Berlin, Bitburg - und gleich wieder weiter: Felicitas Hoppe macht beim Eifel-Literatur-Festival Station

Bitburg · Die Liste ihrer Auszeichnungen ist respekteinflößend lang, gekrönt vom Büchner-Preis 2012, der so ziemlich renommiertesten von allen. Schön, dass sich niemand davon abschrecken lassen muss, wenn Felicitas Hoppe beim Eifel-Literatur-Festival im Bitburger Haus Beda vorbeischaut.

Bitburg. "Es wird Zeit, dass es sich jetzt wirklich mal ereignet", sagt Felicitas Hoppe und lacht: Ihre Reise von Berlin nach Bitburg nämlich, die Lesung in der Eifel, sie habe deswegen schon so viel mit Festivalchef Josef Zierden gemailt, geplant - und darüber fast vergessen, sich einen Zug herauszusuchen.

Jetzt aber: Am Dienstag, 3. Mai, 20 Uhr, liest und erzählt sie im Haus Beda. Und bestimmt hat sie ihren Rucksack dabei, den sie auch in ihrer herrlich unzuverlässig zusammenfabulierten, nun ja, Autobiografie "Hoppe" stets umschnallt.Mit der Eifel im Rucksack

Und was steckt die "ausgewiesene Meisterin praktischen Packens" ("Hoppe", Seite 15) für den Ausflug in den fernen Westen da hinein? "Nichts Spektakuläres", sagt sie, "aber ich wollte mir etwas kaufen, was ich bis jetzt noch nicht habe: ein Buch über die Eifel. Die ist für mich immer noch ein geheimnisvoller Flecken."
Dabei ist sie ja im November schon mal knapp daran vorbeigeschrammt, als sie in Echternach einen Abend lang über Gott, Welt und Reisen sprach, gemeinsam mit ihrem Bruder Ulrich, dem promovierten Theologen und Pfarrer bei der Bundespolizei in Bonn. Anlass war die Übersetzung ihres Ritterromans "Paradiese, Übersee", ins Luxemburgische, denn der spielt ja genau dort (der TV berichtete). Zwei hinreißende Stunden, in denen sie gar nichts Büchnerpreisträgerinnenhaftes hatte, oder, anders: wenn preisträgerinnenhaft, dann doch bitte so. Wir schweifen schwer ab, das ist aber kein Problem, gerade bei dieser Autorin, denn das Schweifen, das Schlingern, das Driften, das Herumkommen, das sind ja gerade die Hoppe-Themen. Wie bei der Containerschiffsreise, die sie 1997 unternahm. Oder ihrer bisher letzten großen Tour, aus der demnächst auch ein Buch werden wird: Zusammen mit zwei Künstlerkollegen folgte sie den russischen Autoren Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, die Mitte der 1930er Jahre die USA durchquerten und aus ihren Erlebnissen eine Reportage machten: "Das eingeschossige Amerika".

"Ein Superbuch", sagt Felicitas Hoppe. Sie reiste den Russen 80 Jahre später hinterher - musste allerdings zwischendurch kurz in Kanada vorbeischauen, genauer: in Brantford, Ontario.
Da sind wir wieder bei "Hoppe": Denn darin erfindet sie sich eine Kindheit in Brantford, der Heimatstadt des (muss man immer dazusagen, vor allem wenn man mit Kanadiern zu tun hat): größten Eishockeyspielers aller Zeiten, Wayne Gretzky. In dessen Familie wächst die Buch-Hoppe quasi auf, mit Hockeyschläger im Rucksack. Der Witz: In Brantford bekam man Lunte von der Geschichte. Ex-Bürgermeister David Neumann und dessen Frau Elfrieda schrieben sie an, luden sie ein, und sie fuhr natürlich hin. Seitdem kennt die wirkliche Hoppe den echten Vater von Wayne, Walter Gretzky. Eine hinreißende Erfahrung, sagt sie, in Bitburg will sie mehr davon erzählen, weil: großartige Sache. "

Die Wirklichkeit schlägt zurück", sagt Felicitas Hoppe, und findet es natürlich wunderbar, wie sich da die Realität sozusagen die Literatur zurückgeholt habe. Wer weiß, was sie aus der geheimnisvollen Eifelwirklichkeit alles mitnehmen und vielleicht ja irgendwann einmal verfabulieren wird. In Bitburg wird sie vor allem aus "Hoppe" vorlesen (Superbuch übrigens). Das Schöne daran sei ja: "Darin kommen alle meine Bücher vor, alle Grundthemen sind drin: das Reisen, die Freude am Spiel, die Freude am Erfinden." Erfinden, wichtiges Wort: Man habe ihr ja schon vorgeworfen, sie sei eine Lügnerin - ganz falsch: "Ehrliche Erfindung", das sei ihr Prinzip. Und sonst, wie geht's weiter? Lachen am Berliner Ende der Leitung: "Nach der Autobiografie ist man ja eigentlich durch." Egal: "Sie können sagen, Frau Hoppe fängt einfach wieder von vorne an."

Also: Frau Hoppe fängt einfach wieder von vorne an. Mit zwei weiteren Büchern, an denen sie derzeit ebenfalls schreibt: einer Neuerzählung der Nibelungensage ("was meiner alten Liebe zu Rittern geschuldet ist") und einem Kinderbuch über die Geschichte Amerikas, erzählt anhand der Tiere, die fast alle US-Präsidenten ins Weiße Haus mitbrachten. Und das seien nicht nur Hunde und Katzen gewesen, sondern auch ein paar ganz kuriose Viecher. Und nach dem Besuch beim Festival reist sie gleich wieder weiter, nicht heim nach Berlin, sondern "zurück in die Klausur". Auch das ist nicht gelogen, sondern wörtlich zu nehmen: Im Schweizer Wallis nämlich hat sie eine echte, eigene Einsiedelei, hinter einer Kirche und mit direktem Durchgang zum Gotteshaus. "So was hat, glaube ich, außer mir niemand auf der ganzen Welt - ich hab meine eigene Kirche". Ein Segen für die Literatur. Und fürs Festival: Auf nach Bitburg also, das ist nämlich, ganz bestimmt, "der beste Platz der Welt" (Felicitas Hoppe, Erzählungen, 2009). Okay: zumindest am 3. Mai, um 20 Uhr.
Karten gibt es unter 0651/7199-996 oder im Internet auf www.volksfreund.de/ticketsExtra

Felicitas Hoppe wurde 1960 in Hameln geboren, sie studierte in Tübingen, in den USA, Rom und Berlin, wo sie heute auch lebt. Ihr erstes Buch, "Picknick der Friseure", veröffentlichte sie 1999. Ihre Reise auf einem Containerschiff resultierte 1999 im Roman "Pigafetta". "Paradiese, Übersee" (2003) spielt in Luxemburg. Jüngstes Buch: die "Traumbiografie" unter dem Titel "Hoppe". Die Autorin erhielt eine ganze Reihe von Auszeichnungen, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Erich-Kästner-Preis für Literatur. fpl

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