Kolumne Zugkräfte

Seit Jahren rühmen wir hier ja den Eifeler und seine einwandfreie, von keinerlei Niedertracht eingeschmutzte Gesamtgroßartigkeit inklusive redlichster Lebensführung. So kommt er aus der Produktion. Es sind allerdings ab Werk Extras eingebaut: Tritt ihm jemand allzu naiv gegenüber, erfasst das sein Detektor sofort und passt sein Verhalten an. Das geht automatisch, da kann er gar nichts machen. Wie in der Geschichte, die uns wieder mal Malermeister Hans Weber aus Bitburg schickt (Um die zu kapieren, Fremder, musst du wissen, dass „riescht“ für „gerade“ steht. Und „dreschen“ für trocknen). Es geschah in seinem ersten Lehrjahr als Maler und Lackierer: Hans und der Altgeselle, „nennen wir ihn einmal Pitter“, mussten in einem Bauernhof den Hausflur streichen. Wie damals üblich, sagt Hans, „sollten Decke und oberer Wandbereich hell gestrichen werden, der Sockel, zwecks Robustheit, in einer kräftigen Lackfarbe. Als Krönung sollte dann ein andersfarbiger Strich mittels Pinsel und Holzlineal genau zwischen Sockel und Wandfläche gezogen werden.“ Ein Job für den Altgesellen. Der aber hatte, dank Bier und Branntwein, schon extremen Seegang, was dem Strich eine doch deutlich wellenförmige Natur verlieh. Darauf die Bauersfrau: „So es (sag mal), Mäster, dengen Strich lo as awer alles anere wie riescht!“ Pitters lässig zurückgelallte Antwort: „Gods Frau, dat as normal. Wenn dern dreschnet, daan zescht dern sich riescht.“

Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Und hier Beweisstück Nr. 2 zum Thema aus Olmscheider Archiven, von Mosers Rosi: Eifeler Bäuerchen sitzt feinem Herrn im Zug gegenüber und knibbelt Apfelkerne. Der Herr will wissen, warum. Antwort: „Dovan jet ma schlau.“ Der Herr fragt sich fünf Kerne. Der Bauer luchst ihm pro Stück zehn Mark ab. Der Herr beginnt zu kauen. Und sagt: „50 Mark für fünf Apfelkerne ... das ist aber teuer.“ Und das Bäuerchen: „Siehste, se wirken alt.“ Et jit net jerannt.

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