Eine Insel der Ruhe im Advent

Prüm · Seit 37 Jahren gehört das Adventsblasen fest zu den vorweihnachtlichen Traditionen der Abteistadt. Die Schwestern Bertha und Marlies Hansen riefen damals die Aktion ins Leben. Am Samstag war es wieder so weit. Hunderte Besucher genossen das besinnliche Konzert auf dem Hahnplatz.

Hektik prägt an den Adventswochenenden die Innenstädte. Viele Tausend Menschen schieben sich auf großen und kleinen Weihnachtsmärkten in der Region vorbei an Glühweinbuden und Kunsthandwerksständen, die meisten Fußgängerzonen platzen angesichts der vorweihnachtlichen Konsumfreude aus allen Nähten. Besinnung und Einstimmung auf das größte Fest der Christenheit ist angesichts eines solchen Trubels nur schwer zu finden. Ganz anders sieht es alljährlich am Abend vor dem ersten Advent auf dem Prümer Hahnplatz aus, wenn die Blechbläser des Musikvereins 1834 Prüm zum Turmblasen aufspielen.12 Adventsrufe und Volkswaisen



Mit Lichterketten geschmückten Fenstersimsen und der festliche Weihnachtsbaum stimmten auch beim 37. Adventsblasen das Stadtbild auf das Ereignis ein. Abwechselnd erschallten ab kurz nach acht Uhr aus allen vier Himmelsrichtungen Lieder über den für den Autoverkehr gesperrten Platz. Der musikalische Dialog der Turmbläser stand wie gewohnt ganz in Zeichen von Andacht, Besinnlichkeit und leiser Einstimmung auf den Advent. Hunderte Besucher genossen das ruhige Spektakel. Ohne abgenutzte Adventsklischees bewiesen die Musiker einmal mehr, dass der Vorweihnachtszeit jenseits von entsprungenen Rösslein und klingenden Glöckchen ein ganz besonderer Zauber innewohnt - wenn man sich nur darauf einlässt.
"Es ist wirklich so wunderschön, so was habe ich seit vielen Jahren nicht mehr erlebt", flüsterte Bertrada Groenen gerührt ihrer Begleitung zu. Aus Belgien sei sie für ein Wochenende nach Trier gereist. "Der Weihnachtsmarkt war dort sehr schön, auch viele Geschenke habe ich gefunden, wirklich in Weihnachtsstimmung bin ich aber erst hier bei unserem kleinen Stopp auf der Heimfahrt gekommen", erklärte sie.
Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy ist stolz auf die besinnliche Tradition: "Der Hahnplatz sieht mit seinem Weihnachtsschmuck wirklich zauberhaft aus. Wir können hier etwas ganz Besonderes bieten", sagte sie gerührt, kurz bevor die ersten Töne erklangen.

Vom Turm der Basilika sowie von Balkonen über der Volksbank, am Hotel Goldener Stern und einem Wohnhaus hallten 12 Adventsrufe und Volksweisen über dem Hahnplatz. Die Stücke sind traditionelle vorweihnachtliche Weisen aus Deutschland, dem Alpenraum und den europäischen Nachbarländern.

Initiiert wurde das Turmblasen erstmals vor 37 Jahren von den Geschwistern Bertha und Marlies Hansen. Das Adventsblasen ist fest mit ihrem Namen verknüpft - die Noten der Adventslieder tragen die Schwestern nämlich aus ganz Europa extra für das Prümer Adventsblasen zusammen. Nach einer knappen halben Stunde war es aber schon wieder vorbei. "Das gibt es nur einmal zum ersten Advent?", fragte die belgische Besucherin verwundert. "Schade, es ist so schön, das sollte doch eigentlich vor jedem Adventssonntag stattfinden", schlug sie vor.

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