Die Kugeln entscheiden

Unsere heutige Dorfgeschichte handelt von der so genannten Ballotage. Einer sehr alten und vor allem selten gewordenen Art, eine Wahl zu entscheiden - und zwar mit Kugeln. Auf diese Art bestimmen in Schönecken die Junggesellen, wer in den Verein kommen darf.

 Markus Reichertz, Hauptmann der Schönecker Junggesellensodalität, gibt seine Stimme per Kugel ab. TV-Foto: Gernot Ludwig

Markus Reichertz, Hauptmann der Schönecker Junggesellensodalität, gibt seine Stimme per Kugel ab. TV-Foto: Gernot Ludwig

Schönecken. (gel) Vor der eigentlichen Abstimmung stellen die Junggesellen im Flur ihres Vereinslokals im Burgmannenhaus von Hersel eine kleine Holzkiste auf. Sie hat ein schwarzes und ein weißes Fach. Anschließend bekommt jedes Vereinsmitglied eine hölzerne Kugel in die Hand. Nachdem der Hauptmann (Vorsitzende) zur Abstimmung aufgerufen hat, muss jeder Sodale seine Kugel in eines der beiden Fächer werfen. Votiert er für die Aufnahme des Anwärters, wirft er seine Kugel in das weiße Fach, ist er gegen die Aufnahme, lässt er sie ins schwarze Fach fallen. Letztlich entscheidet die einfache Mehrheit bei dieser offenen Form der Abstimmung. In einigen Lexikas wird auch die Variante beschrieben, bei der mit schwarzen und weißen Kugeln abgestimmt wird.Der Begriff Ballotage leitet sich vom französischen ballotte und vom englischen ballot ab. Im Internetlexikon Wikipedia heißt es, dass im frühen Mittelalter die Benediktiner per Ballotage ihren Abt bestimmt haben. Der Grund für die "Kugelung" war ganz einfach: Man sparte Papier, dass damals recht teuer war. Schon seit Menschengedenken nimmt die Sodalität auf diese Art Mitglieder in den Verein auf. Vermutlich haben die Franzosen in der Zeit der Besatzung des Rheinlands gegen Ende des 18. Jahrhundersts die Abstimmungsart mitgebracht.Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse eifel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 2000 Anschläge umfasst.

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