Geschichte wird greifbar

Prüm · Über knapp 60 Stunden erzählt der Regisseur Edgar Reitz seit den 1980er Jahren im Zyklus "Heimat" die Geschichte des fiktiven Hunsrückdorfs Schabbach. Der Geschichtsverein Prümer Land hat ihm nun für seine außerordentlichen Verdienste in der Vermittlung von Geschichte den Werner-Blindert-Preis verliehen.

 Für seine Verdienste bei der Vermittlung von Geschichte hat der Geschichtsverein Prümer Land Edgar Reitz geehrt. TV-Foto: Frank Auffenberg

Für seine Verdienste bei der Vermittlung von Geschichte hat der Geschichtsverein Prümer Land Edgar Reitz geehrt. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Weltweit berührt der Hunsrücker Regisseur Edgar Reitz seit den 1980er Jahren seine Zuschauer mit der sogenannten "Heimat"-Trilogie. Dabei begeistert der Autorenfilmer mit seinem mehr als 60 Stunden lagen, knapp 30 Filme zählenden Zyklus über das fiktive Hunsrückdorf Schabbach seit mehr als 30 Jahren nicht nur Kritiker, sondern erreicht auch ein breites Publikum. Gerade weil er damit die Vermittlung von Geschichte mit filmischen Mitteln deutlich prägte, hat der Geschichtsverein Prümer Land ihm nun den Werner-Blindert-Preis verliehen.
"Reitz ist der vierte Preisträger in der Kategorie ,Geschichte überregional'. In ihr wollen wir Menschen auszeichnen, die sich besonders verdient gemacht haben", sagt der Vereinsvorsitzende, Volker Blindert, bei der jüngsten Preisverleihung vor 100 Gästen. Sechs Mal sei der Preis insgesamt verliehen worden (siehe Extra), vier mal in dieser Kategorie. "Edgar Reitz gelingt mit ‚Heimat' eine poetische Annäherung an die Geschichte, so wie sie sich ereignet haben könnte. Damit berührt er seine Zuschauer mit äußerst poetischen Bildern", sagt Blindert. Reitz richte aber in seinen Filmen eben nicht den Blick auf große Persönlichkeiten und weltbestimmende Ereignisse, sondern auf das Leben der einfachen Menschen und macht Geschichte damit greifbar.
Eine poetische Annährung


Laudator Patrick Schnieder, Mitglied des Bundestags, hob in seiner Rede die Pionierarbeit hervor: "Heimat war eine epochale neue Art dafür, wie Geschichte erzählt werden kann und wie sie eben auch zu vermitteln ist." Gerade in einer Zeit, in der die Öffentlichkeit noch große Schwierigkeiten mit dem Begriff Heimat gehabt habe, sei Reitz' Ansatz ein neuer Zugang gewesen.
Spielfilm - keine Dokumentation


Der Preisträger selber geht in einem Kurzvortrag auf den teils kuriosen Umgang der Wissenschaft mit seinen Filmen ein. Selbstverständlich schmeichle es ihn, wenn Historiker sich mit seinen Werken befassten, irritierend sei es aber, wenn "Heimat" als Verfilmung historischer Fakten betrachtet werde. "Es geht soweit, dass geschichtswissenschaftliche Arbeiten über meine Filme geschrieben werden. Es handelt sich um Spielfilme", betont er."Sie dienen nicht der Sicherung von Fakten, sondern der Annäherung an Details." Personen, Geschichten, Kostüme seien historisch begründet, aber eben keine Fakten.Extra

Im Gedenken an seinen 2004 gestorbenen langjährigen Vorsitzenden Werner Blindert verleiht der Geschichtsverein "Prümer Land" seit 2006 den Werner-Blindert-Preis. Der Preis wird unregelmäßig abwechselnd in den Kategorien "Geschichte regional" und "Geschichte überregional" verliehen. Der Preis ging bisher an den ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, den Historiker Nikolaus Nösges, den Fernsehjournalisten Guido Knopp, den ehemaligen luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker sowie an den Historiker Aloys Finken. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort