Bald schlagen sie den großen Bogen

Stadtkyll-Schönfeld · Die Arbeiten an der Wildbrücke bei Stadtkyll haben Fahrt aufgenommen. Bis Jahresende soll das Millionenprojekt abgeschlossen sein. Der Verkehr rollt unterdessen meist erfreulich langsam an der Baustelle vorbei.

Stadtkyll-Schönfeld Am Aschermittwoch war alles am Start: Seitdem sind die Arbeiten an der Wildbrücke über die Bundesstraße 51 bei Schönfeld richtig in die Gänge gekommen - und seit einigen Tagen kann man bereits sehen, wo die Fundamente sitzen.
2,6 Millionen Euro kostet das Werk, das Hirsch und Hase, Dachs und anderen Waldbewohnern die gefahrlose Querung der Straße ermöglichen soll.
Dauert aber noch ein bisschen: "Wahrscheinlich bis Jahresende", sagt Bauleiter Dietmar von Landenberg vom Landesbetrieb Mobilität (LBM). "Einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht nennen."
An Ort und Stelle sind erfahrene Leute zugange: Die Mitarbeiter der Jünkerather Baufirma Klein, die für den LBM schon einige dieser Konstruktionen errichtet haben, unter anderem an der A 1 und an der B 421 in der Nähe von Dockweiler.
Wichtigster Schritt bisher: das Einsetzen der sogenannten Bohrpfähle ins Erdreich - mehr als einen Meter dicke "Stangen" aus Beton, die zukünftig die Brückenlast nach unten ableiten werden, wie Dietmar von Landenberg erklärt. Inzwischen werden darüber bereits die beiden Fundamente gesetzt. Und weil man "aus dem Boden raus" sei, sagt von Landenberg, erwarte man auch keine störenden Überraschungen mehr. Sitzen die Fundamente, geht es anschließend an den Brückenbogen.
Einen kleinen Bogen müssen auch die mehr als 10 000 Fahrzeuge schlagen, die täglich über die Bundesstraße und an der Baustelle vorbeirollen - auf der eigens angelegten Nebenspur. So können die Arbeiten ohne Sperrung oder Umleitung verrichtet werden.
Bisher läuft auch das ohne Probleme: Direkt an der Baustelle gilt Tempo 30 - und die meisten, sagt Dietmar von Landenberg, "fahren relativ gesittet. Das läuft problemlos, muss ich sagen."
Vielleicht ja auch, weil die Polizei dort bereits Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen hat. Es dauerte nämlich anfangs ein wenig, bis die Auto- und LKW-Fahrer sich daran gewöhnt hatten, dass man dort nicht einfach so durchkrachen konnte.
Sobald das Bauwerk steht, wird beiderseits der Straße ein Zaun errichtet, der die Tiere zur Brücke lenken und zugleich verhindern soll, dass die Wildkatze drüberklettert. Allerdings ist der Zaun nur etwa einen Kilometer lang. Carola Weicker, Landespflegerin beim LBM: "Das ist von einem Wildbiologen so empfohlen worden. Wenn der Zaun bis zur Anschlussstelle Stadtkyll durchgezogen worden wäre, hätte man ihn an einigen Stellen unterbrechen müssen." Nämlich dort, wo die Zufahrten in den angrenzenden Wald liegen, und zu den aktuellen Windanlagen-Baustellen. "Und das würde dazu führen, dass die Tiere genau an diesen Stellen die Straße queren", sagt Carola Weicker.
Welche Tiere das übrigens alles so sein werden, lässt sich zukünftig nachprüfen: Auf der Brücke wird ein Sandstreifen angelegt, in dem sie ihre Spuren hinterlassen.
WARUM DIE BRüCKE GENAU DORT HIN MUSS


Extra

Die Wildbrücke an der B 51 dient als Ausgleich für die Versiegelung und Zerschneidung der Eifellandschaft infolge des A-1-Autobahnbaus. Nach alter Planung hätte sie deutlich näher zur Autobahn, bei Dockweiler (Kreis Vulkaneifel), gebaut werden sollen: Dort aber rollt die Vulkan-Eifel-Bahn durch die Landschaft. Den Damm, über den die Züge fahren, für das Wild durchlässig zu machen, wäre deutlich teurer geworden. Ein wildbiologisches Gutachten lieferte dann das Ergebnis: Eine Wildbrücke an der B 51 hätte den stärksten naturschützenden Effekt. Unter anderem, weil die Straße dort große Waldgebiete durchtrennt, in denen vor allem Wildkatzen, Dachse, Rotwild und andere Tiere hausen.

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