirt Felix Schares aus Wiersdorf.
Festes Auftreten


Eduard Majerus aus Koxhausen ist zufrieden mit dem neuen Präsidenten. "Er hat ein festes Auftreten und bringt dialektisch einiges rüber". Majerus (85) war viele Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands Bitburg. Er glaubt, dass Rukwied die Kraft hat, etwas zu bewegen.
Auch dem Kreisvorsitzenden Michael Horper haben die Worte des Präsidenten gefallen. "Das hat gutgetan", sagt er.Extra

Das Europa-Parlament in Straßburg hat am Mittwoch der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zugestimmt. Die sieht unter anderem vor, dass Teile der Direktzahlungen an Landwirte als Umwelt-Prämie ausgezahlt werden. Diese würden aber nur Bauern erhalten, die bestimmte ökologische Leistungen erbringen. Wenn das nicht der Fall ist, können ihnen nicht nur die Umwelt-Prämie, sondern auch Teile der übrigen Zuschüsse gekürzt werden. sen

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