"Glad to be in Glaadt"

Jünkerath-Glaadt · Simon Cox und seine Frau Susanna Vinken haben in Jünkerath-Glaadt das frühere Haus Manstein aus dem Jahr 1904 gekauft. Zurzeit wird dort überall gearbeitet - denn aus dem Gebäude wird demnächst die Glaadter Hütte, direkt am Kylltalradweg.

Jünkerath-Glaadt. "I\'m glad to be in Glaadt" - Ich bin froh, in Glaadt zu sein: Das Wortspiel des Briten Simon Cox (siehe Extra) hat in der Gemeinde im Oberen Kylltal schon die Runde gemacht.
Zugleich ist man in Jünkerath und dem Ortsteil Glaadt aber auch sehr froh, Cox und dessen Frau Susanna Vinken im Dorf zu haben: Denn die beiden kauften im vergangenen Jahr das alte, lange ein Schattendasein führende Haus Manstein, um es zu einem Hotel vor allem für die Benutzer des künftigen Kylltalradwegs auszubauen. "Ein Leerstand weniger", sagt Ortsbürgermeister Rainer Helfen. "Und vor allen Dingen eine Stärkung des touristischen Angebots direkt am neuen Radweg." Die Eröffnung ist für den Herbst geplant.
Jeder bringt ein Hämmerchen


Stark war auch der erste Auftritt, den die Familie in Glaadt hatte: Denn vor dem Haus aus dem 19. Jahrhundert hatte ein späterer Besitzer eine Mauer gebaut, die niemandem gefiel. "Das war kein besonders attraktiver Blickfang", sagt Helfen.
Die Neu-Glaadter machten aus dem Abriss dann gleich mal ein Fest für alle Bürger im Dorf. Motto: Die Mauer muss weg. Jeder Gast durfte einen Hammer mitbringen, gemeinsam ließ man das abweisende Bauwerk einstürzen.
Besser kann man sich als Neubürger gar nicht eingemeinden. Zumal sich die Familie auch mit dem Glaadter Kirmesverein darauf einigte, den Festplatz in der Nicht-Kirmeszeit zum Stellplatz für Wohnmobile zu machen. "Eine ideale Ergänzung", sagt Helfen. Dass Orts- und Verbandsgemeinde gleichzeitig dabei halfen, den Investoren alle nötigen Genehmigungen zügig zu beschaffen, versteht sich von selbst. Für einen Teil der Ausgaben - mindestens 600 000 Euro - erhalten die Bauherren Förderung aus dem EU-Leader-Programm.
Cox und Vinken haben einiges vor. So soll der künftige Name Glaadter Hütte lauten. Damit wollen sie einerseits auf das Jünkerather Eisenhüttenwerk anspielen, zugleich wolle man aber eine Atmosphäre schaffen wie in einer heimeligen Berghütte, sagt der 51-Jährige. Willkommen sind also nicht nur Radfahrer, denen man auch eine Werkstatt bieten will, in der ihre Untersätze über Nacht wieder flott gemacht werden sollen. Wanderer dürfen hier genauso Station machen wie Ex-tremsportler. Und die Bürger aus der Umgebung, die zum Essen oder zur Runde im Biergarten vorbeikommen möchten.
Ein schönes Willkommensgeschenk gab es auch bereits: Die Jünkerather Eisenbahnfreunde vermachten den künftigen Hoteliers ein Bahnsignal. Helfen: "Damit deutlich wird: Wir befinden uns hier an der historischen Bahnstrecke."
Sohn Nick, 14, wohnt bereits mit dem Vater in Glaadt und besucht die Graf-Salentin-Schule. Der ältere, Carl (17), bleibt bis zum Abitur noch mit der Mutter in Köln, die vorerst dort auch weiter arbeitet. In der Eifel zu Hause fühlen sie sich alle aber bereits jetzt: "Absolut", sagt Simon Cox. "Der Empfang war extrem herzlich, von Bürgermeister Rainer Helfen bis zur Nachbarschaft. Wir sind mit offenen Armen empfangen worden."
Wobei die Entscheidung für die Eifel eine ganz bewusste war, sagt Cox: Den Impuls, aufs Land zu ziehen, hatten er und seine Frau schon länger.
Nur wann und wohin, das stand zunächst nicht fest. Dann entdeckten sie das Glaadter Haus im Internet. "Meine Frau hat nur gesagt: Kaufen."Meinung

So macht man es richtig
Susanna Vinken und Simon Cox zeigen nicht nur, wie man als Neu-Eifeler den richtigen Ton trifft und sich bestens in ein Dorf einbringt. Sie gehen auch mit Elan und Ideen daran, dem künftigen Radwegtouristen - und nicht nur dem - etwas zu bieten. Beispielhaft - und hoffentlich von Erfolg gekrönt. fp.linden@volksfreund.deExtra

Simon Cox hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf: Geboren wurde der Brite 1962 in Harare in der früheren britischen Kolonie Simbabwe (Rhodesien). Als er sieben Jahre alt war, musste die Familie das Land verlassen, kehrte zurück nach Europa und dann nach Köln, wo sein Vater für die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk arbeitete. Cox studierte Biologie, sattelte um aufs Schreinerhandwerk - und machte bald erste Theatererfahrungen, zusammen mit Karin Beier, die vor zwei Jahren als gefeierte Intendantin vom Schauspiel Köln ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg wechselte. Cox hatte Engagements am Schauspielhaus Düsseldorf, in Köln und in weiteren Theatern in der Bundesrepublik und in England. Er arbeitet als Moderator, Radiosprecher, organisierte Festivals und betreibt zugleich noch eine Werkstatt für Innenausbau. Und er ist gelegentlich vor der Kamera zu sehen. Dabei reicht sein Spektrum vom Kunstfilm (The Baby of Macon von Regisseur Peter Greenaway) bis zu täglichen Fließbandserien wie "Unter uns". fpl

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