Auf zwei Reifen bis ins Venn

JÜNKERATH/KRONENBURG/LOSHEIM. Die Bahnstrecke zwischen Jünkerath und belgischer Grenze ist stillgelegt (der TV berichtete). Mittlerweile setzen sich viele für einen Radweg auf der Trasse ein – bis hin zu einer Initiative von Privatpedalisten. Die Verwirklichung wird aber nicht ganz einfach.

"Die Ferienregion Oberes Kylltal braucht diese Umnutzung", sagt der Kronenburger Ortsvorsteher Reinhold Rader. Zumal die Zeit dränge: Die Bahntrasse wachse immer mehr zu, und je länger dort nichts vorangehe, desto aufwändiger und teurer werde ein solches Projekt. Ein Radweg auf der alten Bahnstrecke - Rader ist nicht der einzige, der die Idee unterstützt: Die Route wäre ideal als sanft-touristische Anbindung ans belgische Wegenetz, mit der Möglichkeit, bis hinauf ins Hohe Venn zu rollen, nach Eupen und Aachen oder nach St. Vith und den dort ankommenden Radweg aus Richtung Prüm. Klingt klasse, wird aber schwierig: Denn erstens gibt es bereits den Kylltalradweg, der ebenfalls bis in die Nähe von Losheim (Nordrhein-Westfalen) führt, teilweise direkt neben der Trasse. Er wurde vom Land mitfinanziert, und da dürfte neues Geld für eine geänderte Strecke nur schwer zu holen sein. Allerdings berührt er mehrfach die Bundesstraße 421, was Gefahren für die Radler bedeutet. Zweitens muss mit der Bahn über den Erwerb der Trasse verhandelt werden. Die aber will nur die kompletten rund 15 Kilometer verkaufen und verlangt einen satten Preis: nach letzten Informationen rund 500 000 Euro. Argument: Der Unterbau sei noch vorhanden, das erhöhe den Wert und mindere die Umbaukosten. Drittens sind die Brücken auf der Strecke instandzuhalten - zu Kosten, die die Kommunen überfordern würden. Dennoch haben sich etliche Verantwortliche aus zwei Bundesländern und drei Gemeinden zusammen gesetzt, um über Möglichkeiten der Verwirklichung nachzudenken. Mit im Sattel: die Verbandsgemeinde Obere Kyll, die NRW-Gemeinden Dahlem und Hellenthal, die Landesbetriebe Straßen und Verkehr (LSV) in Gerolstein und Euskirchen sowie die Kreisverwaltung Euskirchen. Diese hat auch die Koordination übernommen: "Wir packen das an", bestätigt Franz Unterstetter, Chef der technischen Abteilungen beim Kreis, die gemeinsamen Bemühungen. Zudem sei Euskirchen einer von nur zwei anerkannt "fahrradfreundlichen Kreisen" in NRW. Da wäre die Strecke durch das Obere Kylltal eine ideale Ergänzung. Der Kniff: Man will die Landes-Straßenbehörden für die Idee gewinnen. Statt der Kommunen könnten dann der Bund oder sogar die EU den finanziellen Unterbau liefern. Die Behörden stehen dem Projekt positiv gegenüber, denn ein Bahn-Radweg würde nicht nur viele Gefahren umgehen, denen die Pedalisten derzeit ausgesetzt sind. "Das schlagende Argument ist aber nicht zuletzt die Anbindung ans belgische Wegenetz", sagt Carola Weicker vom LSV Gerolstein. "Durch die Nutzung der Bahnstrecke wäre die touristische Attraktivität des Oberen Kylltals noch einmal deutlich gesteigert. Wie das finanziell zu regeln wäre, ist allerdings noch überhaupt nicht geklärt." Schöne Idee, schwierige Finanzierung

Die Planer bleiben dran: Nächster Treff der Radweg-Runde ist am Donnerstag, 19. Oktober, eingeladen sind dazu auch die Vertreter der belgischen Gemeinden Büllingen und Bütgenbach. "Die Idee finden wir alle toll", sagt auch Harald Enders, Chef des LSV Gerolstein. "Aber wir müssen ein finanzierbares Gesamtmodell finden." Bereits am Wochenende ruft außerdem eine Privat-Initiative zum "Aktionstag pro Bahntrassen-Radweg", angeführt vom Niederkyller Arnold Knörr und dem in Köln lebenden US-Amerikaner William Pratt, Co-Autor eines Rad-Wanderführers für das Rheinland. Termin: Samstag, 7. Oktober, mit Frühstück am Bahnhof Jünkerath (9 Uhr), um 10 Uhr Start nach Hallschlag, um 13 Uhr ist dort eine Info-Versammlung im Gemeindesaal vorgesehen.

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