Fusion mit finanziellen Folgen

Zusammenlegung mit Spätfolgen: Weil vor einigen Jahren aus dem alten Dorf Dausfeld und dem Baugebiet Dausfelder Höhe ein Stadtteil wurde, müssen jetzt die Einwohner unten für den geplanten Straßenausbau oben mitzahlen - und wollen sich damit nicht abfinden.

 Trostlos ist das Bild, das der Straßenbelag des Ardennenrings abgibt. Daher wird er erneuert. TV-Foto: Christian Brunker

Trostlos ist das Bild, das der Straßenbelag des Ardennenrings abgibt. Daher wird er erneuert. TV-Foto: Christian Brunker

Prüm-Dausfeld. Es war nur eine Randnotiz der Sitzung des Prümer Stadtrats: der Beschluss über die Erneuerung des Ardennenrings im Prümer Baugebiet Dausfelder Höhe. Doch unter den Zuschauern saßen zwei sehr aufmerksame Beobachter: Horst und Babsi Pohl aus Dausfeld. Denn auch wenn sich in einer Bürgerversammlung eine Mehrheit für den Ausbau ausgesprochen hat, ist das aus ihrer Sicht nicht die ganze Wahrheit einer umstrittenen Geschichte.

Um sie zu verstehen, muss man die Uhr zurückdrehen. Ein kleines Stück oberhalb des Prümer Freibads liegt der Ortsteil Dausfeld, ein altes, ehemals eigenständiges Dorf. Auf der Höhe darüber wurde in den 1970er Jahren ein Neubaugebiet ausgewiesen, das bald größer war als das alte Dorf. Vor einigen Jahren wurde die Dausfelder Höhe mit dem alten Dausfeld zu einem Stadtteil zusammengelegt. Ungeahnte Konsequenzen kommen jetzt zum Vorschein. Denn für die wiederkehrenden Beiträge, die in allen Prümer Ortsteilen und der eigentlichen Stadt eingeführt sind, sind die Dausfelder Höhe und Dausfeld damit eins.

So weit, so unproblematisch. Doch wie Alexander Strack aus Dausfeld berichtet, haben beide Teile eine deutlich unterschiedliche Grundstücksstruktur. Unten in Alt-Dausfeld habe man viel größere Flächen. Das habe zur Folge, dass die Einwohner von Alt-Dausfeld wesentlich höhere wiederkehrende Beiträge zahlen müssen als die Anwohner oben, wenn eine Straße ausgebaut werden soll - und das ist jetzt geplant. Denn nach 40 Jahren ist der Ardennenring, der das Baugebiet oben erschließt, stark beschädigt und muss erneuert werden.

Das bringt das Blut der Alt-Dausfelder in Wallung, die nicht an Kritik an der Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy sparen. Vor allem ihre Äußerung in der Stadtratssitzung, dass sich bei einer Einwohner-Versammlung die Mehrheit der Anwesenden für die Baumaßnahmen ausgesprochen hätte, bringt sie in Rage. Sie habe kein Wort davon gesagt, dass in Alt-Dausfeld sehr wohl viele gegen den Ausbau seien - die dies mittlerweile mit einer 34 Namen umfassenden Unterschriften-Sammlung deutlich gemacht haben. Außerdem seien in einer ersten Bekanntmachung der Einwohnerversammlung nur die Bewohner der Dausfelder Höhe eingeladen worden. Erst nachträglich habe man wohl gemerkt, dass man auch die Alt-Dausfelder hätte einladen müssen und informierte kurzfristig mit Zetteln in Briefkästen, berichtet Babsi Pohl. Außerdem, sagt Manfred Lamberty, war vielen im unteren Dorf nicht klar, dass es sie auch betrifft. Er bringt die Stimmung in Alt-Dausfeld auf den Punkt: "Wir fühlen uns verschaukelt."

Stadtbürgermeisterin Weinandy weist die Kritik zurück. Alle Dausfelder hätten die Einladung zur Versammlung bekommen, und einige seien ihr gefolgt. Allerdings finde sie es auch "etwas merkwürdig", dass die beiden Teile damals zusammengelegt worden sind. Heute sei das Problem, dass sich damals viele nicht dafür interessiert hätten - auch weil sie sich der Konsequenzen nicht bewusst waren.

Die Alt-Dausfelder hoffen auf eine Lösung, bei der sie nicht so stark finanziell belastet werden. Doch Ewald Dockendorf, Leiter des Bauamts bei der Verbandsgemeinde Prüm, macht ihnen kaum Hoffnung. Man könne das nicht immer weiter auseinanderrechnen und unterschiedlich gewichten. "Sonst ist man wieder dabei, dass nur noch die Anwohner in der betroffenen Straße zahlen." Dadurch, dass die Grundstücke für die Quadratmeter-Berechnung nur bis zu einer Tiefe von 35 Metern einbezogen werden, versuche man schon, allzu große Ungleichgewichte zu vermeiden. Wer allerdings lange Grundstücke entlang der Straße habe, besitze dort aber auch potenzielles Bauland.

Die geplante Baumaßnahme und deren Finanzierung ist auch Thema einer neuen Bürgerversammlung am Mittwoch, 11. August, um 20 Uhr im Gasthaus "Dausfelder Höhe". Dazu haben die Bürger von Alt-Dausfeld auch die Bürgermeisterin und die Stadtratsfraktionen eingeladen. Extra Prüm und die Beiträge: Im gesamten Stadtgebiet gilt bei Straßenausbauten das Prinzip der wiederkehrenden Beiträge: Bei Bauvorhaben werden nicht nur die Anwohner der Straßen für Beiträge herangezogen, sondern alle Grundstücksbesitzer im Ort. Damit sollen die Kosten auf mehr Schultern verteilt werden. In Prüm ist das Stadtgebiet unterteilt. So bezahlen die Menschen beispielsweise in Weinsfeld nur für Bauprojekte im eigenen Ortsteil. Das sind naturgemäß nicht so viele wie in der Kernstadt, wo eigentlich jedes Jahr wiederkehrende Beiträge anfallen. (ch)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort