Fahrradhelme sind besonders gefragt

Prüm · Viele Menschen in der Eifel wollen Flüchtlingen mit Sachspenden helfen. Weil aber Lagerraum fehlt, musste die Verbandsgemeinde Prüm nach einem neuen Weg suchen, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Zwölf Ehrenamtler betreiben nun eine Spendenbörse, bei der telefonisch sowohl der Bedarf als auch das Angebot aufeinander abgestimmt werden.

Fahrradhelme sind besonders gefragt
Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Prüm. Flüchtlinge, die in der Verbandsgemeinde Prüm nach Rettung vor Krieg, Gewalt und Elend suchen, stehen - wenn sie schließlich eine eigene Unterkunft zugewiesen bekommen - vor einem kompletten Neuanfang. Ihren Besitz mussten sie in ihrer Heimat zurücklassen - ihnen blieb oft nichts als ein Telefon, etwas Geld und die Kleidung an ihren Körpern.

Viele alteingesessene Eifeler wollen ihnen mit Sachspenden unter die Arme greifen, allein organisatorisch war das bisher für die VG-Verwaltung eine Herausforderung. "Die Bürger sind sehr hilfsbereit, aber einen Lagerraum haben wir nicht, Spenden können wir also nicht einfach sammeln", sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm.

Als Lösung hat nun eine Gruppe von zwölf Freiwilligen die sogenannte "Spendenbörse Prüm" gegründet, im Rahmen der Initiative "Ich bin dabei", einem Projekt zur Förderung des Ehrenamts (der TV berichtete). "Täglich nehmen sie jetzt telefonisch Spendengesuche, aber auch -angebote an und gleichen sie miteinander ab", sagt Erwin Meyers von der VG-Abteilung Bürgerdienste. Unterstützt werden sie dabei eng vom Bürgerdienst, der für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. Wöchentlich wird seit Jahresbeginn im Amtsblatt und auf der Prüm-Homepage eine Bedarfsliste veröffentlicht.

Zum einen könne so das Lagerproblem gelöst werden, sagt Hanni Thomas vom "Ich bin dabei"-Moderationsteam, zum anderen werde auf diesem Weg dafür gesorgt, dass Dinge, die im Moment nicht gebraucht würden, nicht unnötig gehortet werden müssten. "Leider müssen wir ja ab und an auch wieder Wohnungen von Flüchtlingen auflösen, die nicht bleiben konnten. Dabei fällt immer wieder auf, dass sich einfach viel ansammelt - Kleidung, die nicht passt oder auch beispielsweise Unmengen an Puzzlespielen", sagt Meyers.Organistorisch einfacher


Die Spendenbörse sei gut angelaufen, sagt Thomas. "Allein in den ersten Tagen haben wir 20 Fahrräder vermittelt." An erster Position auf der aktuellen Bedarfsliste stünden so nun auch Fahrradhelme, direkt gefolgt von Fernsehern, Musikanlagen, Kinderwagen, Mikrowellen und anderen Küchengeräten. "Wenn sich bei uns jemand meldet, dann stellen wir den Kontakt zwischen Anbieter und Suchendem her", sagt Thomas. Das sei organisatorisch der einfachste Weg.
Ausdrücklich betont Meyers, dass sich das Angebot nicht ausschließlich der Flüchtlingsarbeit zuwende, auch wenn das momentan die Arbeit sicher ein bisschen präge. "Bewusst haben wir die Spendenbörse offengehalten und wollen jeden ansprechen, der etwas sucht oder anzubieten hat. Das können auch junge Leute sein, die gerade ihr Studium beginnen und noch Hilfe bei der Einrichtung ihrer ersten eigenen Wohnung brauchen."

Die Spendenbörse sei eine gute Ergänzung bestehender Angebote, sagt Söhngen. "Wir können froh sein, dass bei uns eine gewisse Infrastruktur bereits vorhanden ist."
In Sachen Lebensmittel sei die Prümer Tafel eine stark genutzte Einrichtung, gehe es um Textilien, leiste das Team der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes gute Arbeit. "Bei allen anderen Dingen kann nun die Börse helfen", sagt er.
Die Mitarbeiter der "Spenden börse Prüm" sind an allen Werktagen jeweils von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 06551/943123 erreichbar. Weitere Informationen im Internet unter www.pruem.deExtra

Zur Stärkung des Ehrenamts brachte das Land Rheinland-Pfalz im Sommer 2013 die Projekt-Werkstatt "Ich bin dabei" auf den Weg. In sechs Pilotkommunen - unter ihnen die Verbandsgemeinde Prüm -arbeitet jeweils ein Moderationsteam mit Projektgruppen, die auch nach Auslaufen der Pilotphase bestehen bleiben sollten. Acht Projekte wurden dabei in Prüm von rund 25 Teilnehmern angestossen. Unter anderem ging aus der Initiative auch der sogenannte Lotsendienst, ein Angebot der VG Prüm, zur Beratung von Vereinen und Ehrenamtlern hervor. Zwar lief die Pilotphase im Herbst 2014 aus, die Spendenbörse Prüm wurde nun aber quasi als neunte Gruppe nachträglich in Leben gerufen. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort