Grenzlandschau will Internet-Zeitalter trotzen

Prüm · Die Bedingungen für die Prümer Grenzlandschau (GLS), die im kommenden Jahr ihre 24. Auflage erlebt, werden nicht einfacher: Manche Unternehmen stellen angesichts des großen Aufwands ihr Engagement infrage oder wollen es verkleinern. Dennoch glaubt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy nach wie vor an die Zukunft der GLS.

Prüm. Ein Selbstläufer ist eine große Gewerbeschau wie die Prümer Grenzlandschau schon lange nicht mehr - sondern vor allem viel Arbeit für die Organisatoren. Die nächste Auflage wird vom 27. April bis 1. Mai stattfinden. Bereits jetzt, rund ein halbes Jahr vor Beginn, liegen 65 Anmeldungen von Betrieben vor. "Das liegt ungefähr in dem Rahmen, was wir sonst auch zu dieser Zeit haben", sagt Ausstellungsleiter Georg Sternitzke. 2011 waren rund 200 Aussteller dabei, rund 16 000 zahlende Besucher kamen an den fünf Tagen zur Gewerbeschau. "Die Anmeldefrist läuft noch bis Ende des Monats", sagt Sternitzke. Aber wie in den vergangenen Jahren auch könne man noch auf kurzfristige Anmeldungen bis zum Beginn der GLS reagieren und die Erfahrung zeige, dass viele Betriebe sich erst spät melden. Es sei nicht immer einfach, die Unternehmer von einem Engagement zu überzeugen. "Das Geld wir nun einmal immer knapper", sagt Sternitzke.
Kontakt zum Kunden


Aber sowohl der Ausstellungsleiter als auch Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy sind vom Konzept der Grenzlandschau nach wie vor überzeugt, zumal es von den Ausstellern auch viele positive Rückmeldungen gebe (siehe Stimmen). "Wir machen das ja nicht für uns zum Selbstzweck", sagt Weinandy. "Das ist ein wichtiges Aushängeschild für Prüm und das Prümer Land." Zudem bilde die GLS eine wichtige Klammer für die Betriebe, die sich auch untereinander austauschen könnten. "Nur im Internet zu sein, ist ja auch nicht optimal", sagt Sternitzke.
Der persönliche Kontakt zum Kunden sei nach wie vor wichtig und die GLS biete nun einmal die Chance, sich und seine Angebote vielen Interessierten persönlich zu präsentieren. "Deshalb bemühen wir uns intensiv, auch im kommenden Jahr eine attraktive Grenzlandschau hinzubekommen", sagt Weinandy.
Man stelle sich der Veränderung. "Wir wissen nicht, wie es am Ende wird, aber wir versuchen, das Beste aus den vorhandenen Bedingungen zu machen", sagt Sternitzke. Eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr steht allerdings schon fest: Ein eigenes Autozelt werde es nicht mehr geben. Das habe allerdings nichts mit einem rückläufigen Interesse der Autohändler zu tun, sondern geschehe auf deren Wunsch. "Sie wollen sich mehr in die Grenzlandschau integrieren", sagt Sternitzke.
Das Veranstaltungszelt, das im vergangenen Jahr erstmals gestrichen wurde (der TV berichtete), wird außerdem nicht wiederbelebt. Der Verlust sei zwar bedauert worden, sagt Weinandy, aber es finde sich niemand, der bereit sei, das finanzielle Risiko zu übernehmen. "Und wir als Stadt können das nicht auch noch leisten."
Deshalb soll auch bei der nächsten GLS die Mehrzweckhalle für den gemütlichen Teil genutzt werden.
Die diesbezüglichen Gespräche mit den Prümer Wirten laufen, noch gebe es aber kein abschließendes Ergebnis.Meinung

Das Internet kann nicht alles
Leicht ließe sich der Abgesang auf die großen Verbrauchermessen und Gewerbeschauen singen: vom Internet überholt und ausgebremst, jeder investierte Euro daher einer zu viel. Und natürlich lassen sich die großen Zelte mittlerweile deutlich schwieriger mit Ausstellern und Besuchern füllen, als es vor zwanzig Jahren der Fall war. Und trotzdem ist es richtig, an die Zukunft der Grenzlandschau zu glauben. Denn das Internet kann nicht alles ersetzen. Denn bei vielen Geschäften ist Vertrauen zwischen Kunde und Anbieter eminent wichtig. Ein solches Vertrauen kann aber über das Internet nur schwer entstehen - anders als im persönlichen Kontakt. Diese Begegnungen sind genau die Stärke der GLS. Das Beispiel der Westeifelschau in Arzfeld zeigt, dass sich auch kleine Messen mit einem klaren Schwerpunkt behaupten können. Es ist also noch lange nicht die letzte Messe auf die Messen gelesen. c.brunker@volksfreund.deExtra

"Wir sind wieder mit dabei", sagt Thomas Tix vom Autohaus Eifel-Mosel in Prüm. Die GLS sei zwar nicht mehr die klassische Handelsmesse, auf der viele Geschäfte abgeschlossen werden, sondern diene vor allem vielen Kunden dazu, sich zu informieren. "Deshalb glaube ich nicht, dass die GLS langfristig überlebt, wenn sie weiterhin Eintritt nimmt", sagt Tix. Viele der Informationen bekämen die Kunden auch kostenlos über das Internet. Ohne Eintritt könne man die Besucherzahl auch wieder steigern. Seit mittlerweile 20 Jahren kommt Manfred Schoden mit seiner Firma "Solartechnik" aus Lützkampen auf die GLS. "Das ist eine der tollsten Messen in der Gegend", sagt Schoden. Sie sei relativ günstig und habe immer wieder Tausende Besucher, denen er seine Angebote persönlich vermitteln könne. Deshalb werde er auch 2013 wieder mit dabei sein. chExtra

Die Grenzlandschau im Haushalt der Stadt Prüm: 2011 hat die Grenzlandschau Einnahmen von 234 000 Euro erzielt, die sich zum allergrößten Teil aus Standgebühren von 177 000 Euro und Eintritten von 55 000 Euro zusammensetzen. Dem stehen Ausgaben in Höhe von 260 200 Euro gegenüber. Diese entstehen vor allem aus Personalkosten (Tag- und Nachtaufsicht, Kassendienst, Information) von 30 000 Euro und Sach- und Dienstleistungen (Zeltverleih etc.) in Höhe von 225 000 Euro. Das ergibt ein Defizit von rund 26 200 Euro. Werden noch die sogenannten "internen Leistungsbeziehungen" - also die Leistungen von der Verbandsgemeinde-Verwaltung - mit eingerechnet, vergrößert sich das Minus auf rund 44 000 Euro. ch

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