Lokalgeschichte Fachmann aus Leidenschaft

Prüm · Der Geschichtsverein Prümer Land hat erneut den Werner-Blindert-Preis verliehen. Diesmal ging die Auszeichnung an Alois Mayer – Lokalhistoriker, Autor, Lehrer und unbestrittene Koryphäe der Eifelhistorie.

 Peter Fabry (links) und Volker Blindert (rechts) überreichen die Urkunde an den jüngsten Träger des Werner Blindert Preises Alois Mayer.

Peter Fabry (links) und Volker Blindert (rechts) überreichen die Urkunde an den jüngsten Träger des Werner Blindert Preises Alois Mayer.

Foto: Frank Auffenberg

Fast 40 Ortschroniken, Bücher und Festschriften, gleich mehrere hundert historische Aufsätze und unzählige Veröffentlichungen in Zeitungen – auch im Volksfreund: Alois Mayers lokalhistorisches Werk nimmt nach mehr als 40 Jahren Forschungsarbeit einigen Platz im Bücherregal ein. Dabei befasst sich der pensionierte Lehrer der St. Laurentius- Schule Daun als Heimatforscher weniger mit den Größen der europäischen Geschichte. Es sind die normalen Leute und die Historien der kleinen Orte, die seine Leidenschaft befeuern. Für seine unermüdliche Arbeit haben der Geschichtsverein Prümer Land (GVPL) und die Kreissparkasse Bitburg-Prüm Mayer nun den Werner-Blindert-Preis (siehe Info) verliehen.

In seiner Laudation lobt Volker Blindert, Vorsitzender des GVPL, besonders Mayers Leidenschaft und Liebe fürs Thema, aber auch für seine Heimat. „Seine Beiträge sind leicht verständlich, aber fesselnd formuliert. Seine Vorträge sind rhetorisch stark, unterhaltsam und alles andere als langweilig.“ Es sei die Themenvielfalt, die Geschichtsfans in den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm gleichermaßen unterhielten, sagt Blindert. „Alois Mayer ist ein Heimathistoriker, wie man ihn sich wünscht. Einer, den man am liebsten klonen würde. Fachwissen, Heimatliebe, rhetorische Begabung und eingängige Formulierungen, gepaart mit Ideenreichtum.“ Mayer sei ein würdiger Preisträger: „Möge er noch viele weitere Vorhaben mit uns realisieren“, sagt er.

Soviel Lob nimmt der Geehrte mit schelmischem Witz entgegen. Im Gegensatz zu Marcel Reich-Ranicki sage er: Ich nehme den Preis an.“ Die Lichtgestalt der Literaturkritik lehnte einst ohne Vorwarnung den Deutschen Fernsehpreis bei einer Liveübertragung ab. Mayer aber versichert, den Preis gern anzunehmen. „Ich bin emotional bewegt und sage von ganzem Herzen Ihnen, Herr Volker Blindert, dem Vorstand des Geschichtsvereins und allen, die mit ihrem Votum für mich stimmten, Danke.“

Auch Peter Fabry, als Filialleiter der Prümer Kreissparkasse Vertreter des Preisstifters, gratuliert. Ganz der Heimat verbunden, kündigt Mayer an, die Hälfte des mit 1000 Euro dotierten Preises für die Sanierung der Salvator-Basilika zur Verfügung zu stellen. Er sei gerührt, die Auszeichnung sei eben auch eine Belohnung dafür, dass er über 40 Jahre bemüht gewesen sei, der Vulkan- und Westeifel ihre geschichtlichen und zivilisatorischen Wurzeln bewusst zu machen.

So wundert es da auch nicht, dass sein Festvortrag mit dem Titel „Liebe und Ehe in der mittelalterlichen Eifel“ gespickt ist mit Dokumenten und Bezügen, die sich direkt auf Orte in der Umgebung beziehen. Fast subversiv wirken Mayers Ausführungen im Fürstensaal der ehemaligen Abtei. Mal nüchtern, dann wieder pointiert berichtet er von arrangierten Ehen, von den frömmelnden Regeln, die Kirche und Lehnsherren der Landbevölkerung aufdrückten, freilich, nicht ohne „Wasser zu predigen und Wein zu trinken.“

Mayer nimmt seine Zuhörer sanft bei der Hand, berichtet davon, dass Liebe damals nichts mit Ehe zu tun hatte und Frauen letztlich keine Rechte hatten. Letztlich brauchte Mayer nur ein Zitat von Thomas von Aquin, um die damalige Haltung zu verdeutlichen: „Wenn sie müde werden oder sogar sterben, so macht das nichts aus. Lasst sie im Kindbett sterben, dafür sind sie da.“

Mayer geleitet die Gäste durch die mittelalterliche Geschichte der Ehe, vorbei an heute absurd klingende Moralvorstellungen und haarsträubenden Verhütungsversuchen und endet ganz unbemerkt im Hier und Jetzt bei einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Gleichberechtigung. „Was für ein weiter, beschwerlicher Weg für die Frau – von ihrem Apfelbiss im Paradies bis heute. Und die Gefahr ist immer noch groß, dass eine Frau zum degradierten Lustobjekt in Medien, in der Konsumwelt oder als Ware dargestellt wird.“

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