Ein freundlicher Menschenkenner tritt von der Bühne ab

Die Eifel trauert - und viele Freunde in Köln und der Türkei: Mehmet Fistik, der Pantomime und Theatermacher, ist am Dienstag in einem Trierer Krankenhaus gestorben.

 Mehmet Fistik.TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Mehmet Fistik.TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Stadtkyll/Trier. (fpl) Pläne und Ideen hatte er noch viele - aber nicht mehr die Kraft dafür: Der Pantomime, Clown, Regisseur und Theaterpädagoge Mehmet Fistik ist tot. Fistik, 1944 in der Türkei geboren, kam 1970 nach Deutschland. In Köln schloss er sich zunächst dem "Experimentier-Theater" an, 1976 gründete er sein "Theater, das bewegt", im Jahr 1981 folgte seine erste eigene Bühne: das Atelier-Theater, das er bis 1997 leitete.

Viele bekannte Künstler traten bei Fistik auf, darunter auch Harald Schmidt, Dirk Bach, Tom Gerhardt und Helge Schneider. Einer seiner schönsten Sprüche: "Ich habe schon viele Deutsche integriert."

Fernsehbekannt wurde Fistik unter anderem durch seine Auftritte in der WDR-Sendung "WWF-Club" in den 80er Jahren. Einer der damaligen Moderatoren, Jürgen von der Lippe, holte ihn später noch einmal auf den Bildschirm zurück: In der Pro7-Show "Extreme Activity".

Ende der 1990er Jahre siedelte Fistik um: Nach Esch im Oberen Kylltal, wo er zunächst das Mimen- und Clownzentrum Wellemshof betrieb und auch dort regelmäßig auftrat. Dann eröffnete er in Stadtkyll das "Art Bistro" - und lud immer wieder auch andere Künstler ein, auf seiner Kleinkunstbühne im Wirfttal zu gastieren. Fistik gab außerdem in der Eifel und in der Türkei zahlreiche Schauspiel-Seminare und Kurse zum Thema Körpersprache, er beriet darüber hinaus mehrere Mundart-Theater in der Region. Seine stille Kunst, die er in Programmen wie "Don Quichote", "Ikarus" oder seinem Porträt des überforderten "Medienmenschen" perfektionierte, zeichnete sich durch einen manchmal ironischen, jederzeit aber warmen Humor aus. Sein Thema immer wieder: der Mensch und seine Schwächen - und zwar so, dass jeder darüber von Herzen lachen konnte, während ihm vielleicht gerade ein Licht aufging. Lachen über sich selbst: ein Charakterzug, der auch den Künstler auszeichnete.

Nach einer krankheitsbedingten Pause im Vorjahr kehrte er Ende 2008 auf die Bühne zurück und schmiedete bereits viele weitere Pläne, mit denen er seine Vorstellung vom kulturellen Miteinander in der Eifel verwirklichen wollte.

Daraus wird nun nichts mehr. Nach einem Schwächeanfall am Wochenende ist Mehmet Fistik am Dienstag 65-jährig in einem Trierer Krankenhaus gestorben. Fistik hinterlässt sechs Kinder. Er wird voraussichtlich am Freitag in seinem Heimatland beigesetzt.

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