HINTERGRUND

Tabak in Wittlich 1820 wurde Tabak im Raum Wittlich auf über 100 Hektar angebaut. Für einen Hektar Tabak wurden sieben Gramm Samen benötigt, die die Bauern mühsam in einer mit Stallmist und Humus hergerichteten und mit Glasscheiben abgedeckten "Treibkutsche" herangezogen.

Bis zum Pflanztermin Mitte Mai wurden die Zöglinge von Mädchen und Frauen pikiert. Ab Mitte Juli begann die Ernte: zunächst die unteren Blätter, die Grumpen. Dann wurde Blatt für Blatt aufgefädelt und im Tabakschuppen aufgehängt. Vieles wurde im 20. Jahrhundert automatisiert und vereinfacht, um von den 5000 Arbeitsstunden pro Hektar wegzukommen. Folienhäuser statt Treibkutschen, Ernte- und Einfädel- beziehungsweise Einnähmaschinen, Vermarktung in Bauernballen statt in Buscheln. Die helle, weniger arbeitsaufwändigere Sorte Virgin benötigt nicht einmal mehr einen Trockenschuppen. Sie wird in sechs bis sieben Tagen in Öfen aufgetrocknet. Die zweite im Wittlicher Tal angebaute Sorte ist der Geudertheimer. Anders als in den ersten Jahrhunderten, als die hier angebaute Produktion hauptsächlich für Schnupftabak und Priem genommen wurde, erzeugte man im 19. Jahrhundert oft "Strangtabak". Beliebt war dieser besonders bei den saarländischen Kumpels. Unter Tage nutzten sie ihn als Priem, nach Feierabend stopften sie damit ihre Pfeifen. Carlo Bauer und Günter Thetard aus Neuerburg und Dorf sind die beiden letzten Tabakbauern des Tales und damit des ganzen Kreisverbandes; Michael Praeder fungiert als Geschäftsführer. Übrigens: Erst ab 1967, als die Tabakpreise der in Handarbeit hergestellten Zigarre ins Bodenlose sackten, verkauften die Wittlicher wohl oder übel auch an die Zigarettenindustrie. (peg)

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