Brauchtum in der Eifel Meisterin der Miniaturen: Schwirzheimerin baut Weihnachtskrippen

Schwirzheim · Weihnachtskrippen aus der Heimat und aus aller Welt: Die Schwirzheimerin Ria Krump hat eine beeindruckende Sammlung. Viele der Kleinpanoramen hat sie selbst gebaut, denn sie beherrscht das Handwerk aus dem Eff-Eff.

 Ria Krump mit einer Krippe, die einem belgischen Vennhaus nachempfunden ist.

Ria Krump mit einer Krippe, die einem belgischen Vennhaus nachempfunden ist.

Foto: TV/Frank Auffenberg

  Ein Esel, ein Ochse, drei Könige und eine heilige Familie – mehr braucht es nicht für eine richtige Weihnachtskrippe. „Das restliche Personal kann sich aber je nach Land sehr unterscheiden“, sagt die Schwirzheimer Krippenbaumeisterin Ria Krump. Erstmals zeigte sie am Wochenende in der heimischen Pfarrkirche, wie facettenreich die Krippenbaukunst sein kann.

„Die Geschmäcker und Traditionen sind ebenso unterschiedlich wie die Menschen“, sagt sie. In manchen Ländern, besonders im Alpenraum, werde sehr intensiv eine Krippenkultur gepflegt, in anderen gehören Krippen zwar zum Weihnachtsfest dazu, aber nicht jede Familie habe eine eigene unter dem Christbaum stehen. „Ich hoffe, dass diese kleine Ausstellung einen ersten Eindruck gibt, über das, was machbar ist.“

60 Krippen hat die Baumeisterin vor dem Chor der Pfarrkirche aufgebaut. „20 davon habe ich selber gemacht, die anderen gehören zu meiner kleinen Sammlung“, manche habe sie auf Reisen gekauft, andere seien ihr geschenkt worden. „Aber jede ist im Grunde mit einer kleinen Geschichte verbunden.“
Sie sei in den 1990er Jahren zur Krippe gekommen. „Es war wie so oft der Zufall, der mich zu diesem Hobby brachte“, sagt sie. Über ihre Tochter habe sie das Team der Ars-Krippana-Ausstellung bei Losheim kennengelernt. „Weil ich gebürtige Niederländerin bin, fragte man mich, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in meiner Muttersprache dort Führungen anzubieten.“

Sie konnte es, fand Gefallen an dieser alten Handwerkskunst und kam auf den Geschmack. „Ich wollte das einfach selber können und ließ mich in Innsbruck zur Krippenbaumeisterin ausbilden.“

Über vier Jahre hinweg habe sie die Schule in Österreich jeweils für eine Woche besucht. „Dann wurde wieder gebaut und geübt, bis ich schließlich 2003 meine Meisterprüfung ablegte.“ Der Titel sei ihr übrigens nicht besonders wichtig: „Manche legen da Wert drauf, mich hat aber immer mehr das Handwerk selber interessiert.“

Eine reine Männerdomäne sei das Krippenbauen übrigens, entgegen der verbreiteten Meinung, nicht. „Ich würde sogar sagen, dass es genauso viele Frauen wie Männer gibt, die Krippen bauen – und übrigens auch genauso viele junge Leute wie alte“, sagt Ria Krump. Gern erinnere sie sich beispielsweise an einen kleinen Baukurs mit ihren fünf Enkeln und zweien ihrer Freunde zurück. „Die Kinder hatten einen wahnsinnigen Spaß. Mir ist es immer wichtig, dass der Krippenbauer, egal ob Kind oder Erwachsener, bei einem Kurs wirklich alles selber macht. Das Ergebnis muss dann nicht absolut perfekt sein, auch wenn die meisten meiner Vereinskollegen sehr viel Wert auf Perfektion legen.“

Beispielhaft dafür sei hier eine kleine Anekdote: Ein befreundeter Krippenbauer habe ihr einst stolz sein neustes Werk präsentiert und nach ihrer Meinung gefragt. „Ich schaute mir die Arbeit an und sagte nach einer Weile, dass er eine wunderschöne Ruine gebaut habe, die aber leider ganz neu aussehe.“ Einige Jahre später habe sie ihn wiedergertroffen. „Als erstes erzählte er mir, dass er die perfekte Ruine verkauft habe.“

Eine kleine Leidenschaft habe sie für orientalische Krippen. „Mir gefallen einfach diese Gebäude, die Stimmung in den Krippen und die vielen kleinen Details.“ Ein Lieblingsstück habe sie nicht. „Ich hänge ja ein bisschen an jeder, aber es gibt Krippen, die ein bisschen anders sind und damit eben einen ganz besonderen Platz bei mir einnehmen“, sagt sie und deutet auf das Ensemble eines kleinen Fachwerkhauses.

„Das ist zum Beispiel ein echtes, kleines, belgisches Venn-Haus von mir. Die Figuren wiederum hat ein Freund aus Lüttich aus Ton hergestellt. Eine der Frauen wurde nach mir modelliert.“ Die Figuren erinnerten sie in den Details an ihre Kindheit in der Nähe von Almaar. „Damals sahen viele Leute in Nordholland noch wirklich so aus.“ Eine Lieblingsfigur habe sie aber doch, ergänzt Ria Krump.

 Erleichtert sich mal eben: der Caganer – ein witziges Krippendetail.

Erleichtert sich mal eben: der Caganer – ein witziges Krippendetail.

Foto: TV/Frank Auffenberg

Sie sei an der Seite einer Krippe zu finden, die eine spanische Traditionen aufgreift. „In Katalonien gibt es ein reiches Figurenensemble. Dabei fehlt in fast keiner Krippe der sogenannte Caganer“, sagt sie. Diese Darstellung eines Mannes, der sich am Rande der Krippe mit heruntergelassener Hose erleichtert, sei aber kein Gag, betont sie. „Wie und wann diese Figur Einzug in die Krippen erhielt, weiß man nicht genau. Vielleicht verdeutlicht er, dass alle Menschen gleich sind. Alle müssen früher oder später ihr Geschäft verrichten, auch die Menschen in der Weihnachtsgeschichte. So ist eben der natürliche Kreislauf.“
Ria Krumps Ausstellung in Schwirzheim ist zwar bereits wieder abgebaut, von ihrem Wissen und dem ihrer Kollegen im Verband der Krippenfreunde Belgien kann man aber trotzdem profitieren: In der Ars Krippana bei Losheim werden ganzjährig Führungen durch eine der größten Krippenausstellungen Europas angeboten.

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