Energiebündel mit sozialer Ader und Mutterwitz

Bleialf · Vor allem der Spaß am Ehrenamt hat Edith Baur vor sieben Jahren dazu bewogen, sich um das Amt der Bürgermeisterin von Bleialf zu bewerben. 2009 stellte sie sich zur Wiederwahl und bekam 91 Prozent der Stimmen. Ein deutliches Zeichen, dass die Einwohner zufrieden sind mit ihrer Ortschefin.

Bleialf. Edith Baur redet nicht gerne um den heißen Brei herum. "Wer mich nicht gut kennt, findet mich vielleicht etwas direkt", sagt sie und lacht. Sie lacht viel und gerne. Auch wenn ihr Amt manchmal eher zum Haareraufen ist. Zum Beispiel, wenn der Gemeinderat nur auf mühsamen Umwegen zu einem Entschluss kommt.
Die gelernte Krankenschwester hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof. Neben ihrem Beruf und ihren Aufgaben als Gemeindechefin kümmert sie sich um das Jungvieh und macht die Buchführung für den Hof.
Bleibt da Zeit für Hobbys? "Nein. Wenn ich mal Zeit habe, gehe ich schlafen. Ich habe es in diesem Jahr noch nicht geschafft, Rad zu fahren", sagt sie und lacht.
Dabei liegt Bleialf direkt am Radweg, der nur dort durch einen Tunnel führt. Dass der trotz Fledermausbesiedlung befahren werden kann, ist nur ein Verdienst der 50-Jährigen. In ihre Ära fallen viele Projekte, die erfolgreich umgesetzt wurden. Zum Beispiel gibt es einen gut funktionierenden Jugendtreff im Bürgerhaus, es wurden alle alten Straßen ausgebaut, die vier Ortseingänge sowie der Marktplatz neu gestaltet, der Friedhof hat eine neue Aussegnungshalle bekommen, alle Gewerbeflächen sind verkauft, ein Neubaugebiet wird ausgewiesen und die vier Spielplätze wurden durch Teamarbeit verbessert.
Bürgermeisterin zu sein bedeute für sie Freude, für ihre Mitmenschen was zu bewegen. Darunter leidet natürlich das Familienleben. "Meine Familie steht hinter mir, aber oft verbringen wir nicht mal den Sonntag zusammen", sagt sie.
In ihr Amt sei sie vor sieben Jahren voller Erwartung, aber ohne Hintergrundwissen gestartet. Von Anfang an gut unterstützt hat sie ihr Schriftführer Alfred Hansen, der ehemalige Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde. "Ich habe keine Sprechzeiten, ich bin immer erreichbar", sagt sie.
Da kann es durchaus passieren, dass ihr Handy klingelt und sie gerade im Stall steht. Und für ihren Rund-um-die-Uhr-Dienst erhält sie gerade mal 50 Cent pro Bürger monatlich an Aufwandsentschädigung.
Sie freut sich, wenn die älteren Bürger, die sie schon als Kind kannten, sagen: "Da kommt unsere Edith". "Das sind die schönen Momente. Die gleichen die anderen wieder aus." Als Bürde empfindet sie teilweise die nichtöffentlichen Gemeinderatsitzungen, die manchmal missbraucht werden, um Dinge zu sagen, die nicht nach außen dringen sollen. Schwer fällt es ihr auch, Gebührenerhöhungen zu verkünden. Dass es in der Verbandsgemeinde Prüm nur fünf Bürgermeisterinnen bei 44 Ortsgemeinden (einschließlich Stadt Prüm) gibt, führt sie darauf zurück, dass die Politik immer noch eine Männerdomäne ist und Frauen es dort schwer haben, ernst genommen zu werden. "Manche Männer werden nicht damit fertig, dass Frauen gut organisiert sind und sehr viel auf die Reihe bekommen", sagt sie.
Als nächstes Projekt steht der Ausbau der Kindertagesstätte an. Bis 2013 müssen die Voraussetzungen für die Aufnahme von unter zweijährigen Kindern geschaffen werden. Außerdem wünscht sie sich noch eine Freizeiteinrichtung für Jugendliche, zum Beispiel eine Rampe für Skateboards. sn

Bleialf hat 1256 Einwohner. Im Ort gibt es: Apotheke, einen Allgemeinmediziner, zwei Zahnärzte, ein Heilpraktikerzentrum, Supermarkt, Bäckereien, Metzger, Einzelhandel, Ganztags-Kindergarten, Grundschule und Realschule plus. Neben dem Jugendtreff gibt es in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Angebote für Senioren und eine Gemeindebücherei. Ende des Jahres wird das neue Baugebiet "Wutschert" fertig. sn

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