Drei Bäume müssen weichen

Prüm · Beim nächsten großen Sturm könnten sie stürzen: Eine Linde und zwei Kastanien am Ehrenmal auf der Ecke von Hillstraße und Kalvarienbergstraße sind nicht mehr stabil. Die Stadt lässt die morschen Bäume nun fällen.

 Mathilde Weinandy mit einem der drei Bäume, die fallen müssen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Mathilde Weinandy mit einem der drei Bäume, die fallen müssen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Der erste Herbstorkan - Christian - ist Anfang der Woche über Europa gefegt, allein in Deutschland starben sieben Menschen. Einige wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, wie auch vor fast genau einem Jahr mitten in Trier, als eine Kastanie eine Passantin unter sich begrub (der TV berichtete).
Solche Katastrophen sollen sich in Prüm nicht ereignen: Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy hat deshalb auf Empfehlung des Forstamts vorige Woche die Baumgruppe am Ehrenmal in der Hillstraße untersuchen lassen. "Da haben wir jede Menge Bäume stehen", sagt die Stadtchefin. Und jedes Jahr gebe es deshalb Diskussionen - nicht nur wegen des Laubs, das offenbar einige Anwohner stört. Vor allem sorgen sich die direkten Baum-Nachbarn, wenn die Stämme im Wind bedrohlich knarren.
Bis zu 100 Jahre alt


Nun also die Prüfung, "ehe da etwas passiert". Das Ergebnis: Drei der Bäume, eine Linde und zwei Rosskastanien, werden in Kürze gefällt, denn sie weisen Schädigungen auf.
Die Untersuchung hat der Forstingenieur Karl-Josef Prüm aus Trier vorgenommen: Die Bäume, einige bis zu 100 Jahren alt, "haben Kriege und Stürme mitgemacht", sagt der Experte. Bei einem Sturm Ende der 1980er Jahre seien bereits einige Kronen abgebrochen. An einer Linde habe er festgestellt, dass die Krone ebenfalls absterbe: "Da lohnt sich keine teure Pflegemaßnahme mehr." Karl-Josef Prüm untersuchte die Bäume nicht nur, indem er sie sich genau anschaute: Unter anderem setzte er einen sogenannten Resistographen (Widerstandsmesser) ein. Dazu wird im Stamm eine Bohrung vorgenommen - und je nach Widerstand lässt sich dabei feststellen, ob das Holz morsch ist (siehe Extra).
Diese Innenschau sei notwendig, um die Schäden exakt bestimmen und lokalisieren zu können, sagt Prüm. Vor allem, weil man von außen selten darauf schließen könne: Der Baum, der voriges Jahr in Trier die Fußgängerin erschlug, sei von innen zu 80 Prozent morsch gewesen, habe aber kerngesund ausgesehen.
Das sind drei der Bäume am Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege auch nicht mehr - deshalb werden sie nun abgeholzt.
Die Kosten stehen noch nicht fest, da die Stadt gerade Angebote einholt. Die Lücke wird aber zumindest an einer Stelle wieder geschlossen. Mathilde Weinandy: "Ich werde da wieder eine Linde hinpflanzen."Extra

Karl-Josef Prüm geht bei seinen Untersuchungen zunächst nach der allgemein anerkannten VTA-Methode vor. VTA steht für "Visual Tree Assessment" - Visuelle Baum-Beurteilung, entwickelt wurde sie von dem Karlsruher Wissenschaftler Claus Mattheck. Dabei wird in mehreren Schritten vorgegangen. Die Experten überprüfen unter anderem die Architektur und "Körpersprache" des Baums, die Krone, die Rinde, die Belaubung und den Standort. Je nach Situation werden weitere Untersuchungen vorgenommen, darunter die unschädlichen Bohrungen mit dem Resistographen, wie oben beschrieben. Mehr dazu im Internet unter www.baumgutachten-pruem.de fpl

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