Geschichte Finale für die Feldarbeiter

Prüm · Fast genau ein Jahr lang haben Lars Blöck und seine Kollegen auf dem Hahnplatz nach alten Schätzen gegraben. Jetzt sind die Archäologen wieder fort, die historischen Reste zugeschüttet.

 Tolle Funde: Lars Blöck bei der Arbeit am Hahnplatz. Unten sieht man das runde Reststück einer Kirchensäule, darüber jüngeres Mauerwerk.

Tolle Funde: Lars Blöck bei der Arbeit am Hahnplatz. Unten sieht man das runde Reststück einer Kirchensäule, darüber jüngeres Mauerwerk.

Foto: Fritz-Peter Linden

Ach Mann: All die schönen Fundamente, Mauerstücke, Münzen, Musketenkugeln und Keramikscherben, die am Hahnplatz in den vergangenen zwölf Monaten zutage gefördert wurden – sie sind wieder fort. Die transportablen Relikte früherer Jahrhunderte sind mittlerweile beim Rheinischen Landesmuseum in Trier angekommen Dort werden sie weiter untersucht, präpariert und dokumentiert.

Alles andere: zugekippt und plattplaniert, damit die Arbeiten an der Fläche vor der Basilika weitergehen können. Auch der letzte Versuch von Basilikaführerin Monika Rolef im Stadtrat vor zwei Wochen, vielleicht doch eine kleine, historische Mauer-Ecke irgendwo sichtbar zu erhalten, er scheiterte. Da blieb ihr nur, der Form halber ihren Frust darüber rauszulassen. Sie wird vermutlich nicht allein sein damit.

 Ein letzter Blick: Die alten Mauern am Hahnplatz verschwinden wieder.

Ein letzter Blick: Die alten Mauern am Hahnplatz verschwinden wieder.

Foto: Fritz-Peter Linden

Aus der Stadt verschwunden, aber nur nach Trier, sind auch Grabungsleiter Lars Blöck und die anderen Archäologen – nach fast genau einem Jahr in Prüm. Offenbar war es ein gutes Jahr: „Das hat mir richtig viel Spaß gemacht“, sagt Blöck.

 Ein letzter Blick: Die alten Mauern am Hahnplatz verschwinden wieder.

Ein letzter Blick: Die alten Mauern am Hahnplatz verschwinden wieder.

Foto: Fritz-Peter Linden

Denn die Archäologen fanden allerhand: Insgesamt sei man mit 19 großen Kisten nach Trier zurückgekehrt, sagt der Grabungsleiter. Und man kam zu überraschenden Erkenntnissen: „Ziemlich abgefahren“ findet er zum Beispiel, dass die frühere Abtsburg nicht dort lokalisiert wurde, wo man sie vermutet hatte. Dass sie zudem auf alten Kirchenresten errichtet wurde – und dass im Anschluss wiederum aus der Abtsburg das Zeughaus entstand. Von der Kirche zum Palast zum Amtsgebäude, Schritt für Schritt seien die Bauten „immer säkularer“ geworden, sagt Lars Blöck.

 Reste der hochmittelalterlichen Kirche, über der später die Abtsburg und das Zeughaus gebaut wurden.

Reste der hochmittelalterlichen Kirche, über der später die Abtsburg und das Zeughaus gebaut wurden.

Foto: GDKE/Marcus Thiel/GDKE

„Richtig toll“ sei auch der Fund der hochmittelalterlichen Kirchenfundamente gewesen, über den wir hier ebenfalls bereits berichteten. Allerdings gerieten die Archäologen, Schaufel für Schaufel, noch ein gutes Stück weiter zurück in die Vergangenheit: Denn der Rest eines Essensgeschirrs und ein Dachziegel sind Hinweise auf eine bereits römerzeitliche Besiedlung – „was bisher auch noch nicht bekannt war“, sagt Lars Blöck.

 Bare Münze: Ein Metz geprägter Denar aus Silber, fast 1000 Jahre alt.

Bare Münze: Ein Metz geprägter Denar aus Silber, fast 1000 Jahre alt.

Foto: GDKE/Thomas Zühmer/ GDKE

Darüber hinaus fand man karolingische Keramik und direkt am Regino-Gymnasium einen alten Estrich, den Blöck „ebenfalls in die Karolingerzeit datieren würde“.

 Relikte des Zeughaussturms von 1849? Musketenkugeln vom Hahnplatz.

Relikte des Zeughaussturms von 1849? Musketenkugeln vom Hahnplatz.

Foto: GDKE/Marcus Thiel/GDKE. Thomas Zühmer/ GDKE.

Weitere Funde waren ein Bierkrug aus belgischer Produktion, gebrannt in Raeren nahe bei Aachen, und eine hochmittelalterliche Münze, „die um 1000 herum in Metz geprägt wurde“. Spannend auch: die Musketenkugeln im alten Pflaster des Hahnplatzes, das vor dem Zeughaus lag. Möglicherweise sind das sogar Hinweise auf den Sturm des Gebäudes aus dem Jahr 1849.

Und: Knochen. „Aber keine menschlichen, obwohl wir durchaus damit gerechnet hatten.“ Die Archäologen mutmaßen, dass es sich dabei um uralte Essensreste handelt.

Wie gesagt: Dass die alten Fundamente und Mauern am Hahnpatz jetzt wieder zugeschüttet sind, wird viele nicht freuen. Es habe allerdings auch einen Vorteil, sagt Blöck noch einmal: Denn für die Erhaltung dieser Reste sei dies „das Beste. was passieren kann“.

Alles in allem, sagt der Grabungsleiter, sei es ein erfolgreiches und schönes Jahr in Prüm gewesen. Klar: Er weiß auch, dass die Bauarbeiter am Hahnplatz um sein Team herum hantieren mussten. „Es war natürlich manchmal schwierig“, sagt Blöck. Dennoch hätten Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Stadt und den Schnorpfeil-Leuten gut funktioniert.

Das war’s dann also. Zumindest in Prüm: Denn jetzt kommt die Zeit der Aufarbeitung aller Funde, die am Ende in einer Publikation resultieren soll. Zur Finanzierung hat Blöck bereits eine Stiftung angeschrieben. Die Dokumentation sei ziemlich viel Aufwand. Und sie werde dauern: „Was man an Zeit im Feld verbracht hat, das braucht man auch in der Nacharbeit.“

Und wer weiß: „Vielleicht kommen wir ja wieder“, sagt Lars Blöck und lacht. Gründe gäbe es genug: „Von allen Grabungen, die ich bisher gemacht habe“, sagt er, „war das für mich die wichtigste und interessanteste.“

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