Die Spendenbüchse muss noch rappeln

Das Bild eines zarten Pflänzchens, das langsam, aber stetig zu einem mächtigen Baum heranwächst, wird im Zusammenhang mit Bürgerstiftungen gerne verwendet. Für die Bleialfer Stiftung trifft es vollkommen zu, denn auch sie braucht, um zu gedeihen, vor allen Dingen: Zeit.

 Noch muss die Stiftung ihr Vermögen mehren. Foto: istock/Vladimir Ovchinnikov

Noch muss die Stiftung ihr Vermögen mehren. Foto: istock/Vladimir Ovchinnikov

Bleialf. Noch türmt sich die erste große Hürde vor der geplanten Bürgerstiftung in Bleialf schier unüberwindlich auf. 25 000 Euro müssen auf dem eigens eingerichteten Treuhandkonto zusammenkommen - erst dann wird die Stiftung staatlich anerkannt. Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg zurückzulegen, der durchaus steinig werden könnte. Die bisherige Bilanz: Der Info-Abend Ende Juni stieß in Bleialf nur auf geringes Interesse, und die Zahl der Gründungsmitglieder ist überschaubar: Elf Bürger unterschrieben bis jetzt die Absichtserklärung, rund 8500 Euro sind zusammengekommen.

Dennoch bleibt Initiator Hanns-Peter Küster zuversichtlich: "Unsere Aufgabe ist es nun, die Leute darüber zu informieren, wie eine Bürgerstiftung arbeitet und was genau mit ihrem Geld geschieht, wenn sie stiften, oder spenden - und wenn wir von Tür zu Tür ziehen müssen."

Groß bleibt auch die Hoffnung, das Stiftungsvermögen durch hohe Spenden und Erlöse aus Schenkungen aufzustocken, denn eine Bürgerstiftung darf nur mit den Zinsen und Erträgen ihres gesammelten Kapitals tätig werden. "Bliebe es bei den geforderten 25 000 Euro auf dem Konto, hätten wir nach einem Jahr etwa 750 Euro Zinsen angespart", sagt Küster, "das reicht grade mal für neue Blumenkästen am Bürgerhaus."

Gute Ideen sind gefragt, um das Vermögen der Stiftung zu mehren - mit dem schönen Nebeneffekt, dass die Ortsgemeinschaft von solch einem Projekt nicht nur finanziell profitiert, sondern auch sozial und kulturell. "Bürgerfeste, Konzerte, gemeinsame Aktionen, die Spaß machen und der Stiftung Geld einbringen, lassen uns näher zusammenrücken. Ab dem Moment, an dem die Bürgerstiftung Bleialf errichtet ist, wird sie unaufhörlich weiter wachsen", gibt sich Hanns-Peter Küster überzeugt.

176 solcher Stiftungen gibt es bundesweit, erst zwölf existieren in Rheinland-Pfalz, meistens jedoch in großen Gemeinden und Städten. Bleialf wäre die bis jetzt kleinste Gemeinde mit einer Bürgerstiftung. Eine selbstständige und politisch unabhängige Stiftung kann überall dort in die Bresche springen, wo staatliche Mittel fehlen. Allein die Stifter, also die Bürger selbst, entscheiden. "Dazu müssen es möglichst viele werden", sagt Küster, "da kommt noch viel Arbeit auf uns zu."

Weitere Informationen zur Bürgerstiftung gibt es im Internet unter www.buergerstiftung-bleialf.de

Meinung

Probe aufs Exempel

Seit Jahren stöhnen die Kommunen über die leeren Kassen, die ihnen jegliche Gestaltungsfreiheit rauben. Angesichts der notwendigen Sparzwänge müssen sich die meisten Gemeinden bei ihren Ausgaben auf das Allernotwendigste beschränken - und nur die idealistischsten Optimisten glauben daran, dass sich dieser Zustand wieder ändert. Um dennoch in ihrem Ort schöne Dinge außer der Reihe umsetzen zu können, sind Bürgerstiftungen eine schöne Lösung. Von neuen Spielgeräten für Kinder über Unterstüzung für Vereine bis hin zu neuen Bänken - die Möglichkeiten, wo eine solche Stiftung konkret mithelfen kann, sind groß. Allerdings ist der Weg bis zur Anerkennung als Bürgerstiftung mit hohen Hürden behaftet. 25 000 Euro aus Spenden in einem kleinen Ort wie Bleialf zusammenzubekommen, ist eine schwierige Aufgabe - das zeigt die aktuelle Entwicklung. Doch es ist den Initiatoren hoch anzurechnen, dass sie sich nicht entmutigen lassen. Sie können den Beweis antreten, dass Bürgerstiftungen auch in kleinen Orten möglich sind. Natürlich kann dieser Versuch auch scheitern. Aber wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. c.brunker@volksfreund.de

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